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Das Schweigen des SFV im Fall Infantino

Kaum ein Tag vergeht ohne neue Vorwürfe an Fifa-Präsident Gianni Infantino (r.), doch der Schweizer Fussballverband um Präsident Peter Gilliéron (l.) schweigt weiterhin.
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Fifa-Präsident Gianni Infantino steht unter Dauerbeschuss, aber erst am 2. Dezember wird sich zeigen, ob es auch in der Fussballwelt selber ernsthaften ­Widerstand gegen den Walliser geben wird. An diesem Tag kommt das Exekutivkomitee des Europäischen Fussballverbandes Uefa zusammen. Dort wollen die Verbände aus ganz Europa endlich eine Antwort formulieren auf die Vorwürfe gegen den obersten Fussballer der Welt. Gestern bestätigte auch der Schweizerische Fussballverband (SFV), dass man in Dublin die Causa ­Infantino angehen wolle.

Infantino machte Gefälligkeiten an einen Staatsanwalt – inzwischen untersucht das die Justiz. Er hat den Ethikkodex der Fifa abgeschwächt, obwohl sich ein Präsident da normalerweise heraushalten sollte. Er hat in seiner Zeit bei der Uefa geholfen, verbotene Zahlungen an reiche Clubs zu legitimieren – auch hier wohl ausserhalb seiner Befugnisse. Und vor einem halben Jahr hat er einen zwielichtigen Deal eingefädelt, mit dem Fifa-Rechte an verborgene Investoren gehen sollten.

Enthüllt wurde dies alles dank Dokumenten der Onlineplattform Football Leaks, die dem «Spiegel» zugespielt worden waren und vom Journalistennetzwerk EIC ausgewertet wurden. Für die Schweiz mit dabei war der ­Recherchedesk von Tamedia.

Erster Funktionär redet Klartext

Mindestens ebenso erstaunlich wie die Erkenntnisse aus den geheimen Daten war allerdings die Reaktion der Fussballwelt. Während Infantino selber breit Auskunft gab und überall versuchte, die Vorwürfe zu entkräften, blieben Verbände und Spitzengremien rund um die Welt stumm und schauten dem Treiben sprachlos zu.

Letzte Woche rang sich die Uefa schliesslich zu einem Statement durch. Wenn neue Informationen auftauchen, könne man auch in vergangenen Fällen ermitteln, hiess es nebulös. Damit könnte Infantinos Rolle in der Uefa bei den umstrittenen Zahlungen gemeint sein, die von Football Leaks enthüllt wurden. Aber sicher ist auch das nicht.

Am Wochenende und auf Druck weiterer Berichte über ­Infantinos Fifa-Rechte-Deals trat zum ersten Mal ein hoher Funktionär auf und redete Klartext: Reinhard Grindel, Präsident des mächtigen Deutschen Fussballbundes, beschwerte sich über die Hinterzimmergeschäfte des ­Wallisers mit Fifa-Rechten. Das Problem sei, «dass wir auch nach acht Monaten noch über die genauen Grundlagen dieses ominösen Angebots spekulieren», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Ich plädiere dafür, dass Infantino jetzt alle Fakten und Informationen auf den Tisch legt.»

SFV sucht nach Information

Wer meint, dass nun auch der Schweizer Fussballverband womöglich öffentlich Klarheit von der Fifa und von Infantino verlangt, der irrt. Auf Nachfrage wollen die Schweizer nach wie vor nichts sagen zu den Vorwürfen. Ein Zeichen aus der Heimat des Fifa-Präsidenten wird es also erst einmal nicht geben.

Man versuche, an Informationen zu gelangen, heisst es. Ansonsten warte man auf das Treffen in Dublin, wo auch SFV-Präsident Peter Gilliéron teilnehmen wird. Ein geschlossenes Auftreten der Uefa-Mitgliedsverbände bringe mehr als isolierte Stellungnahmen von einzelnen Verbänden, sagen die Schweizer.