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Eishockey-Romandie im Hoch
Aber nur der Titel wird die Kritiker zum Schweigen bringen

Jubeln die Genfer auch am Schluss? Servette nimmt das Playoff als Qualifikationssieger mit viel Selbstvertrauen in Angriff. 

On parle français! Zumindest könnte das behaupten, wer die Tabelle der National League konsultiert. Bis in die letzte Runde lieferten sich Genf und das bilingue Biel einen Zweikampf um den Qualifikationssieg – mit dem besseren Ausgang für Servette. Bei allem Respekt: Auf ein solches Szenario hätte vor der Saison kaum jemand getippt.

Seit 2014 gab es nur drei verschiedene Qualifikationssieger: die ZSC Lions, Zug und Bern. Die drei Clubs teilen denn auch 7 der 8 letzten Meistertitel unter sich auf. Das Machtzentrum des Schweizer Eishockeys liegt in der Deutschschweiz, die Romandie spielte in der jüngeren Vergangenheit als Finalteilnehmer 2021 (Servette) eine hübsche Nebenrolle. Doch nun haben Genf und Biel der National League den Stempel aufgedrückt. Dank überragender Ausländer wie dem Genfer Quintett Tömmernes, Omark, Hartikainen, Filppula und Winnik sowie Biels Goalie Säteri, mit mannschaftlicher Geschlossenheit und mit den zwei Trainern Jan Cadieux und Antti Törmänen, die auf die Spieler eingehen.

Allerdings stellt sich vor dem Playoff-Viertelfinal die Frage: Reicht es zum grossen Wurf, damit der Meistertitel zum ersten Mal nach 1973 und dem Triumph La Chaux-de-Fonds’ wieder in die Romandie geht?

Das hartnäckige Klischee

Mit der entsprechenden Frage konfrontiert, muss Gaëtan Haas schmunzeln. «Sind wir Romands oder nicht?», fragt der Captain des EHC Biel zurück. Zur Erinnerung: Die Seeländer wurden 1983 letztmals Meister. Aber das zweisprachige Biel ist ein Sonderfall, es liegt genau am Röstigraben. Wobei dieser im Eishockey gar nicht mehr so stark existiere, findet Haas. Weil eben in Bern, Zug und Zürich diverse Romands gespielt haben oder noch immer spielen.

Und doch hält sich ein Klischee in der Deutschschweiz hartnäckig: Wenn es im Playoff hart auf hart komme, seien die Welschen zu weich. Servette-Stürmer Vincent Praplan und Haas haben diesen Spruch zur Genüge gehört. Und der Walliser in Genfer Diensten erkennt darin einen Funken Wahrheit, zumindest sei das früher so gewesen. Als er als 15-Jähriger von Sierre nach Kloten wechselte, sah er erstmals in seinem Leben einen Kraftraum von innen. «Doch das Eishockey hat sich in den letzten Jahren in der Westschweiz stark entwickelt», sagt er. Ob in Genf, Lausanne, Fribourg oder Biel – überall werde gut gearbeitet. Das zeige sich auch in der Nationalmannschaft: «Früher gab es vielleicht einen oder zwei Romands, nun sind wir mehr.» Im Olympia-Kader 2022 figurierten immerhin vier französischsprachige Spieler.

Haas erzählt, wie er in Biel als erster welscher Eishockeyspieler die Sportschule besuchte und dadurch in der Oberstufe zweimal pro Woche morgens trainieren konnte. Das war in den 2000er-Jahren. «Ich musste sämtliche Türen öffnen, aber nach mir sind diverse andere diesen Weg gegangen.»

Eine Multimillionärin zündet das Feuer

Wer die Beispiele von Praplan und Haas liest, könnte meinen, jenseits der Saane habe das Eishockey bis vor kurzem in den Kinderschuhen gesteckt. Welch Trugschluss!

Denn in den 1960er- und 1970er-Jahren begeistern zwei Clubs aus der Romandie die Eishockey-Schweiz: Villars und La Chaux-de-Fonds. Alimentiert von der französischen Multimillionärin Madame Janine Potin, gelingt dem Verein aus dem Waadtländer Wintersportort ein märchenhafter Aufstieg. Sie holt diverse Spieler vom ACBB Paris zum damaligen Erstligisten. Innerhalb von zwei Jahren steigt Villars direkt in die NLA auf und wird in der ersten Saison gleich Meister, 1964 gelingt die Titelverteidigung. Die Schlüsselfigur im Ensemble ist Spieler-Trainer Gaston Pelletier.

Danach zieht es den Kanadier nach La Chaux-de-Fonds. Dort hat sich Charles Frutschi zum Ziel gesetzt, die treibende Kraft im Schweizer Eishockey zu werden. Und mit Pelletiers Hilfe gelingt dies dem umtriebigen Brennstoffhändler, der nebenbei TK-Chef des Verbandes ist, auch. La Chaux-de-Fonds triumphiert zwischen 1968 und 1973 sechsmal in Folge, was seither keine Mannschaft mehr geschafft hat.

Der Club spielt in denselben Farben und mit demselben Logo wie die Montreal Canadiens, und seine Spieler bringen ältere Eishockey-Fans noch heute zum Schwärmen. Das Tor hütet der unverwüstliche Gérald Rigolet, der als Nationalgoalie in die Geschichte eingeht, weil er beim 3:1-Sieg über die DDR an der B-WM 1971 in Bern sage und schreibe 68 Schüsse pariert – ohne Helm und mit zwei klaffenden Wunden am Kopf. Derweil fasziniert der elegante Michel Turler mit seinen Sturmläufen ebenso wie mit seinem wallenden Haar.

Das Mass aller Dinge: Zwischen 1968 und 1973 feiert der HC La Chaux-de-Fonds sechs Meistertitel in Folge. Dieses Kunststück hat seither kein Team mehr geschafft. 

Es sind andere Zeiten, die Sportler noch keine hoch bezahlten Profis. Aber mit etwas Handgeld lässt sich schon eine kompetitive Equipe zusammenstellen. 100 Franken habe es für einen Sieg, 50 für ein Unentschieden gegeben, erzählt der damalige Captain René Huguenin einmal dem «Blick». Aber er sei jeden Morgen seiner Arbeit als Elektriker nachgegangen.

Wichtige Tore – aber keine Titel

Spieler-Trainer Pelletier übrigens sollte in der Romandie nochmals für Aufsehen sorgen. Im Frühjahr 1980 führt er Gottéron in die NLA. Die Freiburger kommen dem Titel später sehr nahe. Doch angeführt von Slawa Bykow und Andrei Chomutow, scheitern sie in den 1990er-Jahren dreimal im Final, ebenso wie 2013. Die Konkurrenz aus Bern und Kloten ist jeweils stärker. Gleiches gilt für Servette, das stärkste welsche Team dieses Jahrtausends muss 2008 (ZSC Lions), 2010 (Bern) und 2021 (Zug) im Final einem Deutschschweizer Team den Vortritt lassen.

Und weil seit Einführung des Playoffs 1985/86 kein Team aus der Westschweiz mehr reüssiert hat, wird irgendwann das Klischee von den zu weichen Welschen geboren. Haas kann damit nicht viel anfangen. Er sagt: «Schauen Sie sich an, wer die wichtigen Tore im Kampf um den Titel geschossen hat.» 2018 und 2021 ist der Bernjurassier Gregory Hofmann (mit Lugano und Zug) im Playoff-Final Topskorer, 2019 Haas – damals noch in Berner Diensten.

Doch das reicht offenbar ebenso wenig wie der Qualifikationssieg, um die Kritiker aus der Deutschschweiz zum Schweigen zu bringen. «Dafür», sagen Haas und Praplan unisono, «braucht es den Meistertitel eines Teams aus der Romandie.»

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