AboInterview mit abtretendem Pro-Mente-Sana-Chef«Das psychische Leiden in der Gesellschaft ist gross»
Roger Staub kennt die psychischen Probleme der Menschen in der Schweiz. Er spricht über gesellschaftliche Vorurteile und sagt, was die Erkrankten wirklich brauchen.
Herr Staub, gibt es noch Situationen, in denen psychisch Kranke heute offensichtlich benachteiligt werden?
Ja, das illustriert ein einfaches Beispiel: Ein Rollstuhlfahrer würde von einer IV-Stelle nie in den dritten Stock eines Gebäudes vorgeladen, wenn es dort keinen Lift gibt. Aber Menschen mit belegter Angststörung werden von der Invalidenversicherung in grosse Gebäude mit vielen Menschen inmitten einer Stadt zur Rentenüberprüfung vorgeladen. Menschen, die wegen ihrer Angststörung nicht unter die Leute gehen können, werden unter Androhung des Rentenentzugs einbestellt. Das zeigt, dass es an Verständnis und Wohlwollen für diese Menschen fehlt. Und es fehlt das Grundwissen über psychische Erkrankungen – in der Gesellschaft sowie bei Behörden wie etwa der IV.