Psychische Gesundheit von JugendlichenDepression wird zum Schulstoff
Die Stadt Zürich will Depressionen bei Jugendlichen früh erkennen. Sie führt ein Programm zur Sensibilisierung und Prävention auf Sekundarstufe ein.
Depressive Verstimmungen treten häufig zum ersten Mal im Jugendalter auf. Die Stadt Zürich sieht Handlungsbedarf und lanciert deshalb ab dem Sommer ein Programm zur Sensibilisierung, Früherkennung und Frühintervention von Depressionen bei Jugendlichen. Das Programm mit dem Namen «Heb Sorg!» soll in allen Sekundarschulen ein fester Bestandteil des Unterrichts werden. Es wird schrittweise eingeführt, sagt Claude Hunold, Direktor der Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich: «In drei bis vier Jahren sollen alle 120 2.-Sek-Klassen abgedeckt sein.»
Kernstück ist eine Doppellektion, in welcher Depressionen generell thematisiert werden, aber auch die Frage, worin der Unterschied zwischen einer Depression und negativen Gedanken in der Pubertät liegt. In einem praktischen Teil können die Jugendlichen Fragen stellen. Zum Beispiel, wie man korrekt reagieren kann, wenn man merkt, dass es jemandem aus dem Umfeld psychisch schlecht geht.
Weiter sind Elternabende und Weiterbildungen für Lehrpersonen, Schulleitungen und Schulsozialarbeiterinnen vorgesehen. Mehrere städtische Fachdienste arbeiten in dem Programm zusammen. Aber auch externe Partner, etwa die Stiftung Pro Mente Sana, werden beigezogen.
Wegen Corona wird mehr über das Thema gesprochen
Mit Corona habe das Programm nichts zu tun. «Wir wussten schon vor der Pandemie, dass ein hoher Anteil von Jugendlichen mit Problemen zu kämpfen hat», sagt Hunold. «Aber die Menschen sind momentan eher bereit, über Themen wie psychische Gesundheit zu reden.» Denn obwohl Praxiserfahrung und Jugendbefragungen gezeigt hätten, dass Depressionen bei Jugendlichen häufig vorkämen, sei dieses Thema bis anhin «eher stiefmütterlich» behandelt worden. Dabei wäre es besonders wichtig, früh zu intervenieren, damit sich die Situation nicht verschlimmere, so Hunold. Die Erfahrung zeige, dass eine gute Gesprächstherapie gerade im Jugendalter viel nützen würde.
Für Schulvorsteher Filippo Leutenegger (FDP) ist das Programm ein «sachliches und persönliches Anliegen». Ein niederschwelliges Hilfsangebot bereitzustellen, sei ihm wichtig gewesen. Auch er betont, dass es Zufall gewesen sei, dass das Programm in die Corona-Zeit hineinfalle, aber jetzt sei es dafür umso dringender, denn es brauche Sensibilität für das Thema. «Schulischer Erfolg ist das eine, aber wir müssen auch Menschlichkeit zeigen. Und junge Menschen haben es verdient, gehört zu werden.»
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