Die Vorgänger der Ukraine-KonferenzDenkwürdige Konferenzen in der Schweiz
Die Schweiz war immer wieder Gastgeberin internationaler Konferenzen und heikler Gipfeltreffen. Manche gingen in die Geschichte ein. Eine Auswahl.
Die meisten internationalen Konferenzen finden in Genf statt. Doch auch im Kanton Tessin wurden schon wichtige Verträge verhandelt: die Verträge von Locarno zur Aufnahme von Deutschland in den Völkerbund im Jahr 1925.
1955: Der Gipfel der Siegermächte
Eisenhower (USA), Chruschtschow (UdSSR), Eden (Grossbritannien) und Faure (Frankreich) treffen sich in Genf zum ersten Gipfel der vier Siegermächte des Zweiten Weltkriegs. Der Kanton Genf stellt gemeinsam mit der Eidgenossenschaft ein aufwändiges Sicherheitsdispositiv auf, wie aus Dokumenten hervorgeht, welche die Datenbank Dodis (Diplomatische Dokumente der Schweiz) veröffentlicht hat. Das Justiz- und Polizeidepartement hält in einem Schreiben fest, es sei wohl überflüssig zu erwähnen, dass die internationalen Beziehungen der Schweiz schweren Schaden nähmen, wenn ein Teilnehmer verletzt würde.
1961/1962: Die Geheimverhandlungen
Die Schweiz organisiert an verschiedenen Orten in der Schweiz und in Frankreich Geheimverhandlungen zwischen Frankreich und Algerien. Während der offiziellen Verhandlungsrunden im französischen Évian ist die algerische Delegation in der Nähe von Genf und im Kanton Waadt untergebracht. Die Schweizer Behörden sind für ihre Sicherheit, den Transport und die Wahrung der Diskretion besorgt. Der Transport der Delegationsmitglieder werde aus Sicherheitsgründen primär mit Helikoptern und subsidiär mit Schiffen erfolgen, heisst es im Protokoll einer Bundesratssitzung von damals. Ausgeschlossen seien Strassentransporte. Für einen Hin- und Rückflug zwischen Genf und Évian werden Kosten von rund 800 Franken veranschlagt. Das Einrichten von Telefon- und Telexverbindungen in der Residenz der algerischen Delegation kostet rund 4000 Franken.
1985: Der Reagan-Gorbatschow-Gipfel
US-Präsident Ronald Reagan und der sowjetische Parteichef Michail Gorbatschow treffen sich in Genf erstmals zu Gipfelgesprächen. Das Treffen gilt heute als Wendepunkt im Kalten Krieg und zählt zu den Sternstunden der Schweizer Diplomatie der guten Dienste. Sicherheitsfragen werden vor der Konferenz mit den Delegationen erörtert. Beide Seiten hätten akzeptiert, dass die Schweiz für die Sicherheit verantwortlich sei, heisst es in Dokumenten von damals. Die Delegationen müssen vor der Konferenz eine Liste mit Namen und Waffenart ihrer eigenen Sicherheitsleute einreichen. Die Genfer Sicherheitskräfte werden durch die Armee und durch Polizisten aus anderen Kantonen unterstützt.
Weitere wichtige Konferenzen:
1988: Nach mehreren Verhandlungsrunden wird in Genf ein Abkommen zur Beendigung des Afghanistan-Konflikts unterzeichnet. Im selben Jahr nehmen Iran und Irak direkte Verhandlungen in Genf auf.
1992-95: Unter der Führung der UNO und der EU wird 1992 in Genf eine internationale Konferenz zur Lösung des Konflikts auf dem Balkan eröffnet. Die Verhandlungen führen zum Friedensvertrag von Dayton.
2002: Auf dem Bürgenstock bei Luzern unterzeichnen die sudanesischen Bürgerkriegsparteien unter der Schirmherrschaft der USA und der Schweiz ein Waffenstillstandsabkommen.
2006: Die Schweiz vermittelt in Genf Friedensgespräche zwischen der sri-lankischen Regierung und den aufständischen Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE).
2015: Bei Verhandlungen in Lausanne kommt im Atomstreit mit dem Iran eine Einigung über die Eckpunkte für eine Vereinbarung zustande.
2021: US-Präsident Joe Biden trifft sich in Genf mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Das Genferseebecken wird während des Gipfeltreffens abgeriegelt.
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