AboSamstagsgespräch mit Carla Del Ponte«Das ist sehr wichtig, was die Schweiz gemacht hat»
Die einstige Chefanklägerin in Den Haag ist frustriert, dass hochrangige Kriegsverbrecher wie Assad davonkommen. Ihr neuestes Buch ist eine Anklage gegen UNO und Grossmächte.
Die Jugoslawien- und Ruanda-Tribunale waren Meilensteine der internationalen Strafjustiz. Inzwischen hapert es bei der Verfolgung von Kriegsverbrechern wegen der Blockadepolitik der Grossmächte. Besteht die Gefahr, dass der Internationale Strafgerichtshof bedeutungslos wird?
Nein. Dass er seine Bedeutung völlig verliert, glaube ich nicht. Die internationale Strafjustiz kann auf der Arbeit der bisherigen Tribunale aufbauen. Der permanente Gerichtshof wird weiter existieren. Dort sind derzeit wichtige Ermittlungen im Gange, die Fälle betreffen afrikanische Länder und Afghanistan. Es ist zu hoffen, dass junge, engagierte Juristen am Gerichtshof arbeiten. Und vor allem, dass der politische Wille der internationalen Staatengemeinschaft zurückkehrt, gegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und gegen Kriegsverbrechen vorzugehen.