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Gottschalk gegen ARD
«Das System läuft Gefahr, sich zu Tode zu verwalten»

Angriffig: Thomas Gottschalk gestikuliert während der Aufzeichnung der Sendung «50 Jahre ZDF Hitparade» im Jahr 2019.
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Er habe, sagte Harald Schmidt über Entertainer Thomas Gottschalk, «das Frechsein im Fernsehen erfunden». Und frech ist der Siebzigjährige immer noch. Zumindest, wenn man darunter versteht, dass Gottschalk immer schon schneller gesprochen als nachgedacht hat. Nur dass das heute nicht mehr so ratsam ist, wie vor 40 Jahren, zu Beginn seiner Karriere.

Unbestritten hat sich der «Wetten, dass...»-Moderator aber diese Fähigkeit und damit eine gewisse Frische bewahrt. Und die kommt auch in anderen Medien zum Tragen. Etwa im Diskussionsnetzwerk Clubhouse, wo er mit der Eigenbeschreibung «Du bist mit mir aufgewachsen» bereits ein neues und auch jüngeres Publikum anzieht. Warum, zeigte er am Sonntagabend, als er bewies, wie viel Unterhaltungspotenzial noch immer in ihm steckt.

«Da sassen die Intendanten noch vergnügt beim Rotwein in der Runde und haben die Käseplatte kreisen lassen.»

Thomas Gottschalk

Er schaltete sich in eine Runde um TV-Intendantin Patricia Schlesinger ein und gab seine unverblümte Meinung über das öffentlich-rechtliche Fernsehen wieder. Seine Aussagen rapportierte später Peter Turi in einem Artikel. Gottschalk sagte also: «Wir senden uns hier in einem Verwaltungsmoloch zugrunde, wo die Anstalten sich gegenseitig nicht das Schwarze unter den Nägeln gönnen.» Gottschalk kritisiert Schwerfälligkeit und Reformunlust des Betriebs, auch in Bezug auf die jetzige Situation. «Ich bin der Meinung, dass es jetzt Corona-Stäbe gibt, die schon Angst davor haben, dass die Seuche in den Griff zu kriegen ist, weil dann sämtliche Krisenstäbe eingestampft werden.»

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Anspruch und Wirklichkeit klafften bei den Verantwortlichen auseinander, es gebe kein Konzept, kein Gesamtmanagement und viel Neid. Man habe nicht begriffen, dass der Kampf ums junge Publikum längst verloren sei, auch wenn man ihnen nun «mit Digital-only-Produktionen hinterherhechle».

Die Idee, jetzt noch ins Streaminggeschäft einzusteigen, komme zu spät, das hätte man sich vor zwanzig Jahren überlegen sollen. «Da sassen die Intendanten noch vergnügt beim Rotwein in der Runde und haben die Käseplatte kreisen lassen.»

Gottschalk ist auf der Social-Media-App Clubhouse sehr aktiv.

Im Interview mit der Funke-Gruppe wiederholte Gottschalk am Mittwoch seine Kritik. Er stellte aber auch klar, er sei Fan und Produkt dieses Systems. Nur sehe er eben auch die Gefahr, dass es sich zu Tode verwalte. Konkrete Verbesserungsvorschläge blieb er zwar schuldig. Dafür lobte Gottschalk das Radio. Dort gebe es grosse Hörernähe und teilweise geniale Beiträge. Das sei der eigentlich öffentlich-rechtliche Auftrag. Gottschalk moderiert dort seit letztem Jahr eine zweistündige Radioshow.

Vor kurzem war er selber noch in die Kritik geraten, vor allem beim jüngeren Publikum. In der WDR-Sendung «Die letzte Instanz» erzählte er von einer Kostümparty in den USA, für die er sich als Jimi Hendrix verkleidet habe. Von der weitgehend weissen Partygesellschaft sei er dann selber stark diskriminiert worden. Nicht nur diese Aussage, die ganze Sendung sorgte danach für grosse Empörung. Andere Teilnehmer entschuldigten sich deshalb, Gottschalk verzichtete darauf. Heute könne man «für jeden sprachlichen Lapsus am Nasenring durch die öffentliche Manege gezerrt» werden. Dem verweigert er sich offensichtlich.