Das Uetiker Pop-up-Gymnasium ist eröffnet
Rund 100 Schülerinnen und Schüler sind am Montag in Uetikon in die erste neue Kantonsschule des Kantons Zürich seit 40 Jahren gestartet. Das Gymi an der Zürcher Goldküste soll auch die Schulen in der Stadt Zürich entlasten.
Schon der Wegweiser am Bahnhof kündigt für Uetikon ein neues Zeitalter an: Neben «Dorfzentrum» steht seit kurzem «Kantonsschule» auf der Tafel. Zehn Minuten dauert es zu Fuss zum Schulhaus auf der Riedstegwiese, die vor einem Jahr noch unbebaut war. Nun steht der Modulbau da, das Schulhausprovisorium, das innerhalb der nächsten fünf Jahre 500 Schüler beherbergen wird.
Der Start am Montag war in jeder Hinsicht speziell: für die ersten gut hundert Schüler, das Lehrerteam, die Schulleitung, bestehend aus Rektor Martin Zimmermann, Prorektor Jürg Berthold und Adjunkt Adrian Villiger, aber auch für Bildungsdirektorin Silvia Steiner (CVP), die von einem «bewegenden Moment» sprach. Eine Stunde nach der Begrüssung der Schüler erfolgte der festliche Akt mit musikalischem Intermezzo, bei dem auch Baudirektor Markus Kägi (SVP) und zahlreiche Vertreter des Kantons und der Gemeinde anwesend waren.
Hochwertiges Provisorium
«Wir weihen eine Burg ein, die zugleich ein Zelt ist», sagte Kägi in seiner Rede. Damit sprach er den hochwertigen provisorischen Bau an, in dem nichts an eine Baracke erinnert. Der Auftrag an die Baudirektion war in der Tat ungewöhnlich: Sie sollte ein Schulhaus planen, ohne den genauen Standort zu kennen. Die Module, aus denen das Gebäude besteht, waren deshalb bereits entwickelt, als im März 2016 der Entscheid zugunsten Uetikons fiel. Dass die Umzonung des Gebiets noch vor die Gemeindeversammlung musste, verdichtete den engen Zeitplan zusätzlich.
Aber die «Mission Impossible» erwies sich als machbar. Das Projekt habe in seinem Amt einen neuen Leitsatz hervorgebracht: «Nicht für das Leben lernen wir, sondern für die Schule.» Mit diesen abschliessenden Worten übergab der Baudirektor der Bildungsdirektorin ein Geschenk: vier Koffer mit je sechs Boulekugeln.
Das letzte Mal vor 40 Jahren
Die Aussichten auf die Bewilligung eines Kiesplatzes bei ihrem Büro seien schlecht und die Kugeln bei einem Romanisten gut aufgehoben, befand Silvia Steiner und übergab die Kugeln Rektor Zimmermann. «Es ist viel über den Fokus auf die Mint-Fächer geschrieben worden», sagte sie. Aber Schule sei bekanntlich umfassend und breit abgestützt. Beim Boulespiel etwa würden Mathematik, Physik und die französische Kultur zusammenkommen.
Dass die Eröffnung der Uetiker Kantonsschule auch für die Regierungsrätin etwas Spezielles war, verdeutlichte die Tatsache, dass die letzte offizielle Neugründung im Kanton Zürich 40 Jahre zurückliegt. Waren es damals die Mädchen, die an die Gymnasien wollten, ist die Planung neuer Kantonsschulen inzwischen dem Bevölkerungswachstum geschuldet. Steiner betonte zudem den Faktor Wandel, auf den sich die Schule einlassen müsse. Örtlich mit dem Umzug an den definitiven Standort, inhaltlich mit den neuen Fächern Technik und Naturwissenschaftliches Forschen.
Stolzer Gemeindepräsident
«Gut Ding will Weile haben. Das stimmt meistens, aber nicht immer», sagte ein stolzer Gemeindepräsident Urs Mettler (parteilos). Im August vorigen Jahres habe die Gemeinde die Baubewilligung erteit, drei Monate später sei die Grundsteinlegung erfolgt. Das Schulhaus ist innerhalb von nur acht Monaten entstanden – und fertig geworden, wie ein Rundgang durch das Gelände und die beiden Gebäude zeigte. Projektleiter Urs Bamert, der sich in Wädenswil der nächsten Neugründung einer Kantonsschule annimmt, führte im Innern durch die klimatisierten Räume.
Die Lebensdauer des Modulbaus beträgt laut Baudirektor Markus Kägi 30 Jahre. So lange aber soll er in Uetikon nicht stehen – sondern neu zusammengesetzt anderswo. In zehn Jahren, so der Plan, wird der definitive Standort der Uetiker Kantonsschule im Fabrikareal bezogen. Dann wird der Wegweiser nicht mehr ins Dorf, sondern an den See weisen.
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