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Ärger über fehlende Gästelisten
Das Coronavirus ist zurück auf der Tanzfläche

Die Zertifikatspflicht kann nicht verhindern, dass vereinzelt infektiöse Gäste in die Clubs gelangen.
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Ohne Maske und Abstand durch die Nacht tanzen: Seit drei Wochen ist das in den Schweizer Clubs wieder möglich. Vorausgesetzt, man verfügt über ein gültiges Covid-Zertifikat. Schon als der Bundesrat die neuen Regeln vorstellte, betonten Epidemiologen, das Konzept verspreche keine komplette Sicherheit. Kleinere Ausbrüche werde es immer wieder geben.

Tatsächlich mehren sich nun die Meldungen über Covid-Fälle im Nachtleben. So ist ein Gast des Zürcher Clubs Hive nach seinem Besuch am vergangenen Samstag positiv getestet worden – beim Eintritt hatte er über ein gültiges Zertifikat verfügt. Auch mehrere Besucher des Summer Camps auf dem Gelände der Roten Fabrik sind betroffen, wie die Organisatoren am Freitagabend via Instagram mitteilten.

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In Basel tauchten in den letzten Tagen vier positive Fälle auf, die alle mit dem Besuch desselben Lokals in derselben Nacht in Verbindung stehen. «Ob sich diese effektiv dort angesteckt haben, lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. Es besteht aber eine gewisse Wahrscheinlichkeit», sagt Anna Lüthi vom Gesundheitsdepartement.

Im Kanton Luzern war eine erkrankte Person in einem Club unterwegs und hat dort mutmasslich eine weitere angesteckt. In Bern ist die Rede von mindestens zwei erkrankten Personen, die mit einem gültigen Zertifikat je einen Event besuchten und kurz danach positiv getestet wurden.

Gästelisten fehlen

Ob die infektiösen Partygänger während des Feierns andere angesteckt haben, ist in vielen Fällen kaum eruierbar. Denn mit dem letzten Öffnungsschritt hob der Bund auch die Pflicht auf, die Kontaktdaten von Clubbesuchern zu erheben. Das stellt die kantonalen Behörden vor Probleme. Denn ohne Gästelisten können die Contact-Tracer die Personen, die im fraglichen Zeitfenster im Club waren, nicht mehr kontaktieren.

In solchen Fällen bleibe nur die Möglichkeit, die Betroffenen über Aufrufe der Veranstalter oder – «im äussersten Fall» – über die Medien zu suchen, sagt Gundekar Giebel, Sprecher der Berner Gesundheitsdirektion. Weil die Fallzahlen in den letzten Wochen relativ tief waren, rechnet Giebel zwar nicht damit, dass sich bereits viele Menschen auf diese Weise angesteckt haben. Er betont aber: «Dies dürfte sich in den nächsten Wochen mit der Dominanz der Delta-Variante und den zahlreichen Veranstaltungen und Reisen ändern.»

Sollte sich die Situation verschlechtern, müssten strengere Massnahmen geprüft werden, sagt Giebel. Dazu gehöre die Pflicht zur Kontaktdatenerhebung. «Denn ein gutes Contact-Tracing ist einer der Schlüssel zur Eindämmung der Pandemie.»

Einige Kantone haben bereits beim Bund interveniert. Beim Luzerner Gesundheitsdepartement heisst es, man habe die Verantwortlichen per Mail «auf die Umsetzungsproblematik bei positiven Fällen aufmerksam gemacht, die den Kantonen aus der aktuellen Bestimmung erwachsen». Auch die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren hat das Thema im Gespräch mit dem Bund aufs Tapet gebracht und dabei betont, dass die aktuelle Regelung «ein rasches, wirkungsvolles Contact-Tracing erschwert».

Ob und wie der Bund reagiert, ist noch offen. Ein Sprecher des Bundesamts für Gesundheit (BAG) sagt dazu lediglich: «Die Massnahmen werden laufend neu bewertet. Alle Änderungen werden aktiv kommuniziert.»

«Das Nachtleben ist höchstens ein kleines Mosaiksteinchen.»

Alexander Bücheli, Bar- & Clubkommission Zürich

Alexander Bücheli von der Bar- & Clubkommission Zürich warnt davor, nun vorschnelle Schlüsse zu ziehen. «Die Fallzahlen steigen im Moment generell wieder, da ist das Nachtleben höchstens ein kleines Mosaiksteinchen.» Seit der Wiedereröffnung stehe man mit der Gesundheitsdirektion und dem Bund in Kontakt. «Wir alle haben ein Interesse daran, möglichst sichere Anlässe durchzuführen.»

In Bezug auf eine Wiedereinführung der Kontaktdaten-Erhebung gibt Bücheli allerdings zu bedenken, dass schon die Kontrolle der Covid-Zertifikate einen personellen Mehraufwand von 25 bis 50 Prozent bedeute. Bedauerlich sei, dass im Vorfeld der Öffnungen keine Pilotanlässe durchgeführt worden seien, um die neuen Schutzkonzepte zu testen. «Das wäre viel sicherer gewesen, als nun im realen Leben zu beobachten, ob die Zertifikatspflicht hält, was sie verspricht.»

Mehr positive Ferienrückkehrer

Wo sich in der Schweiz wie viele Menschen mit Corona anstecken, bleibt auch im Jahr zwei der Pandemie schwierig zu ermitteln. Zwar sind die Kantone inzwischen verpflichtet, dem Bund gewisse Contact-Tracing-Daten zu übermitteln – darunter auch jene zu den vermuteten Ansteckungsorten. Beim BAG heisst es jedoch, bisher liefere erst ein kleiner Teil der Kantone solche Informationen in ausreichender Qualität, die Statistik sei daher unvollständig.

Gewisse Tendenzen lassen sich dennoch ausmachen. Mehrere Kantone geben an, dass sie es jüngst wieder vermehrt mit Corona-positiven Ferienrückkehrern zu tun haben. Der Kanton Luzern etwa stellte «diverse Cluster» fest, namentlich in Barcelona, Ibiza, Ayia Napa und Portugal. Bei den Betroffenen handle es sich vor allem um «jüngere und nicht geimpfte Personen».