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Der Ticker zu Weltklasse Zürich
Warholm unbesiegbar, Duplantis scheitert an Weltrekordhöhe – Sprunger macht «alles falsch»

Ein Finale mit viel Magie – und schnellen Schweizerinnen

Die Athleten und Athletinnen waren sichtbar erfreut, dass sie wieder einmal vor vielen Zuschauern auftreten durften.

Denn das leere Olympiastadion von Tokio hatten viele von ihnen als stimmungslosen Höhepunkt empfunden. Entsprechend dankbar reagierten sie auf das aktive Publikum am Diamond-League-Finale im Letzigrund.

Zu ihnen zählten auch die Schweizer Sprinterinnen Mujinga Kambundji und Ajla Del Ponte. Sie zeigten mit Topzeiten abermals, wie gut sie mittlerweile sind – und jederzeit zu Weltklasseleistungen fähig.

Und mit Stabhochspringer Armand Duplantis konnte das Publikum lange auch wieder einmal auf einen Weltrekord hoffen. Es wäre der erste gewesen seit Jelena Isinbajewa vor 12 Jahren in derselben Disziplin.

Es blieb beim Versuch – und damit: nach Weltklasse Zürich ist vor Weltklasse Zürich. In diesem Sinn: Bis zum nächsten Mal im September 2022.

Stab Männer – Duplantis verpasst Weltrekord

Nun ist klar: «Mondo» Duplantis scheitert an der Weltrekordhöhe von 6,19 m. Auch sein dritter Versuch ist ein bisschen zu wenig gut – trotz prominentem Mitklatscher: Hürdenweltrekordhalter Karsten Warholm und 22'000 weiteren Zuschauern.

Hochsprung Männer – der Entertainer verzückt das Publikum

Mindestens fünf Kilos habe er seit seinem Olympiasieg zugenommen, scherzte Gianmarco Tamberi vor seinem Zürich-Start. Denn er sei daheim in Italien von einer Ehrung zur anderen gereicht worden. Das wirkt sich aber kein bisschen aufs Fliegen aus: Tamberi schafft 2,34 m und verführt das Publikum auch dank seiner Showeinlagen zu Dauerapplaus.

Olympiasieger mit Showtalent: Gianmarco Tamberi.

Stab Männer – Duplantis will den Weltrekord

Weltrekordhalter Armand Duplantis meistert 6,06 m und sorgt damit für den ersten Flug im Letzigrund je über die magischen 6 m. Die Frage ist: Attackiert der Olympiasieger nun seinen Weltrekord von 6,15?

Der erste 6-m-Flug im Letzigrund: Armand Duplantis machts möglich.

200 m Frauen – Kambundji rast erneut

Nach den 100 m ist für Mujinga Kambundji vor den 200 m. Und erneut fliegt die Bernerin über die Bahn. In 22,27 Sekunden verpasst sie ihre Bestzeit bloss um eine Hundertstel und wird Vierte.

Schnellste ist Christine Mboma in Juniorinnen-Weltrekordzeit von 21,78 – und nährt die hitzige Debatte um ihre Person: Über 400 m, ihre Paradedisziplin, darf die Intersexuelle aus Namibia nämlich nicht mehr starten – über die ganz kurzen Sprintdistanzen aber schon (noch).

Doppelt zufrieden: Mujinga Kambundji überzeugt nach den 100 m auch über die doppelte Distanz.

Speer Männer – der Politiker liefert wieder

Politiker können auch Spitzenathleten sein – zumindest kann es Johannes Vetter. Er ist Gemeinderat in Offenburg. Darum ist wenig erstaunlich, dass der dominierende Speerwerfer der Gegenwart im Sport- und Schulausschuss wirkt. Ausgerechnet an den Spielen aber kam Dauersieger Vetter nicht zurecht. Die neu verlegte Bahn war rutschig und vermochte seiner (Bein-)Power nicht standzuhalten.

Das passiert in Zürich nicht: Mit einem Wurf auf 89,11 m und dem Sieg kann er sich ein ganz kleines bisschen für die Niederlage in Tokio rehabilitieren.

Zurück auf Platz 1: Johannes Vetter wirft den Speer wie so oft am weitesten.

400 m Hürden Männer – Warholm, wer sonst?

Natürlich kann Karsten Warholm die mit zehn Hürden erschwerte Bahnrunde so schnell wie kein anderer Mensch zurücklegen. Doch der Weltrekordhalter aus Norwegen ist auch ausserhalb des Stadions eine aussergewöhnliche, weil witzige und schlagfertige Figur.

Als ihn etwa ein norwegischer Journalist kurz vor dem Meeting darauf ansprach, dass er in der Heimat die Liste der populärsten Athleten anführe, sagte Warholm schelmisch: «Und wo ist da jetzt die News?»

Darum ist es natürlich auch keine «News», dass er siegt und sich davor auch nicht von zwei Fehlstarts zweier Gegner irritieren lässt. Er gewinnt in 47,35 Sekunden vor dem Brasilianer Dos Santos (47,81).

Nicht zu schlagen: Karsten Warholm.

400 m Hürden Frauen – Sprunger: «Habe alles falsch gemacht heute»

Am Dienstag wird in Bellinzona die internationale Karriere von Lea Sprunger enden. Zürich bildet den Abschluss auf höchster Bühne. Die 31-jährige Romande – «ich freue mich wirklich auf das neue Leben» – ist davon kein bisschen beflügelt.

Es ist ab der ersten Hürde ein verpatztes Rennen. Nie kommt Sprunger so richtig ins Sprinten und muss sich mit dem letzten Platz begnügen. «Ich habe alles falsch gemacht heute», bilanziert sie und findet doch: «Ich habe es geniessen können.»

Verpatzte ihr letztes Rennen im Letzigrund, konnte es aber trotzdem geniessen: Lea Sprunger.

In Abwesenheit der schnellsten zwei Amerikanerinnen kommt die Trainingspartnerin von Sprunger zu einem lockeren Sieg: Femke Bol aus den Niederlanden, mit erst 21 Jahren die wohl kommende Grösse der europäischen Frauen-Leichtathletik – und Garantin, dass Sprunger-Coach Laurent Meuwly weiter in der Weltklasse mitmischt. Er trainiert Bol.

800 m Frauen – das Supertalent vorne

Lore Hoffmann mag primär (Schweizer) Leichtathletik-Insidern bekannt sein. Doch die 25-jährige Romande hat ein so hohes Niveau erreicht, dass sie sich inmitten der Weltbesten nicht zu verstecken braucht. In Zürich geht ihr auf der Zielgeraden sichtbar die Kraft aus. Sie wird in 2:00,25 Achte. Schnellste ist das britische Supertalent Keely Hodgkinson (19) in 1:57,98.

Eine Umarmung für die Siegerin: Lore Hoffmann (h.) herzt Keely Hodgkinson.

3000 m Steeple Männer – Olympiasieger im Frust

Soufiane El Bakkali ist ein Eindringling: Seit den Spielen von 1984 gewann immer ein Kenianer diese Kenia-Disziplin (trotz aller Mängel über die Hindernisse). Der Marokkaner beendete in Tokio nun diesen Lauf locker. In Zürich aber hämmert er sich die eine Hand in die andere: Denn mit Benjamin Kigen ist ein Kenianer für einmal wieder schneller – 8:17,45 zu 8:17,70.

Der Steeple ist in Zürich wieder in kenianischer Hand: Benjamin Kigen triumphiert.

100 m Männer – 9,87 für Sieger Kerley

Selbst Insider staunten, als sie den Namen auf der Startliste erblickten: Yupun Abeykoon Mudiyanselage. Der Sprinter stammt aus Sri Lanka und war mit seiner Bestzeit von 10,15 Sekunden neben dem Schweizer Silvan Wicki (Wildcard) der grosse Aussenseiter.

Mudiyanselage kam zu seinem Letzigrund-Glück, weil schnellere und damit vor ihm qualifizierte Athleten für den Final abgesagt hatten. Es blieb beim Dabeisein, er wird Achter. Den Sieg sichert sich der Olympiazweite Fred Kerley in 9,87 vor André de Grasse (9,89) und Ronnie Baker (9,91). Wicki klassiert sich in 10,25 als Siebter.

Der schnellste Kerli im Letzigrund: Fred Kerley gewinnt über 100 m.

100 m Frauen – Del Ponte: «Wahnsinn!»

Seit Ajla Del Ponte und Mujinga Kambundji in die Weltklasse gestürmt sind, erlebt der Schweizer Fan jeweils zwei Rennen in einem: Das Kräftemessen der Schweizerinnen – und den Fight um den Sieg. Zuletzt hatte die Tessinerin meist die Schuhspitze vor der Bernerin und ihr gar den nationalen Rekord abgenommen.

Nun ist es im Letzigrund wieder Del Ponte. In 10,93 Sekunden ist sie eine Hundertstel schneller als Kambundji – und sagt nach Rang 3 nahe am Schweizer Rekord (10,90): «Es ist Wahnsinn!» Kambundji verbessert wiederum ihre absolute Bestleistung um eine Hundertstel und bedankt sich beim Publikum für den Support.

Ganz vorne setzt Olympiasiegerin Elaine Thompson-Herah einmal mehr zum Schaulaufen an, gewinnt in ultraschnellen 10,65 bei leichtem Rückenwind von 0,6 m/s. Platz 2 geht an Dina Asher-Smith in 10,87.

1500 m Männer – Ingebrigtsen verliert

Eigentlich wollte Jakob Ingebrigtsen schon die 5000 m vom Mittwoch in Zürich laufen. Dann aber entschied sich der 20-jährige Olympiasieger nur über 1500 m zum Start, also über seine Paradedistanz. Er wusste warum: Mit Timothy Cheruiyot war sein grosser Rivale dabei, den er an den Spielen erstmals bezwungen hatte.

Und nach seinen 3:31,45 Minuten wusste Ingebrigtsen, warum er sich geschont hatte: In einem Wimpernschlagfinale war es nämlich Cheruiyot, der in 3:31,37 trotzdem ein bisschen frischer war. Selbst ein ausgeruhter Ingebrigtsen war also nicht gut genug.

Olympia-Revanche geglückt: Timothy Cheruiyot hält Jakob Ingebrigtsen knapp auf Distanz.

1500 m Frauen – das Kopfschütteln der Erfolgsverwöhnten

Sifan Hassan ist die Läuferin für fast alle Strecken. An den Spielen siegte sie über 5’000 m und 10’000 m und nahm auch Bronze über 1500 m heim. Die Niederländerin mit äthiopischen Wurzeln musste nun abermals gegen Olympiasiegerin Faith Kipyegon ran.

Und Hassan, die 28-jährige frühere Krankenschwester, beginnt einen Kipyegon-Komplex zu entwickeln. Denn die Kenianerin ist im Schlussspurt abermals einen Tick schneller. Der erfolgsverwöhnten Hassan bleibt nur: Kopfschütteln.

Schon wieder hat es nicht gereicht: Sifan Hassan muss sich Faith Kipyegon geschlagen geben.

110 m Hürden – Jason Joseph viel zu schnell

Der Schweizer Jason Joseph reagierte auf die für ihn enttäuschenden Spiele – Out im Halbfinal – mit einem Feuerwerk an schnellen Zeiten. Zuletzt war er praktisch auf Augenhöhe mit den Weltbesten. Folglich brauchte sich der Basler auch in Zürich in einem eher mediokren Feld nicht zu verstecken (was angesichts seiner 1,93 m auch schwierig ist). Und doch hätte sich Joseph am liebsten in einem grossen Loch verkrochen.

Denn er schoss viel zu schnell aus dem Startblock und musste die nächste Niederlage hinnehmen: Disqualifikation. Bitter – aber nicht das erste Mal bei Weltklasse. Schon 2019 hatte er viel zu früh ins Rennen gehen wollen.

100 m Hürden – Kambundji 2 legt vor

Auch die «kleine» Kambundji fand bei Weltklasse ein (Start-)Plätzchen: die ebenfalls sehr talentierte Ditaji. Die 19-Jährige präsentierte sich auf der grossen Bühne schon erstaunlich keck: In 13,01 Sekunden verpasst sie ihre Bestzeit (12,94) nur knapp. Die Schnellste ist Tobi Amusan (Nigeria) in 12,42. Übrigens: Es sind zurzeit 21 Grad, Wind hat es praktisch keinen.

Hielt auf der grossen Bühne gut mit: Ditaji Kambundji.

400 m Männer – Fotofinish nach 44 Sekunden

Wenn man der erste Olympiasieger vom Inselstaat Grenada ist, bekommt man: eine Strasse nach sich benannt. Darum heisst seit den Spielen von 2012 in der Hauptstadt St. George’s eine Strasse Kirani James Boulevard. 19 Jahre jung war James damals erst – und holte auch an den Spielen von 2016 und 2021 je eine Medaille, aber keine weiteren Strassennamen.

In Zürich wird der 29-Jährige nun um eine Hundertstel bezwungen, vom Amerikaner Michael Cherry in 44,41 Sekunden. Der Schweizer Youngster Ricky Petrucciani muss sich mit 46,38 und Platz 7 begnügen.

Hauchdünne Entscheidung: Michael Cherry (l.) gewinnt eine Hundertstelsekunde vor Kirani James.

Stab Frauen – Russin im Hoch

Der Abend beginnt mit Tempo: Die Russin Angelika Sidorowa überfliegt 4,96 m und sorgt damit für die erste Jahresweltbestleistung des jungen Abends. Sidorowa fliegt danach gar über 5,01 m. Besser war erst Weltrekordhalterin Jelena Isinbajewa (Rekord: 5,06). Ergo ist die Russin nun die zweitbeste Stabspringerin je.

Fliegt am höchsten: Angelika Sidorowa.

400 m Frauen – die artige Tochter liefert

Was verspricht eine artige Tochter? Im Fall von Marileidy Paulino eine Medaille an den Olympischen Spielen – und dank des Erfolgs die Aussicht, ein Haus zu bauen. Die 24-Jährige aus der Dominikanischen Republik holte Silber, die alleinerziehende Mama freute sich (wie die fünf Brüder). In Zürich kommen 12’000 Dollar für Platz 2 hinzu. Den Sieg in 49,88 Sekunden holt sich die Amerikanerin Quanera Hayes. Sie ist acht Hundertstel schneller als Paulino.

Das Publikum steht zum ersten Mal

Wenn die freien Schweizer beten, steht das Publikum. Denn zur Nationalhymne wird nun einmal aufgestanden. Gesungen allerdings wird kaum …