Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Nachhaltigkeitspionier im Niedergang
Einst weltberühmt, jetzt am Ende. The Body Shop verschwindet

Die Marke ist längst nicht mehr cool und scheint aus der Zeit gefallen: Eine Body-Shop-Filiale im Jahr 2005 in Yverdon VD.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk
In Kürze:
  • 108 Angestellte wechseln von Body Shop zu Coop.
  • Body Shop verzeichnet seit Jahren sinkende Umsätze.
  • Spätestens nach dem Börsengang im Jahr 2006 gerieten die ursprünglichen Werte in den Hintergrund.
  • Ein neuer Franchisenehmer wird nicht erwartet, weshalb die Marke spätestens im Mai verschwindet.

Es ist das Ende einer Ära. Vor 40 Jahren eröffnete Body Shop den ersten Laden in der Schweiz. Nun ist Schluss. Coop wird nach und nach Filialen schliessen. Auch der Onlineshop wird abgeschaltet, und spätestens per Mai wechseln 108 Angestellte, die meisten sind Verkäuferinnen, zu Coop. 

Falls sich kein neuer Franchisenehmer findet, und davon ist auszugehen, verschwindet in der Schweiz eine einst weltbekannte Marke. Sie erlebte ihre Blütezeit in den 1980er- und ’90er-Jahren als Pionierin bei tierversuchsfreien und möglichst natürlichen Kosmetikprodukten. Einst innovativ und fortschrittlich, haftet ihr heute ein verstaubtes Hanf-Wolle-Bast-Image an.

Es steht schon länger schlecht um Body Shop. In ihrem Ursprungsland Grossbritannien musste die Mutterfirma vor rund einem Jahr Insolvenz anmelden, ebenso in Deutschland. In der Schweiz gab Coop zuerst bekannt, weiter an Body Shop festzuhalten. Doch die Aussichten auf eine Trendumkehr waren schlecht. 

Body Shop hat junge Kundschaft vernachlässigt

Fachleute sind nicht überrascht. «Die Positionierung von Body Shop als Naturkosmetik-Pionier hat mit der Zeit ausgedient», sagt Nordal Cavadini, Detailhandelsexperte bei der Beratungsfirma Alixpartners. Auch sei die junge Kundschaft vernachlässigt worden. 

Die weltweite Krise hat auf die Schweizer Standorte durchgeschlagen. «Das war spürbar durch fehlende Innovationen bei saisonalen Produkten», erklärt Coop-Sprecher Caspar Frey. Zudem sei bei Standardprodukten kein Nachschub mehr geliefert worden. «Die Warenverfügbarkeit war deshalb signifikant reduziert.»

Coop-Chef Philipp Wyss hat nun entschieden, den Franchisevertrag nicht mehr zu erneuern. Kein Wunder, denn zuletzt machten die 33 Schweizer Filialen von Body Shop noch knapp 20 Millionen Franken Umsatz pro Jahr. Viel zu wenig, gerade wenn man bedenkt, dass aufgrund der zentralen Standorte an gut frequentierten Bahnhöfen, in Shoppingcenters und beliebten Einkaufsstrassen teure Mieten fällig sind. 

Coop hatte kein glückliches Händchen. Schon bei der Übernahme der Franchise 2010 hatte die Marke ihre Blütezeit hinter sich. Der Grossverteiler startete zuerst eine Investitionsoffensive mit einem Onlineshop und einem neuen Konzept für die damals noch 44 Body-Shops. Das half jedoch wenig, die Umsätze sanken von Jahr zu Jahr. Trotzdem investierte Coop weiter. Im Jahr 2023 gab es einen Neustart des gesamten Sortiments. Gewisse Produkte wurden umweltfreundlicher verpackt und als «zu 100% vegan» zertifiziert.

Dabei war der Spielraum begrenzt. Als Franchisenehmer musste sich Coop an das vorgegebene Konzept halten. «Sich gegen solche Entwicklungen zu stemmen, geht oft nicht, da sind einem die Hände quasi gebunden», sagt Cavadini. 

Nach Börsengang wurden Werte weniger wichtig

Dabei hatte alles so gut angefangen. Gegründet wurde «The Body Shop» 1976 von Anita Roddick mit der Eröffnung des ersten Ladens in Brighton an der Südküste Englands. Sie verkaufte Glasfläschchen, die man immer wieder nachfüllen lassen konnte, und zwar mit Kosmetikprodukten, die aus natürlichen Stoffen und ohne Tierversuche hergestellt wurden. In den späten Siebzigerjahren war das eine Sensation, denn damals scherte sich diese Industrie wenig um den Tierschutz.

Die Produkte fanden international reissenden Absatz, Body Shop expandierte schnell. Doch spätestens nach dem Börsengang 2006 gerieten die ursprünglichen Werte in den Hintergrund, da das Unternehmen versuchte, ein breiteres Publikum anzusprechen. Die verwässerte Markenidentität und der spätere Verkauf an den Kosmetikriesen L’Oréal irritierte viele Konsumenten. 

Die Strategie der mittlerweile verstorbenen Roddick war im Grunde visionär: Bei Body Shop kaufte man nicht irgendeine Gesichtscreme, sondern eine, die auch das eigene ökologische Gewissen beruhigt. Heute erhält man solche Produkte auch im Supermarkt. Und Spezialisten wie Lush oder Rituals bieten ein zeitgemässeres Shoppingerlebnis.