Solothurner FilmtageDas Festival wird zur Home Edition
Mehr Filme, aber keine Kinos. Wegen Corona finden die 56. Solothurner Filmtage ausschliesslich online statt.
Hinter Anita Hugi, Direktorin der Solothurner Filmtage, und ihrem Team liegt ein turbulentes Jahr. Vier verschiedene Festivalkonzepte mussten aufgrund der pandemiebedingt ständig wechselnden Bestimmungen entworfen werden – angefangen bei einer redimensionierten und verhältnismässig vertrauten Ausgabe vor Ort.
Das war der Stand im Mai 2020. An Weihnachten war dann nicht einmal die Online-Variante mit vereinzelten, kleinen Vorführungen in Solothurn mehr denkbar. Heisst: Das ausschliesslich virtuelle Konzept der 56. Solothurner Filmtage wurde zum definitiven Standbein.
Neue Website – ein «Bildwurf in die Zukunft»
Man werde das Festival trotzdem «umfassend, mit allen Preisen, Sektionen und Sonderprogrammen anbieten: als ‹Home Edition›», sagte Hugi an der virtuellen Medienkonferenz. Basis dafür ist eine neue Website, ein «Bildwurf in die Zukunft», wie Anita Hugi es nennt. «Sie zeigt und vermittelt den Schweizer Film auf attraktive und moderne Art.»
Auch der Präsident der Solothurner Filmtage, Felix Gutzwiller, spricht mit Freude von der Digitalisierung des Festivals, die notgedrungen im Schnellgang vorgenommen werden musste. Er sieht die Verlagerung in den virtuellen Raum nicht zuletzt als «Demokratisierung der Kultur» und als «Dienst an die Kultur».
Die Online-Edition sieht keine Gratisvorführungen vor. «Kultur ist kostbar», betont Gutzwiller. Aus den Einnahmen der Online-Eintritte (1000 virtuelle Plätze pro Film) geht ein direkter Solidaritätsbeitrag an die Produktionen.
Regisseurinnen in der Überzahl
170 Filme aller Genres, Länge und Landessprachen umfasst das diesjährige Programm. Mit 651 Produktionen seien besonders viele Einsendungen eingegangen (626 im Vorjahr), so Anita Hugi. Zwölf aktuelle Dokumentar- und Spielfilme, darunter die Weltpremieren «Nachbarn» von Mano Khalil oder «The Brain» von Jean-Stéphane Bron, sind für den Prix de Soleure nominiert.
Mit acht Regisseurinnen, fünf Regisseuren und einer Co-Regie von zwei Filmemacherinnen sind die Frauen in der Geschichte des Jurypreises erstmals in der Überzahl. Der Hauptpreis ist mit 60'000 Franken dotiert. Für den mit 20’000 dotierten Prix du Public sind elf Filme nominiert, darunter der Schweizer Oscarbeitrag «Schwesterlein» von Stéphanie Chuat und Véronique Reymond.
In der neuen Kategorie «Opera Prima» wird erstmals ein mit 20'000 Franken dotierter Preis für ein Erstlingswerk vergeben. Das «Rencontre» ist dem bald 80-jährigen Regisseur und Produzenten Villi Hermann («San Gottardo») gewidmet. Und in der ebenfalls neuen Sektion «Im Atelier» soll der künstlerische Austausch im Zentrum stehen. In diesem Rahmen wird unter anderem Regisseurin und Drehbuchautorin Petra Volpe («Die göttliche Ordnung», «Frieden») über ihren Schaffensprozess reden. (sda)
56. Solothurner Filmtage: 20. bis 27. Januar 2021.
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