Dicke Ketten für Sonnenbrille und MaskeDas Accessoire des Sommers
Am besten schwergliedrig und schön bunt: Schmuckketten feiern ein Revival – auch wegen Corona.
Mit einer Brille ist es in dieser Saison nicht getan, es gehört unbedingt die begleitende Kette dazu, befestigt an den Bügeln. Und wie beispielsweise das grundsätzlich nicht zur Zurückhaltung neigende Model Bella Hadid kürzlich bei einer Modenschau in Paris demonstrierte: Dabei bitte auf Nummer sicher gehen. Hadid sah aus, als müsste sie ihre «Sunnies» mit schwerem Metall vor einer Strassengang aus Caracas schützen.
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Klar ist es praktisch, die Brille immer am richtigen Platz zu wissen, nämlich entweder auf der Nase oder per Kette um den Hals gehängt. Aber hier geht es in erster Linie um eine modische Spielerei, die bereits spätestens vor einem Jahr hätte Fahrt aufnehmen sollen dank schwergliedriger Modelle von Balenciaga, Gucci, Fendi et alii. Nur hiess der traurige Toptrend 2020 leider Mund-Nasen-Schutz, das liess eher wenig Raum für die elegant zur Schau gestellte Luxusbrille plus Zubehör.
In diesem Sommer zeigt sich nun, dass das Accessoire die Winterpause offenbar blendend überstanden hat. In die Bänder, ob filigran oder wuchtig, lässt sich schliesslich sehr vorteilhaft ein Firmenlogo integrieren. Das V von Valentino zum Beispiel, der verschnörkelte Anfangsbuchstabe von Loewe oder die Initialen des britischen Labels Linda Farrow. Je mehr Markenpräsenz, umso besser nach den schwierigen Pandemiemonaten.
Brillenketten sind auch Maskenhalter
Inzwischen haben Fast-Fashion-Firmen wie Asos, H&M oder Zara längst nachgezogen und günstige Alternativen im Programm. Aber egal ob vom Billiganbieter oder aus edlem Haus: Bei getragener Brille sieht jede Kette lässiger aus, wenn sie in schönem Bogen vom Ohr zum Kinn baumelt und das Gesicht gemeinsam mit den Brillengläsern zusätzlich einrahmt und damit akzentuiert. Wenn hingegen die Ray Ban oder das Modell von Persol an den Bändern hängend auf der Brust ruht: Dieser Anblick hat nach wie vor etwas leicht Tantenhaftes an sich, man denkt unwillkürlich eher an Sehhilfe als an einen Sommerabend auf der schönsten Terrasse der Stadt.
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Kleine Hersteller von Ketten gibt es auch im deutschsprachigen Raum, Shadeloops aus Graz etwa vermarktet seine Modelle in Doppelfunktion als «Brillenketten&Maskenhalter». In Leipzig hat Josephin Hemken vor ziemlich genau einem Jahr ihr Label Skadie gegründet. Weil sie sich, sagt die 31-Jährige, «ein bisschen gelangweilt hat» in der Babypause. Auf die Idee, Ketten für Sonnenbrillen zu entwerfen, kam die Marketing-Expertin durch einen befreundeten Optiker und das «sehr biedere Angebot» auf dem deutschen Markt, zumindest ausserhalb des Luxusbereichs.
Im vergangenen Sommer tauchte in vielen Modemagazinen die Wiederentdeckung der «sunglass chains» auf – doch schon in den Achtzigern und frühen Neunzigern waren die Bänder en vogue, damals auch gern in der schlichten Nylonvariante. Fotos zeigen Prinzessin Diana mit verspiegelten Gläsern samt schmalem Bändel auf der Skipiste, oder ein klobiges Chanel-Modell von 1992, bei dem sich die goldenen Metallglieder noch auf dem Brillensteg fortsetzen. Josephin Hemken bezieht sich bei den Retro-Namen für ihre Entwürfe bewusst auf die Popkultur jener Epoche. Ihre Ketten heissen Madonna, Britney S. oder Mariah C.
Die neuen Exemplare aus leichtem Acryl sind überzogen mit Gummi und fühlen sich samtig an. Schön grell sind sie alle, «Swimmingpool» in Türkis oder die dreifarbige «Manhattan». «Ich mag es gerne laut», sagt Hemken. «Und das passt zu diesem Sommer. Wir haben alle viel nachzuholen.» Ein Modell von Skadie kostet um die 40 Franken.
So neu, wie man meinen mag, ist das Phänomen der Brillen-Accessoires übrigens nicht. Queen Victoria soll im Alter ihre runden Lesegläser an einem Band aufbewahrt haben. Und schon vom frühen 19. Jahrhundert an galt das Monokel oder die Lorgnette als unverzichtbares Zubehör für weltgewandte Damen und Herren.
Die dazugehörigen Befestigungen kann man als Vorläufer der heutigen Modelle betrachten. Übertreibung inbegriffen: Der Maler Dominique Ingres malte 1826 eine Gräfin der Pariser Gesellschaft, schmuckbehängt, samt feingliedriger Brillenkette – bis zur Taille.
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