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Meinung

Absage der Spektakel-Abfahrt
Das Desaster am Matterhorn wäre vermeidbar gewesen

Nicht fahrbar: Die Gran-Becca-Piste ist nicht rennbereit. Im unteren Streckenteil liegt kaum Schnee. 
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Voilà, da ist der Super-Gau: Die Männerabfahrten von Zermatt sind abgesagt, es liegt zu wenig Schnee im letzten Teil der Strecke. Trotz sechstägigem Aufschub und obwohl der Weltskiverband FIS eineinhalb Augen zudrückte, fiel die Piste auch bei der zweiten Schneekontrolle am Samstag durch. Ab dem Ende des Gletschers ist sie nicht fahrbereit – zudem wäre die Sicherheit der Athleten nicht gewährleistet. 

Was für ein Spektakel es hätte werden sollen, gross angekündigt von allen Beteiligten. Die erste länderübergreifende Abfahrt vom Wallis runter ins Aostatal, mit Blick aufs Matterhorn, ursprünglich geplant mit knapp fünf Kilometern Länge – später auf unter vier Kilometer korrigiert. Nun ist der Schaden angerichtet, die stellvertretende Bürgermeisterin von Valtournenche, der Gemeinde, in der sich das Ziel befindet, spricht nach dem Energie- und Ressourcenverbrauch der letzten Monate schlichtweg von einer Katastrophe.

Für den stolzen Wintersportort Zermatt bedeutet die Absage einen Imageschaden. Einer, der vermeidbar gewesen wäre. Einerseits, weil das Ganzjahresskigebiet nicht ansatzweise auf den Werbeeffekt einer Weltcupveranstaltung angewiesen wäre. Andererseits, weil FIS-Präsident Johan Eliasch darauf drängte, die Premiere unbedingt schon in diesem Herbst abzuhalten. Ohne Testevents, ohne Not vor allem. Als hätte niemand etwas aus den Versäumnissen der letzten Jahre gelernt.

Sicher, das Wetter hätte es kaum schlechter meinen können mit dem Hitzesommer und dem warmen Oktober. Doch in Zeiten des fortschreitenden Klimawandels drängt sich die grundsätzliche Frage nach der Sinnhaftigkeit des Projekts auf. Die vergangenen Wochen verdeutlichten, wie zweifelhaft die Gletscherpläne im Skizirkus sind. Die Organisatoren waren damit beschäftigt, Spalten zuzuschütten und massenhaft Schnee aus Depots zu karren. Im Ziel auf knapp 3000 Metern über Meer herrschen einladende Wanderbedingungen. 

Der Skisport in seiner etwas verstaubten Form braucht Spektakel, gewiss, doch der Zeitpunkt dieses Events scheint alles andere als optimal gewählt zu sein. Es spricht an und für sich nichts mehr dafür, mit der Weltcupsaison vor Mitte oder gar Ende November zu beginnen, zumal das Glaubwürdigkeitsproblem längst riesig geworden ist in der Bevölkerung.

Ski-Experte Felix Neureuther, einst Slalomsieger in Wengen und Kitzbühel, spricht von einem völlig unpassenden Vorgehen. «Da wird eine Beschneiungsmaschinerie angeworfen, die in keiner Relation steht zu zeitgemässem Denken und Handeln.» Dass selbst auf dieser Höhe für ein Rennen beschneit werden muss, stösst in der breiten Öffentlichkeit auf wenig Verständnis. Erst recht im Zuge der drohenden Energiekrise: Über den Daumen gepeilt braucht eine Schneekanone in einer Stunde in etwa so viel Strom wie eine Energiesparlampe in 100 Tagen Dauerbeleuchtung.

Für die FIS und dessen höchstumstrittenen Präsidenten Eliasch bedeutet die Absage die nächste Hiobsbotschaft. Gerade der Schwede steht immer mehr unter Druck, vom gross proklamierten Klimaschutz respektive deutlich kleineren CO₂-Fussabdruck ist in der Realität kaum etwas zu sehen. Vielmehr lancierte die FIS Hallen-Rennen in Dubai, glaubt Eliasch an die Möglichkeit von Wettkämpfen in Saudiarabien und reist der Weltcuptross in diesem Winter gar zweimal nach Nordamerika.

Doch zurück nach Zermatt: Weil die neue Veranstaltung ein Prestigeprojekt der FIS ist, werden weitere Ausnahmen gemacht. Und so besteht noch immer ein Fünkchen Hoffnung, zumindest für die Frauenrennen von übernächstem Wochenende. Am Dienstag wird die Piste ein letztes Mal inspiziert. Wobei im Fahrer- und Betreuerlager nicht mehr viele mit einem positiven Bescheid rechnen. Das Ziel nach oben zu verlegen war zumindest für die Abfahrten der Männer keine Option mehr, ist doch auch das Ende des Mittelteils wegen des vielen Regens der letzten Tage stark aufgeweicht.

Vor einem Jahr hiess es seitens der Veranstalter, man werde die pure Winterlandschaft erleben. Zu sehen ist im Zielbereich derzeit eine Geröllwüste.

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