Unfälle im MetaverseDas Netz lacht über Missgeschicke mit Virtual-Reality-Brillen
Kinnhaken fürs Kind: Verletzungen von VR-Usern sorgen für Schadenfreude und Häme. Der Trend zeigt auch, dass der Weg ins Metaverse noch sehr lang ist.
Man kann kaum wegschauen. Auf der Social-Media-Plattform Reddit gibt es eine täglich wachsende Sammlung von Missgeschicken rund um Virtual-Reality-Brillen. Man liest und vor allem sieht, wie Menschen mit solchen Brillen den Alltag um sich herum komplett vergessen und dann jäh in die Realität zurückgeholt werden.
Etwa wenn jemand bei einem virtuellen Lichtschwertspiel wild fuchtelnd eine Vase runterschlägt, die Hand gegen einen Schrank knallt oder unsanft gegen eine Tischkante stösst. Oder wenn während eines virtuellen Boxkampfs ein reales Kind in die Stube läuft und einen Kinnhaken abbekommt, der für den virtuellen Gegner gedacht war. «VR to ER» lautet der englische Begriff dafür (ER = Emergency Room, Notfallstation).
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Natürlich ist ein Teil dieser Videos und Berichte – wie immer wenn man für irgendwas Aufmerksamkeit bekommt – inszeniert. Aber das Phänomen ist durchaus real, wie zahlreiche Schnittwunden, Prellungen, blaue Flecken und vor allem eigene Erfahrungen zeigen. Schon 2016 habe ich mir beim Test der VR-Brille von Samsung unsanft das Schienbein am Couchtisch gestossen.
Dass dieses Phänomen nun so viel Aufmerksamkeit bekommt, deutet aber vor allem darauf hin, dass die Brillen nun langsam im Alltag ankommen. Pleiten, Pech und Schadenfreude sind eine regelmässige Nebenerscheinung, wenn neue Geräte in unserem Alltag Einzug halten. Man erinnere sich nur an Videos von Leuten mit Smartphones, die gegen Strassenlampen laufen, Nintendo-Wii-Fernbedienungen, die wild durchs Wohnzimmer und in manchen TV fliegen, oder wilde Stürze mit den ersten Elektrorollern.
Diese Virtual-Reality-Missgeschicke zeigen aber auch etwas Zweites: nämlich wie schwierig der Übergang von der realen Welt in eine virtuelle ist. Unsere Umgebung und vor allem unsere Wohnzimmer sind dafür nicht ideal. Nicht wenige berichten nach einem Virtual-Reality-Missgeschick, dass sie als Erstes ein Zimmer freigeräumt oder das Wohnzimmer umgestellt hätten. Aber auch unsere Körper tun sich mit virtuellen Welten schwer. Nicht wenigen wird übel, wenn sie so eine Brille aufsetzen.
Noch schwerwiegender sind die sozialen Komplikationen. Schon 2016 schrieben wir hier: «Die virtuelle Realität bleibt asozial.» So viel besser die Brillen heute sein mögen, das Hauptproblem lösen sie weiterhin nicht: Sie funktionieren nur, wenn man allein in einem Raum ist. Das zeigen die Videos von Vätern, die ihre Kinder boxen, mehr als deutlich.
Selbst erinnere ich mich mit Schrecken an meine Zugfahrten mit so einer Brille. Ständig hatte ich Angst, dass mir jemand die Tasche klaut, während ich in virtuellen Welten unterwegs war. Auch unvergessen, wie Samsung 2016 eine Halle voller Journalisten Brillen aufsetzen liess und niemand bemerkte, wie der richtige Mark Zuckerberg auf die Bühne kam:
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Darum kann man sich heute auch ganz entspannt zurücklehnen, wenn wieder jemand von einem Metaverse zu fabulieren anfängt. Das dient dazu, Aktionäre bei Laune zu halten. Wirklich spannend wird das erst, wenn es gelingt, mit transparenten Brillen die reale und die virtuelle Welt fliessend zu vermischen. Die gescheiterte Google-Brille und Microsofts Hololens zeigen, wohin die Reise geht.
Dann wird sich niemand mehr das Schienbein stossen oder das eigene Kind boxen. Aber bis es so weit ist, dauert es noch Jahre. Und so lange wird man sich noch Virtual-Reality-Missgeschicke anschauen und Metaverse-Geschwafel anhören müssen.
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