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«Das Ausdauergen ist auch bei mir vorhanden»

Zwei Schwestern, eine Leidenschaft: Daniela und Barbara Schwarz. Foto: Andrea Zahler
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Eine Sequenz des Highlight­videos des diesjährigen Gigathlon hat es Barbara Schwarz besonders angetan: jene mit der Sin­gle-Siegerin. «Cool» sei diese, findet Schwarz. Und sagt: «Das könnte ich selber sein.» Beim vermeintlichen Ebenbild handelt es sich aber um ihre Schwester Daniela. «Unsere Bewegungen sind sehr ähnlich. Wir würden als Zwillinge durchgehen», findet sie.

Zwillinge sind Barbara und Daniela Schwarz nicht. Fünf Jahre trennen die beiden, ums Entdecken von Gemeinsamkeit ging es bis vor kurzem selten. Dazu gab es zu wenige Berührungspunkte. Barbara, die Älteste von vier Geschwistern, und Daniela, die Jüngste, bewegten sich in unterschiedlichen Welten. Barbara studierte Wirtschaftsinformatik und widmete sich als Multisportlerin extremen Ausdauerprüfungen – wie Inferno­-Triathlon, Ironman, Gigathlon, Powerman oder Tortour.

Daniela, die Polizistin, bewunderte ihre Schwester dafür. Sie konnte sich lange nicht vorstellen, ähnliche Vorlieben zu entwickeln. Daniela spielte Fussball – auf höchstem Level. Mit knapp 16 debütierte sie mit dem DFC Schwerzenbach in der Nationalliga A. Mit 21 wagte sie den Schritt ins Ausland – spielte erst in den USA und Kanada, danach in Norwegen. Schnell wurde sie auch Nationalspielerin.

Mit dem Auto dabei

Doch auch auf Distanz und trotz der unterschiedlichen Wege und Welten bestand immer eine enge Beziehung zwischen den beiden. «Wir ticken gleich», erkannten sie früh. Und harmonierten trotz verschiedenen Vorlieben. Daniela sagt: «Wenn Barbara mit dem Velo trainierte, begleitete ich sie manchmal mit dem Auto. Oder wir machten zusammen verrückte Touren.»

«Wir ticken gleich», erkannten sie früh. Und harmonierten trotz verschiedenen Vorlieben.

Danielas Wechsel vom Team- zum Individualsport kam so nicht ganz überraschend. «Barbara war immer mein Vorbild, an ihr habe ich mich stets orientiert», sagt sie. Das war schon in ihrer Kindheit so, als sie in ­Seuzach in einem Quartier mit vielen Gleichaltrigen aufwuchsen. «Wir tobten uns aus und zogen Tag und Nacht durch die Gärten», erinnern sie sich, «Fussball, Fangis, Räuber und Poli waren hoch im Kurs.»

Auch Barbara Schwarz hatte einst mit einer Teamsportart begonnen. Als Basketballerin spielte sie in der Nationalliga A. Zum Ausdauerbereich fand sie parallel – weil sie feststellte, dass sie auch nach zwei Stunden Basketballtraining oder -spiel noch voller ­Tatendrang war. 2004, als ­Gigathlon-Teilnehmerin in einem Fünferteam, fand sie Gefallen am Ausdauersport. Die Prioritäten begannen sich langsam zu verschieben. Der Erfolg kam rasch: Podestplatzierungen bei Gigathlon, Inferno und Powerman zwischen 2012 und 2015 waren erste Höhepunkte. Und auch der Abstecher zum Ironman glückte: 2015 qualifizierte sie sich für Hawaii. Im Gegensatz zum Gigathlon wurde sie in ­dieser Szene aber nicht richtig heimisch. Sie bevorzugt familiärere Events mit Natur- und Abenteuercharakter, abseits des Kommerz.

Die Lust kam nach dem Ende

Daniela folgte dem Beispiel ihrer Schwester nach der Rückkehr aus Norwegen und dem Ende der Karriere als Fussballerin. Sie spürte Lust, «zu schauen, was für mich bei diesen langen Sachen drinliegt». Bald merkte sie: «Das Ausdauergen ist auch bei mir vorhanden.» Und was ideal war: Mit Barbara stand und steht ihr die ideale Mentorin zur Seite.

«Als Coach wäre ich an mir verzweifelt», sagt Barbara, «aber Daniela ist sehr professionell.»

Daniela Schwarz machte dank den Trainingsplänen der Schwester schnell Fortschritte. Vorletztes Jahr debütierte sie im Gigath­lon in der Kategorie Couple und belegte Rang 5. Letztes Jahr reichte es gar zu Rang 2 in der Königsklasse Single, hinter Seriensiegerin Nina Brenn. 2019 folgte nun gar der Sieg.

Einen Direktvergleich könnten sich die beiden Schwarz-Schwester vorstellen – aber nur unter gewissen Bedingungen. Barbara sagt: «Dazu benötigte ich Freiraum, um top vorbereitet zu sein.» Sie betont, dass sich die Prioritäten wegen ihres 2-jährigen Sohnes inzwischen verschoben hätten. Auch Daniela sieht den Reiz dieser Idee, relativiert aber: «Gross auf Barbara achten könnte ich gar nicht. Je länger ein Rennen geht, desto weniger sind Jagdspiele möglich.»

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Ob Direktduell oder nicht: Interessant sind neben den vielen Gemeinsamkeiten die charakterlichen Unterschiede. «Ich bin unkonventioneller», sagt Barbara. Das zeigte sich etwa darin, dass sie sich weniger genau an Trainingspläne hielt und «immer lieber nach Gefühl trainierte und meist mehr tat als vorgegeben». Ihr Handicap: «Leider hat ein Tag nur 24 Stunden.» Bezogen auf ihre neue Funktion, sagt sie: «Als Coach wäre ich an mir selbst verzweifelt.» Bei der Arbeit mit ihrer Schwester ist das nicht der Fall. «Daniela trainiert sehr professionell und hält sich exakt an die Vorgaben.» Ausserdem ist Barbara überzeugt: «Danielas Art führt schneller ans Ziel.»

Gelingt Daniela Schwarz am Sonntag bei ihrer Ironman-Premiere in Zürich eine Leistung nah am Optimum, könnte es gar zu einem Startplatz in Hawaii reichen. «Dazu», schmunzelt sie, «würde ich nicht Nein sagen.» Ihre Schwester wird diesmal nur am Streckenrand stehen. Ihre Arbeit ist dann schon getan.