Nationalteam erhält mehr GeldBrasilianerinnen jubeln endlich über Lohngleichheit
Der brasilianische Fussballverband verspricht die gleichen Prämien für Frauen und Männer im Nationalteam. In der Schweiz ist man davon noch ein Stück entfernt.
Das Land des Fussballs setzt ein starkes Zeichen: Ab Sommer 2021 sollen Brasiliens Fussball-Nationalspielerinnen die genau gleichen Prämien und Spesen erhalten wie die Männer. Dies hat Präsident Rogério Caboclo vom Fussballverband CBF angekündigt. Bereits im März habe man den Entscheid der Nationaltrainerin Pia Sundhage mitgeteilt. Bei den Sommerspielen 2021 in Tokio soll die Neuerung erstmals umgesetzt werden.
Diese Gleichberechtigung ist zwar kein Novum. Bereits Ende vergangenen Jahres wurde entschieden, dass auch die Nationalspielerinnen von Australien dieselbe Bezahlung wie die Männer erhalten. Doch Brasilien ist die erste grosse Fussballnation, die diesen Schritt macht.
In anderen Ländern ist man indes noch weit von einer solchen Lösung entfernt. Die lauteste Lohn- und Anerkennungs-Debatte findet seit Monaten in den USA statt.
Megan Rapinoe kämpft weiter
Allen voran die US-Amerikanerin Megan Rapinoe setzte sich seit dem Weltmeistertitel der Amerikanerinnen 2019 in Frankreich immer mehr für Gleichberechtigung und gegen Rassismus ein. Dabei ging es vor allem auch um Diskrepanzen bei der Lohnzahlung. Der Streit ging soweit, dass Rapinoe vor Gericht zog – und dort mit ihrem Anliegen im Mai scheiterte.
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Unter anderem US-Fussball-Verbandspräsident Carlos Cordeiro argumentierte, dass eine Gleichberechtigung bei den Zahlungen nicht zulässig sei, da die Männer «bessere Fähigkeiten mitbringen und eine höhere Verantwortung tragen». Rapinoe sagte nach dem Entscheid: «Ich bin schockiert über das Urteil.» Doch die 34-Jährige will nicht aufgeben, weiter für ihre Rechte kämpfen. «Wir werden definitiv in Berufung gehen und weitermachen», sagte sie.
Auch in der Schweiz relevant
Während der letzten WM entbrannte auch in der Schweiz die Diskussion um Gleichstellung von Männer- und Frauenfussball. Allen voran SP-Kantonsrätin Sarah Akanji, Schwester von Nationalmannschafts-Verteidiger Manuel Akanji, war an vorderster Front an den Diskussionen beteiligt. In einer Petition forderte sie unter anderem das Schweizer Fernsehen auf, alle Spiele der Frauen-WM zu zeigen, auch wenn die Schweiz nicht qualifiziert war. Ausserdem sollen im Zentralvorstand des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV) mehr Frauen vertreten sein.
Und natürlich war auch der Lohn ein zentrales Thema. Doch beim SFV winkte man schnell ab, der damalige Sprecher Marco von Ah sagte: «Wir investieren bereits jährlich über vier Millionen Franken in den Frauenfussball.» Laut Von Ah sei der Frauenfussball noch zu wenig lukrativ, die Nachfrage zu klein, dazu fehle ein grosser Sponsor. Die exakten Prämienauszahlungen für Nationalspielerinnen und –spieler sind in der Schweiz jedoch weder bei den Männern noch bei den Frauen öffentlich.
«Wenn in Australien die Frauen gleich viel Geld wollen wie die Männer, hat das damit zu tun, dass sie auch ähnlich viel Geld generieren.»
Auf Club-Ebene sieht es im Schweizer Frauenfussball ebenfalls noch düster aus. Auch wenn das Schweizer Fernsehen neu regelmässig Partien der Nationalliga A ausstrahlt, können nur die wenigsten Spielerinnen vom Sport leben. Das SRF titelte in einem Artikel im November sinngemäss: «Frauenfussball fristet in der Schweiz ein Mauerblümchendasein».
Auch die ehemalige Schweizer Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg äusserte sich Ende vergangenes Jahr ausführlich zum Thema Gleichberechtigung. Sie sagte jedoch: «Wenn in Australien die Frauen gleich viel Geld wollen wie die Männer, hat das damit zu tun, dass die auch ähnlich viel Geld generieren. In Deutschland dagegen ist Equal Pay nicht möglich, weil im Männerfussball viel mehr Geld eingenommen wird. Das sind die Realitäten, und die müssen wir anerkennen.»
Eigene Frauen-Abteilung im SFV
Aber Voss-Tecklenburg sagte auch: «Mir ist viel wichtiger, dass die Frauen dieselben Möglichkeiten bekommen und die gleiche Unterstützung – vor allem aber denselben Respekt. Wir möchten nicht länger belächelt werden, sondern unsere Leistungen respektiert wissen.»
Immerhin: Seit Februar hat der Frauenfussball eine eigene Abteilung im Schweizerischen Fussballverband. Präsident Dominique Blanc sprach bei der Bekanntgabe von einem geschichtsträchtigen Schritt: «Die Zeit ist reif, um ein klares und starkes Zeichen zu setzen.» In Zukunft soll der Frauenfussball bei der Entscheidungsfindung im SFV eine wichtigere Rolle einnehmen. Doch von den Massnahmen wie diese in Brasilien ist man noch ein Stück entfernt.
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