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Zusätzliche Kosten und Kontrollen
Der Brexit erschwert Briten das Reisen

BENIDORM, SPAIN - SEPTEMBER 10: A British tourist wears a headscarf with the United Kingdom flag while walking along the promenade on September 10, 2022 in Benidorm, Spain. Queen Elizabeth II died at Balmoral Castle in Scotland on September 8, 2022, and is succeeded by her eldest son, King Charles III. (Photo by Zowy Voeten/Getty Images)
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Immer mehr Briten beginnt in desem Sommer zu dämmern, welche Spätfolgen der Austritt ihres Landes aus der Europäischen Union hat. Nicht nur erschweren neue Grenzkontrollen zunehmend den Handel mit dem Kontinent. Auch dem Reiseverkehr drohen neue Hindernisse.

So ist der mehrfach verschobene Start der verschärften Kontrolle britischer Staatsbürger bei der Ankunft in der EU jetzt von Brüssel endgültig auf den 10. November dieses Jahres festgelegt worden. Von diesem Zeitpunkt an muss sich, wer mit einem britischen Pass ins Schengen-Gebiet reist, von Grenzbeamten zur Aufnahme biometrischer Daten fotografieren lassen. Auch Fingerabdrücke werden jedem einzelnen Reisenden abverlangt.

Damit sucht sich die EU, wie schon bisher bei der Einreise anderer Nicht-EU-Bürger, nach Auskunft von EU-Kommissarin Ylva Johansson «irregulärer Migration» zu erwehren und gegen «Kriminelle, Terroristen und russische Spione» wirkungsvoller zu schützen. Für die unmittelbaren Nachbarn der EU, die noch vor wenigen Jahren selbst der Union angehörten, stellen diese Massnahmen aber eine gehörige Demütigung dar.

Ab Mai 2025 brauchen Briten einen Visa Waiver

Davon abgesehen, dürfte der Registrierungs­prozess erhebliche Zeit in Anspruch nehmen. Lange Schlangen bei den Vorabkontrollen in Dover und Folkestone, aber auch in europäischen Flughäfen werden erwartet. Eigentlich hatte das sogenannte Entry/Exit System (EES) schon 2022 in Kraft treten sollen. Der Start wurde aber mehrfach verschoben, weil man technisch nicht gerüstet war.

Sechs Monate danach, im Mai 2025, brauchen britische Reisende dann ausserdem erstmals einen Visa Waiver zur visumfreien Einreise ins Schengen-Gebiet. Dieser ist online zu beantragen und wird 7 Euro kosten.

Ausgenommen sind dabei nur Reisende im Alter von unter 18 oder über 70 Jahren. Beim Beantragen dieser Erlaubnis sind auch persönliche Erklärungen abzugeben wie etwa die berufliche Situation und eventuelle Vorstrafen. Mit diesem European Travel Information and Authorisation System (Etias) werden Briten den Reisenden aus anderen Staaten wie den USA, Kanada oder Australien endgültig gleichgestellt.

London stimmte dem Entry/Exit System selbst zu

Die Bearbeitung eines Etias-Antrags soll in der Regel schnell erfolgen, kann aber offenbar auch drei Tage und in speziellen Fällen noch länger dauern. Unklar ist bislang, ob Fluggesellschaften das Vorhandensein der betreffenden Einreise­erlaubnis in britischen Flughäfen vorm Abflug prüfen müssen. Und ob sie Personen abweisen müssen, die keinen Etias-Pass haben.

Beschlossen worden war das EES ironischerweise auch mit der Zustimmung Londons, nämlich vor zehn Jahren, als Grossbritannien der EU noch angehörte.

Das neue System hat bereits erhebliche Sorge auf der Insel hervorgerufen. In der südostenglischen Grafschaft Kent wird befürchtet, dass die Autoschlangen zum Tunnelzug und zur Fähre zu Hauptreisezeiten noch länger werden könnten, als sie es schon im Sommer 2022 waren. Damals betrug die Wartezeit für viele Reisende 14 Stunden oder mehr.

In Frankreich ist die Sorge laut geworden, dass es bei der Ankunft britischer Passagiere auf französischen Flughäfen wegen der neuen Prozedur an den Passstellen ebenfalls zu langen Staus kommen wird – und womöglich zu Unruhen aller Art.

Keir Starmer will Beziehungen retten

Britische Tourismus­unternehmen fürchten, dass der Reiseverkehr nach Europa künftig dramatisch abnimmt. Eurostar will Fahrgästen empfehlen, sich künftig schon mehrere Stunden vor der Abfahrt im Londoner Bahnhof St Pancras einzufinden. Vor dem Brexit reichte eine halbe Stunde aus.

Schwere Einbrüche beim Handel mit dem Kontinent machen der britischen Wirtschaft generell zu schaffen. Der neue Labour-Premier Sir Keir Starmer hat versprochen, das Verhältnis zur EU zu entkrampfen – bislang aber noch ohne sichtbaren Erfolg.