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Vor Italien - Schweiz
Das Spiel des Jahres? Das Spiel des Jahres!

Die Defensive als Schlüssel

Werden auch heute wieder gefordert sein: Manuel Akanji (l.) und Yann Sommer, hier beim 0:0 gegen Italien in Basel.

Murat Yakin hat das manchmal so an sich, dass er Bemerkungen beiläufig hinwirft. «Endlich» hätten sie mit Breel Embolo einen robusten, schnellen, spiel- und kopfballstarken Spieler, sagte er zum Beispiel bei der Bekanntgabe des Aufgebots für diese beiden Partien in Italien und gegen Bulgarien – endlich und ganz so, als hätte es Haris Seferovic und gerade seine drei Tore an der zurückliegenden EM nie gegeben.

Am Tag vor diesem Match im Römer Stadio Olimpico liefert Yakin bei der Pressekonferenz ein anderes Beispiel. Sie hätten «defensive Stabilität» hinbekommen, sagt er da. Sie hätten von den Italienern einiges gelernt, wie man von der Defensive aus offensiv agieren könne. Wer ihm zuhört, könnte meinen, die Schweiz habe vor ihm in der Abwehr einen Lotterladen unterhalten.

Das Argument für Yakin ist die Bilanz seit seinem Debüt am 1. September: fünf Spiele, ein Gegentor, erst noch ein unbedeutendes im Test gegen Griechenland, aber null Gegentore in der WM-Qualifikation gegen Italien, zweimal gegen Nordirland und in Litauen. Yakin findet, «der Spirit und die Euphorie» von der EM seien nochmals gestärkt worden.

Die grossen Gradmesser waren das mit einer Ausnahme nicht. Die Ausnahme war Italien in Basel, und das war noch ein Italien mit einem tief drehenden Motor, wie das bei ihm gern üblich ist nach einem grossen Turnier. Die Schweizer Defensive ist heute Abend der Schlüssel. Bleibt sie fehlerfrei und ohne Gegentor, ist damit ein Punkt mindestens gesichert – und damit weiter die Chance, sich am Montag direkt für die WM zu qualifizieren. Dann spielt die Schweiz in Luzern gegen Bulgarien und Italien in Belfast gegen Nordirland.

Die Frage des Systems

Gibt er heute den Mittelstürmer? Noah Okafor, bislang mit bloss sieben Minuten Einsatzzeit im Nationalteam.

«Das ist Fussball», sagt Xherdan Shaqiri wegen der Ausfälle, die sich über das vergangene Wochenende regelrecht gehäuft haben. Samstag: Breel Embolo und Nico Elvedi. Sonntag: Christian Fassnacht und Gregor Kobel. Montag: Steven Zuber. Und weil Granit Xhaka und Haris Seferovic seit längerem schon nicht verfügbar sind, fehlt gleich die Hälfte der Mannschaft, die an der EM gegen Frankreich triumphierte. «Damit muss man leben können», sagt Shaqiri.

Murat Yakin wird die Mannschaft erst vor der Abfahrt vom Hotel zum Stadion darüber informieren, wie er spielen lässt, wie er also auf die vielen Absenzen zu reagieren gedenkt. Zentral wird dabei das System sein. Wäre Embolo dabei, gäbe es für ihn keinen Grund, vom 4-2-3-1 der letzten beiden Spiele, dem 2:0 gegen Nordirland und dem 4:0 in Litauen, abzuweichen.

Jetzt? Bleibt er dieser Ordnung trotzdem treu, auch ohne Embolo? Und wagt er es, auf den jungen Noah Okafor als Sturmspitze zu setzen? Okafor hat erst sieben Minuten für die Schweiz gespielt, am Final Four der Nations League im Juni 2019 gegen England. Aber er bringt das Tempo mit, das die Schweiz heute sehr gut gebrauchen kann, und bei RB Salzburg hat er nachgewiesen, in Form zu sein. Mit dem 21-Jährigen könnte die Aufstellung heissen: Sommer; Widmer, Schär, Akanji, Rodriguez; Freuler, Zakaria; Steffen, Shaqiri, Vargas; Okafor.

Oder baut Yakin um, auf ein 4-3-3? So würde er das Mittelfeld stärken und auf Shaqiri als «falsche Neun» setzen, also auf Shaqiri in der Rolle, die Pep Guardiola einst für Lionel Messi in Barcelona erfand. Ob das aber gut ist? Ohne Okafor könnte die Aufstellung heissen: Sommer; Widmer, Schär, Akanji, Rodriguez; Sow, Freuler, Zakaria; Steffen, Shaqiri, Vargas.

Wie lange dauert ein Fussball-Jahr?

Xherdan Shaqiri und Nationaltrainer Murat Yakin leben im Heute und im Morgen.

Die Latte ist nicht eben tief angesetzt heute Abend. Und für einmal sind es nicht die Medien oder die Fans, die für die Überhöhung sorgen, sondern die Protagonisten. Der Schweizer Captain Xherdan Shaqiri redet vom «Spiel des Jahres». Italiens Nationaltrainer Roberto Mancini sagt exakt dasselbe.

Nun haben die Italiener in diesem Jahr doch auch schon einen EM-Final gespielt – und gewonnen. Und die Schweizer sind an der Europameisterschaft gegen Frankreich und Spanien angetreten. Aber vielleicht findet für Profifussballer der Jahreswechsel ja in der Sommerpause statt. Oder es ist einfach so, wie es Murat Yakin am Tag vor dem Spiel gesagt hat: «Fussballer leben im Heute und im Morgen.»

Klar ist, dass beide Teams grosse Lust haben, sich direkt für die WM 2022 zu qualifizieren. Bei Mancini ist der Drang insofern noch etwas grösser, als die Italiener vor vier Jahren die Endrunde in Russland verpasst haben.

Als der heute 56-Jährige damals den Job als Commissario tecnico antrat, lag das Nationalteam zwar am Boden. Aber er gab unverdrossen die Losung aus, er wolle erst Europameister werden – und dann Weltmeister. Die Hälfte seiner Vorgabe hat er erreicht. Jetzt will er nicht beim ersten Schritt zur Vollendung seines Planes stolpern.

Umgekehrt sieht es bei den Schweizern aus. Da betont Nationaltrainer Yakin, seine Spieler könnten «befreit aufspielen». Schliesslich hat die Schweiz ihr Minimalziel bereits erreicht: Sie ist mindestens Gruppenzweiter und damit im Minimum für die Playoffs qualifiziert.

Die Bereitschaft zu leiden

Es wird noch lauter werden im Stadio Olimpico als an der EM-Endrunde. Damals durften nur 14’000 ins Stadion, heute kommen 52’000.

In der «Gazetta dello Sport» erklärt Arrigo Sacchi heute, wie die Italiener die Schweiz schlagen. Der einstige Fussballrevolutionär verlangt vom Heimteam vor allem ein starkes und hohes Pressing, um die Schweizer schon im Spielaufbau massiv unter Druck zu setzen.

Sollte Mancini die Dinge ähnlich sehen wie Sacchi, werden die Schweizer heute Abend also leiden müssen im Stadio Olimpico. Dieses wird mit knapp 51’000 italienischen Anhängern gefüllt sein, die die Atmosphäre zusätzlich aufladen und die 1500 Schweizer Fans deutlich übertönen dürften.

In so einer Umgebung kann eine Mannschaft nur bestehen, wenn ihre Spieler neben einem taktisch klugen Auftritt auch all ihre Leidenschaft auf den Platz bringen. Daran mangelte es den Schweizern beim 0:3 an der EM gegen Italien am selben Ort. Sie verzettelten sich, wirkten wie eine Ansammlung von Individualisten, die bloss der Zufall auf dasselbe Fussballfeld geführt hat.

Dass sie es besser können, haben sie an der EM gegen Frankreich und Spanien deutlich bewiesen. Mit der gleich hohen Intensität müssen sie heute wieder auftreten. Xherdan Shaqiri sagt: «Wenn wir alle über unsere Grenzen gehen, können wir hier etwas Schönes erreichen.»

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