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Servette im Champions-League-Final
Von wegen mit Welschen holt man keine Titel

27.04.2023; Genf; Eishockey National League Playoff Final - Genf Servette HC - EHC Biel;
vlnr, vorne, Arnaud Jacquemet, Noah Rod (mit Pokal), Alessio Bertaggia (Genf) und das Team jubelt mit Pokal 
(Pascal Muller/freshfocus)

Spieler oder Trainer an Matchtagen und somit während ihrer Vorbereitung zu behelligen, gilt unter Medienschaffenden als Tabu. Gelegentlich kommt es vor, dass sich die Protagonisten selbst melden. So wie Jan Cadieux. Nur wenige Stunden später verliert sein Team das im Kampf ums Playoff so wichtige Duell gegen Davos 1:6. Am Interview wird es nicht gelegen haben. Doch so schwer sich der amtierende Meister national tut, so überzeugend tritt er europäisch auf.

Die Genfer, die in der National League nur auf dem achten Rang klassiert sind, greifen heute Dienstag im Final der 2014 neu ins Leben gerufenen Champions Hockey League nach den Sternen. Bislang haben nur Schweden (6 Titel) und Finnen (2) den Wettbewerb gewonnen. Um die Serie zu durchbrechen, muss nun ein Sieg gegen das schwedische Spitzenteam Skelleftea her. «Vor zwölf Monaten hiess es noch, wir hätten nie etwas gewonnen. Nun spielen wir sogar um diesen Titel. Ein Sieg wäre auch fürs Schweizer Eishockey ein bedeutender Schritt», sagt Servette-Trainer Cadieux.

Unter dem Sohn des legendären Paul-André Cadieux vermochte Servette das welsche Verlierer-Image abzustreifen, gewann im letzten Frühjahr seinen ersten Meistertitel in der 118-jährigen Clubgeschichte. Erstmals nach dem HC La Chaux-de-Fonds 1973 ging der Pokal wieder in die Romandie. «Die Spieler waren ob der Reaktionen überrascht. Einen Sommer lang war alles toll. Das half nicht, den Fokus wiederzuerlangen», konstatiert Cadieux.

Während der Saisonvorbereitung zog sich der gesamte Staff in die Berge zurück. Alle waren aufgefordert, eine Präsentation abzuhalten. Auch über die Gefahr eines Meisterblues wurde diskutiert. «Man denkt immer, dass dir das nicht passieren kann. Doch dann geniesst du den Erfolg, und wenn es wieder losgeht, realisierst du, was du alles falsch gemacht hast. Wir hatten den Blues und brauchten viel Zeit und Energie, um ein neues Kapitel aufzuschlagen.»

Beinahe 100’000 Franken Verlust

Cadieux kommt auf die Mentalität zu sprechen. Auf die Frage, ob der Vorwurf der genügsamen Romands denn nicht bloss dummes Geschwätz aus der Deutschschweiz sei, entgegnet der 43-Jährige: «Es ist nicht so, wie einige denken. Wir haben viele Schritte in die richtige Richtung gemacht. Aber es gibt noch eine Lücke zu schliessen.» Vieles spiele sich auch im Kopf ab. «Letzte Saison hatte ich das Gefühl, dass wir mental stets frisch waren. Jetzt hatten wir kaum Pausen und bis auf zwei Ausnahmen immer drei Spiele pro Woche zu bestreiten.»

Die CHL bescherte den Genfern 13 zusätzliche Partien, ohne dass sie dabei einen Reibach machten. Während im Fussball der europäische Wettbewerb den Clubs die Kassen füllt, ist er im Eishockey alles andere als lukrativ. Erst 120’000 Euro – 55’000 Euro Prämien, 65’000 Euro Reiseentschädigung – hat Servette bislang kassiert. Hätte der Club das Endspiel verpasst, er hätte einen Verlust von rund 100’000 Franken eingefahren.

Geneve-Servette's captain Noah Rod, left, and Geneve-Servette's Head coach Jan Cadieux, pose next to the CHL trophy after a press conference one day before the Champions Hockey League Final game between Switzerland's Geneve-Servette HC and Sweden's Skelleftea AIK, at the ice stadium Les Vernets, in Geneva, Switzerland, Monday, February 19, 2024. (KEYSTONE/Salvatore Di Nolfi)

«Wir machten alles, um Kosten zu sparen, flogen einmal sogar mit Easyjet nach Schweden», sagt Sportchef Marc Gautschi. «Bei diesem Modus bleibt nur die Flucht nach vorne.» Im Viertelfinal gegen Red Bull München habe sein Team dann realisiert, dass Grosses möglich sei. «Ich hoffe, wir zeigen nun gegen Skelleftea unser Champions-League- und nicht das Liga-Gesicht», so Gautschi. Ein Sieg würde Servette, das bis Ende Saison auf den verletzten Captain Noah Rod verzichten muss, weitere 240’000 Euro einbringen. Bei einer Niederlage wäre es die Hälfte. Die Les-Vernets-Halle in Genf war innerhalb von drei Minuten ausverkauft.

«Mit Welschen holt man keine Titel», behauptete ZSC-Legende Michel Zeiter einst. Nun kann sich Genf 15 Jahre nach den Zürchern ebenfalls zum Champions-League-Sieger krönen.