Nachfolger von Michael LauberDer Berner Polizeikommandant Stefan Blättler soll Bundesanwalt werden
Die lange Suche nach einem neuen Bundesanwalt scheint ein Ende zu haben: Die Gerichtskommission empfiehlt dem Parlament einstimmig Stefan Blättler zur Wahl.
Der Entscheid sei ohne Gegenstimme gefallen, teilte die Kommission am Mittwochabend mit. Sie sei zum Schluss gelangt, dass Stefan Blättler alle Qualitäten aufweise, die es für dieses Amt brauche. Blättler verfüge über langjährige Erfahrung in der Strafverfolgung und umfassende Führungskompetenzen. Zudem bringe er die erforderlichen persönlichen Fähigkeiten für die Leitung der Bundesanwaltschaft mit.
Die Stelle ist seit dem Rücktritt von Michael Lauber im August 2020 vakant. Lauber hatte nach Kritik an seiner Amtsführung und Ungereimtheiten im Zusammenhang mit den Ermittlungen rund um den Weltfussballverband seine Kündigung eingereicht.
Die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin gestaltete sich schwierig: Die Gerichtskommission musste drei Ausschreibungen durchführen, bis sie einen überzeugenden Kandidaten fand. An Pannen mangelte es nicht. So wurden etwa bekannt, dass sich der frühere Kommandant der Zürcher Kantonspolizei beworben hatte.
Konsequent, aber kein «Eisenfresser»
Nun soll der Berner Polizeikommandant die Stelle übernehmen. Stefan Blättler ist promovierter Jurist und steht seit 2006 der Berner Kantonspolizei vor. Von 2014 bis 2020 war er Präsident der Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten. Im Frühling hat der 62-Jährige seinen Rücktritt per Ende Jahr eingereicht, um ab 2022 die Leitung des Schweizerischen Polizei-Instituts in Neuenburg zu übernehmen.
Blättler habe die Kantonspolizei während fast 15 Jahren «sehr erfolgreich» geführt und den Weg zur modernen Einheitspolizei im Kanton Bern umsichtig gefördert, sagte der zuständige Regierungsrat Philippe Müller damals. Er sei ein Glücksfall für die Berner Polizei gewesen: konsequent, aber kein «Eisenfresser».
Berner Politikerinnen und Politiker beschrieben Blättler bei seinem Rücktritt als Kommandanten, der sich nicht ins Rampenlicht gestellt habe. Oft sei es ihm gelungen, Ruhe in Diskussionen zu bringen. Andere warfen ihm vor, er habe Kritik an der Polizeiarbeit stets zurückgewiesen und sich auch gegen Untersuchungen gestellt. In einem Interview zum Vorgehen der Polizei im Zusammenhang mit den Corona-Regeln sagte Blättler: «Wir sind dafür verantwortlich, die Vorgaben durchzusetzen. Das mag Kritik auslösen, doch damit müssen wir leben.»
Blättler übernahm den Posten des Polizeikommandanten 2006. Zuvor hatte er bereits 17 Jahre bei der Kantonspolizei Bern gearbeitet. Ob er der neue Bundesanwalt wird, entscheidet das Parlament am 29. September. Die Gerichtskommission prüfte rund ein Dutzend Bewerbungen.
Dass Blätter im Fall seiner Wahl schon bald in den Ruhestand treten würde, zeichnet sich nicht ab: Das Parlament will die Altersgrenze für Bundesanwältinnen und Bundesanwälte ab 2022 erhöhen. Nach geltendem Recht müssen diese mit 64 beziehungsweise 65 Jahren in Pension gehen, neu soll das Pensionsalter bei 68 Jahren liegen.
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