Mode mit Augenzwinkern aus ZürichDieses CS-kritische Käppi ist ein Hit
Mit seiner satirischen Cap trifft der Onlinestore «Plakativ» aus Zürich gerade einen Nerv: Speziell in Finanzkreisen kommt die subtile Botschaft an – und sie polarisiert.
- Im Zürcher Onlineshop Plakativ wird eine Mütze mit dem Logo der Credit Suisse verkauft.
- Das Design polarisiert und zieht sowohl positive als auch negative Reaktionen nach sich.
- Trotz Kritik gehört die Mütze zu den Bestsellern des Shops.
Caps sind allgegenwärtig: Sie werden längst nicht mehr nur als Sonnenschutz getragen, sondern als modisches Statement. Oft prangen Markenlogos oder die Wappen von Sportclubs auf den Köpfen. Aktuell beliebt: das Logo einer gecrashten Zürcher Traditionsbank.
Hie und da dürfte man in den vergangenen Monaten bereits «Credit Suisse Risk Management 2022» auf einer Mütze im Tram, in den Strassen oder insbesondere auch in den sozialen Medien gesehen haben.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
«Bei einem Spiel vom FCZ sah ich kürzlich jemanden, der sie trug. Wir vertreiben die Caps ja auch in Weiss-Blau», sagt Dino Reichmuth. Zusammen mit Joël Wyss und Lars Kienle führt er in Zürich den Onlineshop Plakativ, wo die Mütze neben weiteren Produkten angeboten wird.
Gesellschaftskritisches Augenzwinkern als Kopfbedeckung
Die Idee, das Logo der Grossbank zu imitieren, stammt aus dem Kollektiv des künstlerischen Netzwerks von Plakativ. Die Gruppe junger Künstlerinnen und Künstler aus dem Raum Zürich wird vom Onlineshop unterstützt.
Dabei steht im Zentrum, dass sie ihre Werke nicht mehr selber drucken, verkaufen oder verschicken müssen. «Plakativ ist quasi wie ein Kunstbasar, da in der lokalen Kunstszene enorm viel kreiert wird, aber dann leider gar nicht bei einem grösseren Publikum ankommt», erklärt Joël Wyss. Einige der Kunstschaffenden werden dabei gezielt von Plakativ kontaktiert, viele bewerben sich. Bei der Auswahl achten die Initianten auf diverse Faktoren, unter anderem, ob die Werke auch zum Sortiment und zur Marke passen.
Der Aspekt, dass Bürgerinnen und Bürger auf eine humorvolle Art ihren Unmut ausdrücken und ein bisschen «zurückgeben» wollen, sehen die Gründer als möglichen Antrieb, die CS-Mütze zu kaufen. «Die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler haben ja aufgrund des ganzen Debakels mit der CS durchaus auch etwas abbekommen», sagt Reichmuth. Ihre Kundschaft verorten sie unter anderem auch in der Szene des Finanzparks Zürich. Es seien immer mal wieder Geschäftsadressen von Banken oder Vermögensverwaltungsgesellschaften bei den Bestellungen dabei. Zudem weise die Resonanz aus ihrem erweiterten Netzwerk darauf hin.
«Wie kann man so was anziehen?»
Dass die Kopfbedeckung aus Cordstoff auch bei der breiten Masse anklang findet, zeigte jüngst der Black Friday. Dass liege an den Werbebemühungen, aber auch an der polarisierenden Natur des Kleidungsstücks, die Kundinnen und Kunden abhole, sagt Reichmuth. Seit die Mütze vor rund vier Monaten auf den Markt kam, ist die Nachfrage konstant hoch, dennoch sei am Black Friday ein leichter Peak zu verzeichnen gewesen.
«Die Cap gehört zu den Produkten, die am besten laufen», sagt Joël Wyss. Die Verkaufszahlen der «CS-Cap» liegen gemäss ihren Angaben monatlich im vierstelligen Bereich. Der Produzent der Caps in St. Gallen kam teilweise nicht mit der Produktion nach, und es gab Lieferverzögerungen. «Wir wurden schon ein bisschen überrumpelt», erklärt Dino Reichmuth.
Negative Stimmen gibt es dennoch: «Wie kann man so was anziehen?» oder «ganz schlechter Witz» kommentierten Nutzerinnen und Nutzer unter den Werbungen in den sozialen Medien. «Es gibt gewisse Leute, die den Humor und die Ironie dahinter wirklich nicht verstehen und sich beinahe schon angegriffen fühlen», so Dino Reichmuth. Vonseiten der UBS hat das Trio bezüglich des Designs noch nichts gehört.
Die Geister scheiden sich also an der Mütze – genau das macht aber wohl auch den Reiz des Produktes aus. Für das Weihnachtsgeschäft sieht man sich bei Plakativ dementsprechend gut gerüstet.
Fehler gefunden?Jetzt melden.