Die verrückte Karriere des Final-SchiedsrichtersDer Heisssporn, den Herzprobleme plagten
Eben noch bangte Szymon Marciniak aus gesundheitlichen Gründen um die Karriere. Jetzt steht der Pole vor dem Höhepunkt – auch weil er einst des Feldes verwiesen wurde.
Alles begann mit einer Roten Karte. Hätte er diese nicht gesehen, der polnische Schiedsrichter Szymon Marciniak würde nun nicht den WM-Final zwischen Argentinien und Frankreich leiten.
So erzählt das der 41-Jährige jedenfalls selbst. Zu Beginn des Jahrtausends war er noch Nachwuchsspieler bei Wisla Plock, ein Unruhestifter auf dem Rasen sei er gewesen, sagt Marciniak. Als er einmal des Feldes verwiesen wurde und sich mit dem Entscheid so gar nicht anfreunden wollte, führte er im Nachgang der Partie eine lange Diskussion mit dem Schiedsrichter. Irgendwann sagte ihm dieser: «Wenn du denkst, dass es einfach ist, dann versuch dein Glück. Du wirst sehen.»
Einfach war es vielleicht nicht. Aber nachdem er sich die Worte des Unparteiischen zu Herzen genommen und einen Schiedsrichterkurs belegt hatte, kletterte Marciniak rasch die Karriereleiter hoch. Ab 2008 leitete er Spiele in der polnischen ersten Liga, wurde bald für heikle Matchs wie beispielsweise den nationalen Cupfinal ausgewählt. Ab 2015 kam er in der Champions League zum Einsatz, 2016 folgte die Premiere an einer EM, 2018 jene bei der WM. Heute sagt Marciniak: «Ich bin dem Schiedsrichter sehr dankbar. Denn ohne die Rote Karte wäre ich vielleicht nie Referee geworden.»
Erst Corona, dann Herzprobleme
Die Rote Karte stand am Anfang, gesundheitliche Probleme hätten beinahe das Ende der Karriere Marciniaks bedeutet. 2020 erlitt er eine Covid-19-Infektion. Er sei vor dem Virus davongerannt, aber er sei zu langsam gewesen, sagt er. Heftige Hustenattacken hätten seinen Körper «ein bisschen verwüstet».
Schwerwiegender waren die Herzprobleme, an denen er bald darauf litt. Sein Herz schlug deutlich zu schnell. Marciniak musste lange pausieren, er verpasste die EM 2021. «Für einen Schiedsrichter im besten Alter ein schreckliches Gefühl», sagt er. «Ich durchlebte in den letzten eineinhalb Jahren eine schwierige Zeit.»
Nun also steht in Form des WM-Finals die grosse Versöhnung an, der absolute Höhepunkt seiner Karriere. «Jetzt habe ich das Lachen wiedergefunden», sagt er und spricht von einem «grossartigen Gefühl». Assistiert wird Marciniak unter anderem von Tomasz Listkiewicz, dem Sohn von Michal Listkiewicz, der im WM-Endspiel 1990 zwischen Deutschland und Argentinien Linienrichter war. In der Familie Listkiewicz schliesst sich ein Kreis.
Marciniak kennt die WM-Finalisten bestens. Erst leitete er den Auftakterfolg Frankreichs gegen Dänemark, dann Argentiniens Sieg im Achtelfinal gegen Australien. Eine Rote Karte musste er nicht zeigen.
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