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«Bild»-Vizechef Paul Ronzheimer
Der Boulevard-Journalist im Kriegsgebiet 

Heute in der Ukraine, vorher in Afghanistan, in Syrien, im Irak: Bild-Vizechef Paul Ronzheimer ist einer der bekanntesten Kriegsreporter im deutschsprachigen Raum.

«Ich bekomme viel Unterstützung, aber es gibt auch immer wieder Kritik – weil ich bei der ‹Bild› bin», sagt Paul Ronzheimer am Telefon.

Vielleicht ist es auch einfach nur Neid.

Paul Ronzheimer steht mitten in Kiew, als diese Zeitung ihn erreicht. Gemeinsam mit anderen in der ganzen Ukraine verteilten «Bild»-Reportern berichtet Ronzheimer für Bild-TV aus der Hauptstadt.

Der 36-jährige Kriegsreporter hat es in 13 Jahren beim Axel-Springer-Verlag vom Parlaments- zum Chefreporter und Vizechef der «Bild»-Zeitung gebracht – neben der britischen «Sun» die auflagenstärkste und zugleich umstrittenste Boulevardzeitung Europas.

Zweifellos steht der gebürtige Ostfriese für jene Reporterinnen und Reporter, die immer den Anspruch und den Mut haben, vor Ort zu sein. Heute in der Ukraine, vorher in Afghanistan, in Syrien, im Irak, in Libyen. «Es ist meine Aufgabe, die Deutschen zu zwingen, hinzuschauen. Und das konstant. Es ist Wahnsinn, was hier gerade passiert», sagt er.

Mit den Klitschkos in Bunkern

Eine Woche vor Kriegsausbruch reiste er schon nach Kiew. Trifft ein Anschlag einen Wohnblock, ist er kurze Zeit später vor Ort. Er filmt, wenn Verletzte evakuiert werden, steigt mit Soldaten an der Front in einen Bunker, berichtet aus den U-Bahn-Stationen, die als Schutzbunker dienen, steht am Bahnhof neben den Menschen, die in die Züge drängen. Wenn während einer Liveschaltung hinter ihm Gebäude explodieren, zuckt er nicht mal.

Ronzheimer hebt sich aber nicht nur durch seinen Mut ab. Er gehört zu jenen wenigen Reportern, die mit den Boxer-Brüdern Wladimir und Witali Klitschko in einem Bunker übernachten und die Präsident Selenski auf einer Pressekonferenz mit Handschlag begrüsst. Daher wohl der Neid.

Er berichte seit der Annexion der Krim regelmässig aus der Ost-Ukraine. «Und meine Kontakte pflege ich auch in Situationen, in denen kein Krieg herrscht. Mit den Klitschkos stehe ich seit 2013 monatlich in Kontakt.»

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«Frontschnüffelhund» und «Showreporter»

Postet er einen Videoausschnitt seiner Begegnungen auf Twitter, werfen ihm Kritiker gern vor, PR in eigener Sache zu betreiben. Nicht immer zu Unrecht. Ronzheimer personalisiert seine Berichterstattung bewusst und gekonnt. Kann er mitten im Krieg Bürgermeister Witali Klitschko zu einer Hochzeit begleiten, wirbt die «Bild» ungeniert damit: «Bild mit den Klitschkos an der Front».

Dieser Kritik entgegnet der Vize-Chef: «Schaut euch unsere Berichterstattung an. Wir investieren eine Menge an Personal in der ganzen Ukraine und berichten intensiv und umfassend online, im TV und im Blatt.»

Sein kürzlich erschienener 25 Minuten langer Talk – in dem er auf dem Maidan unter anderem mit Selenskis Berater Sergii Leschtschenko redet – zeige, dass die «Bild» nicht ausschliesslich klassische Boulevard-Geschichten mache, sondern dem Thema breiten Raum gebe.

Bild-TV profitiert

Mit Putins Angriffskrieg hat Bild-TV erkennbar eine Chance gewittert, aus der Wahrnehmungslücke herauszufinden. Das erhoffte Zukunftsformat der Marke hinkt der erfolgreicheren Online- und Print-Berichterstattung hinterher.

Ronzheimer agiert in dieser Aufholjagd als wohl wichtigstes Reporter- und Moderations-Gesicht. Berichtet er nicht live aus dem Kriegsgebiet, moderiert er den Polit-Talk «Die richtigen Fragen». Olaf Scholz stellte er schon verkleidet als Indianerhäuptling die Frage, ob das jetzt rassistisch sei.

Im Moment bleibt er in Kiew. «Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht. So lange er dauert, konzentriere ich mich auf meine intensive Arbeit hier. Sie lässt mir keine Zeit, Angst zu haben.» Aufarbeiten müsse er das Erlebte dann zu Hause. Das weiss er aus Erfahrung.