Leichtathletik auf dem SechseläutenplatzWas ist die Steigerung von Weltklasse?
Das Zürcher Meeting inszeniert sich bei Teil 1 des Finales fast kitschig gut. Die Zuschauer lassen das Stadion erbeben, weil die Hochspringerinnen begeistern wie selten.
Und dann fordert der Speaker: «Pschschscht!» Doch Ruhe auf die Tribünen zu bringen, ist nicht so einfach. Denn die Hochspringerinnen haben auf dem Sechseläutenplatz bei Weltklasse Zürich einen Wettkampf gezeigt, der so spannend war wie es lange keiner war. Und jetzt nimmt also nochmals Maria Lasizkene Anlauf.
Die Olympiasiegerin steht bereits als Diamond-League-Gewinnerin fest, die Latte liegt auf 2,07 m. Nur zwei sind je höher gesprungen. Die Russin reisst und beendet den Wettkampf. Der Dank ist gegenseitig: Die 2500 Zuschauerinnen und Zuschauer verabschieden sie und ihre Konkurrentinnen begeistert.
Inmitten der Weitspringer, neben den Kugelstösserinnen und kurz nachdem die 5000-m-Läuferinnen auf dem sonnengefluteten Platz ins Ziel gekommen sind, lässt es sich der eine von zwei Weltklasse-Zürich-Chefs nicht nehmen, ein Handyfoto des Chefs der Welt-Leichtathletik zu machen: Christoph Joho setzt Präsident Sebastian Coe vor der Haupttribüne – klick – in Szene.
Und dann geniessen sie, was lange in den Köpfen der Zürcher Organisatoren gebrütet hat: Ein Leichtathletik-Fest mitten in der Stadt. Coe, dessen Beziehung zum Zürcher Meeting seit seinem Weltrekord über eine Meile 1981 eine spezielle ist, verleiht der Veranstaltung das Attribut «wundervolle Innovation».
Hätte die Szenerie für den ersten Teil des Saisonfinales in der Diamond League schöner und damit noch kitschiger sein können? Kaum. Stahlblauer Himmel, im Hintergrund der glitzernde See, und das Opernhaus mit seiner klassizistischen Fassade bildeten rund um den vielgenutzten Platz die Kulisse für die weltbesten Leichtathletinnen und -athleten. Für einen City Event, den es so wohl noch nirgends gegeben hat.
Nächstes Jahr soll dieser Anlass für alle gratis sein
Aussen brummt der Verkehr, innerhalb der Zäune sonnt sich das Publikum auf den drei Tribünen rund um die Wettkampfplätze. Diese sind von aussen nicht einsehbar. Das soll sich nächstes Jahr ändern, wenn Weltklasse Zürich ein zweites Mal das zweitägige Finale durchführt und die Pandemie mehr Freiheiten erlaubt. «Die Idee ist dann, dass der Platz für alle gratis zugänglich ist», sagt Joho.
Weltklasse Teil 1 am See wird aber nicht nur der aufwendigen Bauten und der einmaligen Szenerie wegen in Erinnerung bleiben. Es macht fast den Anschein, dass die vielen Technikerinnen und Techniker die Aufmerksamkeit geniessen, die ihnen hier zuteil wird. Im vollbefrachteten Programm im Letzigrund drohen sie meist unterzugehen und werden bei der Fernsehübertragung zeitverschoben gezeigt. Hier, hautnah beim Publikum, stehen sie für einmal im Mittelpunkt.
Und der neuseeländische Kugelstösser Tom Walsh, der auch Ende Saison mit der Aufschrift «Space for rent», Platz zu kaufen, auf dem Shirt wirbt und damit anzeigt, dass er keinen Sponsor hat, versetzt die Verantwortlichen schon bald nach Beginn des Wettkampfs in Schrecken. Mit seiner unbändigen Kraft bringt er den Ring zum Bersten, das Reparaturpersonal ist gefragt und Favorit Ryan Crouser nutzt die Pause zur Erholung. Er sicherte sich später den Siegcheck über 30’000 US-Dollar mit einer Weite von 22,67 m.
Ein 5000-m-Rennen mit unorthodoxen Massen
Dass die Rennen über 5000 m auf der eigens um den Platz und um das Opernhaus hingezimmerten Bahn von 563 Metern Länge ein Spektakel werden würden, durfte erwartet werden. Die Läuferinnen und Läufer hatten sich mit den unorthodoxen Massen einverstanden erklärt.
Nach nicht ganz neun Runden und einigen erhöhten Kurven wie in der Halle siegte bei den Frauen Francine Niyonsaba aus Burundi (14:28,98) und bei den Männern der Äthiopier Berihu Aregawi in für diese Verhältnisse herausragenden 12:58,65. Sie werden mit ihrem Saisonfinale-Bonus am Donnerstag auch das Meeting im Letzigrund in volle Zügen geniessen können.
Dass im Weitsprung auch zwei Schweizer im Startfeld figurierten, war hinsichtlich Stimmung ein wichtiger Faktor. Zehnkämpfer Simon Ehammer sprang sogleich 7,94, Benjamin Gföhler konterte mit einem vier Zentimeter kürzeren Sprung. Der Schwede Montler gewann mit 8,17 m, und Ehammer darf sich am Donnerstag noch über die Hürden versuchen.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.