AboWahlen in ArgentinienDer Anarchokapitalist, der Präsident werden will
Javier Milei verschenkt Geld an seine Wählerschaft und will die Landeswährung durch den US-Dollar ersetzen. Im Krisenland Argentinien verfängt seine Rhetorik.
Mitte April war es wieder so weit: Javier Milei verschenkte Geld, rund 700'000 argentinische Pesos, knapp über 2800 Franken, offizieller Wechselkurs wohlgemerkt, doch dazu später noch mehr. Das Geld stammte von Milei persönlich, es ist das Gehalt, das er seit Dezember 2021 als Abgeordneter des argentinischen Parlaments verdient. Doch er will es nicht annehmen, es sei «schmutzig», sagt er, weil es aus Steuern stamme, und die habe der Staat zuvor den Bürger abgepresst.
Also veranstaltet Milei monatliche Verlosungen. Die erste fand im Januar 2022 statt, mitten in der argentinischen Urlaubssaison im Badeort Mar del Plata. Breit berichtete damals die argentinische Presse; Milei war der Star des Sommerlochs 2022. So richtig ernst aber nahm ihn damals noch niemand.
Damit ist es vorbei: Heute haben sich nicht nur mehr als 2,7 Millionen Menschen für die monatliche Verlosungsaktion registriert. Mehr noch: Ein halbes Jahr vor den argentinischen Präsidentschaftswahlen am 22. Oktober sieht es so aus, als hätte der Präsidentschaftskandidat Milei, dieser radikal-libertäre Abgeordnete, ernsthafte Chancen, es zumindest bis in die Stichwahl zu schaffen.