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Aus «Opferbereitschaft»
Chinesen spritzen sich selber Corona-Impfstoff

Diese Manager von Sinopharm sollen sich den experimentellen Impfstoff gespritzt haben, verkündete das chinesische Unternehmen in einem Online-Post.
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Eine Hilfe dabei sein, das Schwert des Sieges zu schmieden. So erklärte es das chinesische Pharmaunternehmen Sinopharm jüngst in einer Ankündigung, dass 30 Mitarbeiter des Unternehmens sich ohne staatliche Genehmigung aus «Opferbereitschaft» den eigenen Corona-Impfstoff gespritzt hätten. Dazu veröffentlichte die Firma ein Foto von sieben Männern in Anzug und Krawatte, darunter Manager, Forscher und ein Kader der Partei. Im Hintergrund sah man Propaganda des chinesischen Militärs.

Die Mitarbeiter von Sinopharm sind in China nicht die ersten, die sich zu Testzwecken unkontrolliert Impfstoffe gegen das Coronavirus injizieren. Im März hatte eine Epidemiologin und Armeegeneralin Fotos veröffentlicht, auf denen eine Krankenschwester ihr einen Impfstoff spritzt. Sechs weitere ihrer Mitarbeiter sollen ihn gespritzt bekommen haben. Die Wissenschaftlerin trug dabei ihre militärische Dienstuniform, im Hintergrund hing die Flagge Chinas.

Im Juni hatte die Regierung dem Militär offiziell die Erlaubnis erteilt, Soldaten einen Impfstoff der Firma Cansino Biologics zu spritzen, ehe die finale Testphase abgeschlossen war. Der Impfstoff des Unternehmens aus Tianjin gilt als vielversprechend. Einige Mitarbeiter sollen bereits im Februar erste Proben injiziert bekommen haben, bevor die Studie genehmigt war. Die Firma hofft, den Impfstoff bereits Ende dieses Jahres bereitstellen zu können.

Wettkampf der Systeme

Doch nicht nur international bedeutet das Vorgehen einen Verstoss gegen ethnische Normen. Auch in China verletzen die unbeaufsichtigten Tests Sicherheitsvorschriften. Es zeigt, wie gross der Druck im Land ist, das internationale Rennen um den Impfstoff zu gewinnen. Eine Art Impfstoff-Nationalismus ist ausgebrochen. Die Staatsmedien berichten fast täglich über Fortschritte. Tabubrüche werden geduldet, wenn nicht gar gefordert.

Für Peking wäre der erste Impfstoff nicht nur ein wissenschaftlicher Sieg, ein Meilenstein für die aufsteigende Wirtschaftsnation. Seit Ausbruch des Coronavirus steht die Regierung von Parteichef Xi Jinping auch unter Druck, die anfängliche Vertuschung in Wuhan hat das Land international in die Kritik gebracht. Peking macht die Virusbekämpfung aber gleichzeitig zu einem Wettkampf der Systeme, stellt die chaotische Lage in den USA als Beleg für die Überlegenheit des Sozialismus dar (Lesen Sie hier: USA gegen Russland – die Jagd auf den Impfstoff). Und versucht sich als globaler Player in der internationalen Gesundheitspolitik zu inszenieren. Der erste Impfstoff «made in China» wäre ein politischer Triumph.