Defekte Uhr im ZentrumWieso Feldmeilen anders tickt
Eine Uhr im Zentrum von Feldmeilen gibt Rätsel auf. Immer wieder hat sie Aussetzer. Schuld dürfte die moderne Telefonie sein.
Die Bahnhofsuhr der Firma Mobatime ist ein Schweizer Wahrzeichen und steht für Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und damit auch ein bisschen für die Identität der Schweiz.
Was aber, wenn ausgerechnet dieses Symbol der Verlässlichkeit einen Aussetzer hat? Dieses Phänomen ist im Zentrum von Feldmeilen immer wieder zu beobachten.
Facebook-Kommentare und Leserbriefe
«Die doofste Uhr der Region. Wenn sie mal eine Woche am Stück läuft, ist es quasi ein Weltrekord», schrieb vergangene Woche ein Facebook-Nutzer in der Gruppe «Du bisch vo Meilen, wenn…». Innert Kürze kommentierten zahlreiche Meilemerinnen und Meilemer den Post. Wobei manche die defekte Zeitanzeige durchaus mit Humor nehmen: «In Feldmeilen steht die Zeit still, das Altern verläuft langsamer», schreibt eine Facebook-Nutzerin.
Tatsächlich gerät die an einem Kandelaber unmittelbar neben der Bushaltestelle Zentrum Feldmeilen befestigte Uhr seit Jahren immer wieder ausser Takt. Und sie wurde deswegen auch schon Thema in der Leserbriefspalte des «Meilener Anzeigers».
Doch bei allen Diskussionen blieben einige Fragen bisher ungeklärt. Warum hängt gerade an diesem Ort eine Bahnhofsuhr, wer ist für sie zuständig und wieso wird die Uhr nicht endlich repariert?
Hersteller kennt Problem
Eine Nachfrage bei der Meilemer Gemeindeverwaltung bringt noch keine Antwort. Die Uhr sei nicht im Besitz der Gemeinde und Letztere sei darum auch nicht für den Unterhalt der Uhr verantwortlich.
Mehr Bewegung ins Uhrwerk beziehungsweise die Recherche bringt ein Anruf bei der Herstellerfirma, der Mobatime AG, selber. Demnach habe es in den letzten Jahren immer wieder Meldungen gegeben, wonach die Uhr im Zentrum von Feldmeilen stillstehe.
Handys und WLAN-Router würden der Uhr wohl das Leben schwer machen, mutmasst der Mitarbeiter am Telefon. Doch wie?
Störanfällige Technologie
Es gäbe zwei Möglichkeiten, wie die Uhr das Zeitsignal empfangen könne, erklärt der Fachmann von Mobatime: per GPS oder via DCF-Empfänger. Wobei Ersteres das Letztere zusehends verdränge.
Da die Uhr in Feldmeilen nicht erst seit gestern dort hängt, geht man bei Mobatime davon aus, dass sie über einen DCF-Empfänger verfügt. Diese auf Funkwellen basierte Technologie ist sehr störanfällig. Atmosphärische Störungen wie Gewitter oder elektrische Geräte wie WLAN-Netzwerke und Smartphones können zu Fehlern in der Zeitberechnung führen.
Man müsse sich das wie einen Wanderer vorstellen, der auf seinem Weg auf den Gipfel hinauf plötzlich noch 50 Kilogramm Zusatzgewicht in den Rucksack gelegt bekomme, erläutert der Fachmann. «Da läuft man dann auch nicht mehr im gleichmässigen Rhythmus.»
Eine Frage bleibt
Es bleibt also die Frage, wie die Uhr an den Kandelaber kam und durch wen. Wie Recherchen dieser Zeitung schliesslich ergeben, ist die Uhr doch im Besitz der Gemeinde. Für den Unterhalt zeichnet die Infrastruktur Zürichsee verantwortlich. Das eigenständige Unternehmen ist für die Energie- und Wasserversorgung der Gemeinden Meilen und Uetikon besorgt.
Geschäftsführer Chris Eberhard bestätigt, dass es zuletzt immer häufiger Probleme mit der Uhr gegeben habe. «Sie ist definitiv nicht mehr das neuste Modell.» Eberhard schätzt, dass die Uhr schon seit mindestens 20 Jahren im Zentrum hängt. Weshalb genau an diesem Ort eine «Bahnhofsuhr» angebracht wurde, weiss der Infra-Geschäftsführer aber auch nicht. Dieses Rätsel bleibt also vorerst ungelöst.
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