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Vergleich in Grafiken
Die Schweiz hat eine der ältesten Regierungen in Europa

Eine Gruppe von acht Personen steht lächelnd in einem elegant eingerichteten Raum mit grossen Fenstern und goldenen Vorhängen.
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Mit der Wahl von Martin Pfister hat sich zwar die Zusammensetzung des Bundesrats geändert, dessen Durchschnittsalter aber kaum. Pfister ist 61 und damit nur ein Jahr jünger als seine Vorgängerin Viola Amherd. Neu sind die Bundesrätinnen und Bundesräte im Schnitt 61,1 Jahre alt. Im europäischen Vergleich liegt die Schweiz damit weit vorne.

Die grossen Unterschiede zwischen den Ländern haben unter anderem mit unterschiedlichen politischen Systemen zu tun. In der Schweiz durchlaufen potenzielle Kandidierende eine langjährige politische Laufbahn, bevor sie in den Bundesrat gewählt werden. Die Karriere beginnt oft auf kommunaler Ebene und führt über ein kantonales ins nationale Parlament oder wie bei Pfister in einen Regierungsrat. Diese Stufenleiter führt dazu, dass Bundesrätinnen und Bundesräte bei ihrer Wahl ein höheres Alter erreicht haben, aber eben auch die notwendige Erfahrung und das Fachwissen mitbringen, welche die komplexe Regierungsarbeit erfordert.

Seniorität wird hierzulande hoch geschätzt. Etablierte Parteien tendieren dazu, erfahrene Persönlichkeiten zu bevorzugen. Aufgrund der sogenannten Zauberformel und der geringen Anzahl Sitze ist es für junge Politiker schwieriger, in die Regierung zu kommen, als in anderen Ländern. In Skandinavien zum Beispiel gibt es eine grössere politische Durchlässigkeit, jüngere Politiker können schneller in hohe Ämter aufsteigen.

In nordischen Ländern ist auch die Bevölkerung vergleichsweise jung. Es ist auffällig, dass viele Länder mit alter Bevölkerung auch eine ältere Regierung haben. Italien, Portugal, Bulgarien, Griechenland und Deutschland sind die europäischen Staaten mit dem höchsten Medianalter und (mit Ausnahme von Bulgarien) alle auch in diesem Ranking weit vorne zu finden.

Grundsätzlich steigt mit der alternden Gesellschaft die Wahrscheinlichkeit, dass auch politische Ämter von älteren Personen besetzt werden. Das Durchschnittsalter des Bundesrats ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. 2012, nach der Wahl des damals 39-jährigen Alain Berset, betrug es 53 Jahre. Heute sind es gut 61 Jahre.

Beim Kampf um die Nachfolge von Viola Amherd war das Alter der Kandidaten kein Thema. Dabei liegt es deutlich über dem Durchschnitt der Bevölkerung, der 43 Jahre beträgt. Würde der Bundesrat dies wirklich abbilden, wäre er viel jünger zusammengesetzt. Die Mitglieder würden aus verschiedenen Altersklassen stammen. Heute gehören die meisten zur Gruppe 60+ (Jans ist 60, Baume-Schneider, Keller-Sutter und Pfister sind 61, Cassis ist 63 und Parmelin 65), lediglich Rösti ist mit 57 Jahren jünger.

«Nur Personen, die über viel politische Erfahrung verfügen, sind für den Bundesrat geeignet», sagte Sarah Bütikofer, Politikwissenschaftlerin an der Universität Zürich, zu dieser Redaktion. Sie finde es deshalb nicht weiter problematisch, wenn die Altersgruppen nicht eins zu eins repräsentiert würden. «Unterschiedliche Generationen und eine gewisse Fluktuation im Gremium wären aber sicher wünschenswert.»

Hier liegt ein weiterer Grund für die alte Regierung der Schweiz begraben: die fehlende Amtszeitbegrenzung für Bundesräte. Sie führt zu einer geringen Fluktuation, die Mitglieder des Gremiums bleiben teilweise lange im Amt. In jüngster Zeit waren es durchschnittlich zehn Jahre. Das ist in vielen anderen Ländern undenkbar. Die Regierungen werden viel häufiger neu zusammengesetzt, sind auch deshalb jünger – aber erreichen folglich nie die politische Stabilität, wie sie die Schweiz kennt.