Neuauflage von «Brat»Mit Billie Eilish und Bon Iver: Das Album des Jahres ist jetzt noch mehr Album des Jahres
Die englische Sängerin Charli XCX lieferte mit «Brat» das Album des Jahres. Jetzt schenken ihr einige der namhaftesten Popstars Remixes – und für Kamala Harris soll sie auch auftreten.
Wow, was ist denn das für ein Sound?
Es sind Millionen von Joggern und Spinning-Instruktorinnen, die gemeinsam aufatmen: «Brat», das Album, der Sommer, die Hits, es geht weiter! Mit einer Fortsetzung in Form von Remixes; (fast) alle Tracks des Blockbuster-Albums der englischen Musikerin Charli XCX in frisch gestrichenen Versionen. Partyklassiker, but I still pop.
Das muss man kurz erklären: Charli XCX heisst eigentlich Charlotte Aitchison, ist 32 Jahre alt und machte lange Zeit originelle, wenn auch nicht immer zugängliche Popmusik. Mit «Brat» von Charlie XCX explodierte dieses Jahr alles – schwer tanzbare Tracks voll weiblicher Introspektion und Selbstzweifel. Clubmusik im Popformat; es klang, als wären die Maschinen ausser sich.
Dieses Jahr wurde Charli XCX sogar den Eltern der Gen Z ein Begriff, weil sie kurz nach der Ernennung von Kamala Harris zur demokratischen Präsidentschaftskandidatin auf X den Post «kamala IS brat» absetzte. Seither lief in jeder Bar und in jedem Club «365» und versuchten Hunderttausende von Boyfriends zu erklären, weshalb sie mit diesen frenetischen Songs nicht so viel anfangen können.
Die Antwort ist einfach, sie sind nicht «Brat», und «Brat» bedeutet einfach, energisch die Unbekümmertheit für sich selbst zu definieren, oder vielleicht bedeutet es auch etwas anderes, jedenfalls: Das Album war überall, und der kommerzielle Erfolg überdeckte irgendwann, wie reflektiert und widersprüchlich es angelegt war.
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«Brat» wurde zur selbsterfüllenden Prophezeiung: eine noch nicht ganz berühmte Musikerin, die mittels ihrer Selbstbefragung, ob sie das Zeug zum Star hat, tatsächlich zum Star wurde. Gerade sang Charli XCX davon, dass sie angesichts ihrer überschaubaren Karriere Mutter werden könnte, jetzt hält sie vielleicht gerade der Megaerfolg von Songs übers Kinderkriegen davon ab.
Im politischen Spotlight steht sie auch schon. Für die Woche vor den Präsidentschaftswahlen hat das Team von Kamala Harris gerade ein Konzert mit «Überraschungsgast» angekündigt. Posts in den sozialen Medien tragen dieselbe limettengrüne Farbe wie das Albumcover von «Brat». Wahlhelferin Charli XCX, die als Engländerin gar nicht abstimmen kann?
«Brat» bekommt Remixes von Ariana Grande und Billie Eilish
Bis wir das beantworten können, gibts seit gut einer Woche das Remix-Album «Brat and It’s Completely Different But Also Still Brat». Die ultrascharf aufgelösten Sounds von «Brat», frisch und doch ekstatisch, werden von Ariana Grande, Billie Eilish oder Caroline Polachek verfremdet, beschleunigt, auseinandergenommen oder zusammengemischt. Eine Feier der Kollaboration.
Sagen wir: Meistens, ein paar Systemabstürze sind auch darunter. Dass ausgerechnet Julian Casablancas (von The Strokes) die Nachthymne «Mean Girls» mit lahmen Effekten verschmieren musste – also bitte. Viel cooler ist da Ariana Grande, sie trifft Charli XCX in der neuen Version von «Sympathy Is a Knife» und beschreibt die Fallen des Berühmtseins, wo einem die Leute nett kommen, aber Böses wollen.
Mit der Lebensrealität vieler Fans hat das natürlich wenig zu tun. Das positive Selbstbild (oder die Selbstvermarktung) von Charli XCX ist das eines Partygirls und einer «messy bitch», der im Haus in Los Angeles ein paar Marlboros in den Pool fallen. Das unterscheidet sich ja doch vom existenziellen Chaos derjenigen, die am Monatsende ihre Rechnungen nicht bezahlen können.
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Aber das Phänomen Charli XCX lässt sich eher als Möbiusband verstehen – der Wunsch kann Realität werden, je nachdem, wie man es dreht. Gesundes Selbstbewusstsein hilft da: «I wanna dance to me» singt sie auf «Club Classics»; sie will zu ihren eigenen Hits tanzen.
So richtig Meta wird das Remix-Album mit der Version von «Girl, So Confusing». Auf dem Original analysiert Charli mit typisch präzisem Text die Frenemy-Beziehung zu einer namenlosen anderen Sängerin. Nie ist klar, ob sie einander Gutes tun oder schaden wollen. Will die Künstlerin den Erfolg der anderen Künstlerin?
Jetzt antwortet die Neuseeländerin Lorde, mit der Charli auch schon verwechselt worden war, und hängt an die erste Strophe ihre eigene an. Es ist eine berührende Aussprache unter Frauen, Teamarbeit auf höchster Popstufe: Das Original kündigte den Hit an, der Remix liefert ihn.
Und wenn Billie Eilish auf «Guess» mit gut gelaunter Schlafzimmerstimme noch darüber singt, dass sie dem britischen Star auch mal gern den Slip zur Seite ziehen würde, kann man eh nicht mehr.
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«Guess» beginnt mit einem Stöhnen und hört auf mit einem Lachen. Und nach den Remixes auf «Brat and It’s Completely Different But Also Still Brat» folgt auf Spotify & Co. noch mal das ganze Originalalbum. Ist das nun ein schlauer Kommentar zum Dauerhören, das die Streamingdienste ermöglichen, oder macht Charli XCX so einfach ein paar Pence mehr?
Irgendwie beides. Oder wie es die Engländerin auf «Von dutch» längst selbst gesagt hat: «I’m your number one.»
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