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Das Rose-Wunder von Gladbach

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Es ist einer dieser Momente, welche Marcus Thuram, Gladbachs Neuzugang und Sohn des Weltmeisters von 1998 Lilian Thuram, so mag. Gleichzeitig wiederspiegelt er die Philosophie von Trainer Marco Rose: Auf Höhe der Mittellinie startet Thuram nach einem Ballgewinn seinen Sprint, überläuft danach zwei Gegenspieler, bevor er an der Grundlinie angelangt die Übersicht bewahrt und für den einschussbereiten Schweizer Nationalspieler Dennis Zakaria auflegt, der gefühlvoll zur frühen Führung für den Gastgeber einschiebt.

«Ich liebe Szenen, an die sich die Zuschauer auch Wochen später noch erinnern», sagte der 22-jährige Franzose im Gespräch mit der «Sport Bild» nach dem Saisonstart in die neue Bundesligasaison. Seinem Antritt, seiner Power und seinem Spielwitz verdankt Thuram seit seiner Ankunft in diesem Sommer bereits einige solcher Szenen: Drei Tore und zwei Assists gelangen dem neun Millionen Euro teuren Einkauf in sieben Einsätzen. Er ist damit einer von vier Neuzugängen, die bei der Borussia derzeit für Furore sorgen.

Marcus Thuram glänzt seit seiner Ankunft mit Toren und Assists. (Bild: Keystone)

Die Sommertransfers wissen zu überzeugen

Neben den beiden dynamischen Aussenverteidigern Stefan Lainer und Ramy Bensebaini hat auch der Schweizer Nationalstürmer Breel Embolo voll eingeschlagen. Mit drei Saisontoren aus den ersten sieben Bundesligaspielen steht der 22-Jährige zusammen mit Thuram auf Platz zwei der clubinternen Torschützenliste (einen Treffer hinter dem wiedererstarkten Alassane Pléa). Damit hat er massgeblichen Anteil am besten Gladbacher Saisonstart seit 43 Jahren.

Weshalb sich die Sommertransfers so schnell eingefügt haben, mag an der «Ruhe und der familiären Aura» des Vereins liegen, wie Embolo der «Aargauer Zeitung» berichtete. Bestimmt aber auch an Trainer Marco Rose, der im Sommer das Amt von Dieter Hecking übernahm. Embolo sagte gegenüber der «AZ»: «Er redet sehr viel mit mir und verlangt viel von mir. Ich habe jeweils sehr spannende Videositzungen mit dem Trainer. Nur so kann ich alles richtig wahrnehmen und liefern.» Für Thuram ist die Spielphilosophie das Erfolgsrezept des Trainers. Gegenüber der «Bild»sagte er: «Rose verfolgt eine Spielidee, die jeder Angreifer mag. Es ist eine Philosophie, die Action verspricht», den Zuschauern solle schliesslich nicht langweilig werden.

Dass die Spiele der Gladbacher Langeweile aufkommen liessen, davon kann tatsächlich nicht die Rede sein. Lediglich zum Saisonauftakt mussten die Zuschauer im Borussia-Park ein torloses Remis mitansehen. Bei der einzigen Bundesliga-Niederlage gegen RB Leipzig (1:3) blieb es zumindest bis zum Schluss spannend, als Embolo in der 90. Minute den Anschlusstreffer erzielte und Sekunden später gar den Ausgleich auf dem Kopf hatte. Allerdings machte der Leipziger Timo Werner mit der letzten Aktion des Spiels und seinem dritten Treffer an jenem Abend alles klar.

In der Ruhe liegt die Kraft

Umso überraschender kam die 0:4-Pleite in der Europa League. Ausgerechnet der Wolfsberger AC, ein Neuling im europäischen Wettbewerb, fügte der Mannschaft von Rose die höchste Heimniederlage der Gladbacher Europa-Cup-Geschichte zu. Der 43-Jährige hatte vor der Partie noch ausdrücklich vor den Österreichern gewarnt. Er kannte die Mannschaft schliesslich aus den letzten zwei Jahren, in denen er mit RB Salzburg beide Male die österreichische Bundesliga gewann.

Was Rose auszeichnet ist, dass er auch nach dieser Blamage ruhig blieb. Die Mannschaft in Schutz nehmend, sagte er: «Es gibt Abende, die laufen so.» Was auf die bittere Niederlage in der Europa League folgte, waren drei Siege in der Liga und die Tabellenführung. Letztmals standen die Gladbacher noch unter dem Schweizer Lucien Favre, dem jetzigen Dortmund-Trainer, am 26. August 2011 auf Platz eins. Auch Favre ist bekannt dafür, in entscheidenden Situationen gelassen zu bleiben.

«Rose ist ein sehr relaxter Typ»

Einer, der ebenfalls viel Ruhe ausstrahlt, steht bei den Fohlen zwischen den Pfosten. Goalie Yann Sommer ist der Rückhalt der Mannschaft und präsentiert sich in überragender Form. Erst sechs Mal musste er in der Liga hinter sich greifen.

Mraco Roses Führungsstil kommt bei den Spielern gut an. (Bild: Keystone)

Der 30-jährige Schweizer Nationalspieler schätzt die«gesunde Lockerheit», mit welcher der neue Borussia-Coach zu Werke geht. Gegenüber Sport1 sagte er: «Rose ist ein sehr relaxter Typ, der sehr professionell arbeitet, aber in den entscheidenden Momenten die Schraube anziehen kann.» Ein Attribut, das bei Gladbach in den vergangenen Jahren wohl meist etwas gefehlt hat – immer dann, wenn es wirklich um etwas ging, spielte die Borussia meist schwach.

«Das war heute anders», sagte Sportdirektor Max Eberl nach dem 5:1-Erfolg über Augsburg zum positiven Mentalitätsschub unter Rose, der sein Team durchaus auf die Chance hingewiesen hatte, Tabellenführer zu werden. «Dann muss man die Chance aber auch ergreifen», meinte der Trainer.