Turbulentes Eishockey-PlayoffDas rabiate Duell geht in die nächste Runde
Biel – Bern ist die Serie der Gehässigkeiten, und Zug-Goalie Genoni spielt wieder gross auf – ein Blick auf die vier Viertelfinalduelle.
Servette - Lugano (3:2): Eine Niere weg? Kein Problem!

Es schien die klarste Affiche: Qualifikationssieger gegen die Nummer 10 der Regular Season. Doch nun ist Lugano immer noch im Rennen, und geht es wie bislang immer mit einem Heimsieg weiter, muss Servette am Dienstag tatsächlich in ein Spiel 7.
Wie haben es die Tessiner geschafft, den Favoriten derart zu fordern? Einerseits war 2-Meter-Mann Mikko Koskinen in den Partien 2 bis 4 tatsächlich ein Riese und ein ähnlich überragender Rückhalt wie Simon Hrubec beim ZSC. Zudem gelang es Lugano grösstenteils, die Spiele in eine Abnützungsschlacht zu verwandeln, in der die Genfer ihre spielerischen Vorteile kaum nützen können.
Diese Serie sorgte bereits für besondere Geschichten: Luganos Samuel Guerra, der nach acht Jahren wieder ein Playoff-Tor erzielte. Spiel 3, das mit 114 Minuten und 6 Sekunden zur zweitlängsten Playoff-Partie der NL-Historie wurde. Oder Servettes Simon Le Coultre, der exakt zwei Monate nach einer Verletzung, die die Entfernung einer Niere zur Folge hatte, in Game 5 sein wundersames Comeback gab.
Biel - Bern (3:2): Betreuer leben gefährlich

Erwartet wurde ein ungleiches Duell. Zu abgebrüht und ausgeglichen schien Biel, zu fragil und inkonstant der SCB. In den ersten beiden Partien zeigten die Stadtberner zudem ihre hässliche Fratze, allen voran Chris DiDomenico, der in Spiel 2 mit einem Slapshot auf den am Boden liegenden Viktor Lööv eine Massenkeilerei ausgelöst und auch im Kabinengang gewütet hatte. Es folgten intensive Gespräche. Und siehe da: DiDomenico vermochte seine Emotionen zu zügeln.
Trotzdem bleibt die Serie explosiv. Nachdem Berns Tristan Scherwey nach einer hart gepfiffenen Strafe am vergangenen Freitag wutentbrannt seinen Stock ans Plexiglas drosch, fasste sich ein Betreuer an den Kopf. Was ihn getroffen hat, ist auf den TV-Bildern nicht ersichtlich. Scherweys Stock dürfte es nicht gewesen sein. Dennoch entschuldigte sich der 31-Jährige umgehend und nahm den Mann in den Arm.
Nun liegen die Vorteile wieder auf Bieler Seite. Sie liegen mit 3:2 Siegen vorne und können mit Harri Säteri auf einen Torhüter zählen, der 95 Prozent aller Schüsse abwehrt. Bei Berns Philip Wüthrich sind es bloss 89,31 Prozent. Doch sowohl 2019 im Halbfinal gegen Bern als auch im Viertelfinal 2022 gegen die ZSC Lions waren die Seeländer nach 2:0- und 3:2-Führungen noch gescheitert. Zudem hat die Saison gezeigt: Abschreiben sollte man diesen SCB nicht.
Lakers - Zug (2:3): Genoni ist wieder Genoni

Rapperswil-Jona als erneut grosse positive Überraschung der Qualifikation schon wieder nicht Playoff-tauglich? Diese «Analyse» greift trotz des 2:3-Rückstands gegen Zug zu kurz. Die Lakers haben bislang vier der fünf Partien gegen den Titelverteidiger dominiert und sind vor allem an EVZ-Goalie Leonardo Genoni gescheitert.
Der Altmeister spielt im Playoff gewohnt gross auf. Seine Rückkehr zur Hochform nach einer schwierigen Saison zeichnete sich bereits am Ende der Qualifikation ab. Kaum musste er nach dem Comeback seines Ersatzgoalies nach langem Ausfall nicht mehr jedes Spiel bestreiten, wurde Genoni immer besser.
Doch ganz abschreiben sollte man die Lakers nicht: Waren sie bislang vor allem im Spiel bei fünf gegen fünf Feldspieler besser und versagten sie primär im Powerplay und Boxplay, gab es da nun in Spiel 5, das die St. Galler 4:1 gewannen, eine Trendwende: Das Siegtor schoss Rapperswil im Powerplay, dem EVZ seinerseits gelang für einmal kein Treffer in Überzahl.
ZSC - Davos (4:1): 169 Schüsse für 7 Tore

Der HCD kommt in der Ära nach Arno Del Curto einfach nicht vom Fleck. Hatten die Bündner 2022 im Viertelfinal noch ein 0:3 gegen die Lakers gekehrt, war für sie gegen die ZSC Lions nun schon in fünf Spielen Schluss. Zwar konnten die Bündner oft optische Vorteile für sich reklamieren, doch ihnen fehlte die Effizienz: Gerade mal 4,14 Prozent ihrer 169 Schüsse führten zu Toren. Vielleicht fehlt ihnen auch ein Leader wie früher Reto von Arx oder lange Jahre Andres Ambühl. Der 39-Jährige blieb im Playoff diskret.
Die ZSC Lions, von vielen als Titelfavorit apostrophiert, überzeugten zwar weniger spielerisch, dafür aber kämpferisch. Die Mannschaft wurde auf diese Saison hin vor allem in der Abwehr verstärkt: mit Goalie Simon Hrubec, NHL-Rückkehrer Dean Kukan und dem finnischen Weltmeister Mikko Lehtonen. Und wie heisst es so schön: Offensive gewinnt Spiele, Defensive Meisterschaften. Doch so weit sind die Zürcher noch lange nicht.
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