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Überraschung im Bundeshaus
Bundeskanzler Thurnherr tritt zurück

Insider im Bundesrat: Bundeskanzler Walter Thurnherr tritt auf Ende Jahr zurück. 
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Bundesbern erwacht mit einem Knall aus der Sommerpause: Bundeskanzler Walter Thurnherr wird heute seinen Rücktritt öffentlich bekannt geben. Heute Morgen hat er seinen Abgang in der ersten Bundesratssitzung nach den Ferien angekündigt, wie diese Redaktion aus zwei gut informierten Quellen erfahren hat.

Thurnherr, formell so etwas wie der Stabschef der Landesregierung, galt oft als achter Bundesrat. Zwar hat er in den Bundesratssitzungen kein Stimmrecht, nimmt aber an allen Sitzungen teil. In der Öffentlichkeit schuf er sich vor allem mit ausgefeilten, rhetorisch guten Reden einen Namen.

Thurnherrs Rücktritt kommt völlig überraschend, weil er erst 60 Jahre alt ist. Er macht nun eine Ersatzwahl am 13. Dezember nötig, am gleichen Tag, an dem der Nachfolger oder die Nachfolgerin von SP-Bundesrat Alain Berset bestimmt wird, der im Juni seine Demission angekündigt hat. Thurnherr gehört der Mitte-Partei an, die damit ein Stück weit auch dafür kompensiert wird, dass sie nur noch einen Sitz im Bundesrat hat.

Eine der mächtigsten Personen im Bundeshaus

Thurnherr gilt seit Jahrzehnten als eine der einflussreichsten und mächtigsten Personen im Bundeshaus. Er wuchs in Wohlen im Kanton Aargau auf und studierte theoretische Physik an der ETH Zürich. Nach Studienabschluss trat er zunächst in den diplomatischen Dienst ein. Unter anderem arbeitete er in der Schweizer Botschaft in Moskau. Ende der 1990er-Jahre wurde er vom damaligen Aussenminister Flavio Cotti zum persönlichen Mitarbeiter berufen und war später Generalsekretär des Aussendepartements.

2003 wechselte er mit Cottis Nachfolger Joseph Deiss ins Eidgenössische Volkswirtschaftsdepartement und blieb dort auch unter Deiss’ Nachfolgerin Doris Leuthard. Mit ihr zog er später ins Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation weiter. Am 9. Dezember 2015 wurde er von der Bundesversammlung mit 230 Stimmen zum Bundeskanzler gewählt und trat somit die Nachfolge von Corina Casanova an. Bei der Bundesratswahl 2019 wurde sein Amt als Bundeskanzler mit 219 Stimmen bestätigt.

In einer ersten Version des Artikels stand fälschlicherweise, dass Doris Leuthard bereits ab 2003 Chefin des Wirtschaftsdepartements gewesen sei. Richtig ist, dass es Joseph Deiss war.