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Blockierte Akten erschweren Aufklärung im Fall Raiffeisen

Noch vieles im Dunkeln: Die Affäre Vincenz belastet die Genossenschaftsbank. (Archiv)
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Im Mai 2018 durchsuchte die Staatsanwaltschaft Zürich Wohnhäuser und Büros gleich mehrerer Manager aus dem Umfeld der Raiffeisenbank. Acht Monate später lägen immer noch keine Anklagenschriften vor, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Der Grund: Zahlreiche damals beschlagnahmte Akten und Beweisstücke seien auf Antrag der Beschuldigten versiegelt worden.

Zwar sei die Behörde dabei, per Gerichtsweg eine Entsiegelung verfügen zu lassen. So laute es aus verfahrensnahen Kreisen. «Mit einer Versiegelung kann ein Verfahren unter Umständen so lange verzögert werden, bis gewisse Tatbestände verjährt sind», schreibt die Zeitung.

Der Bericht von Sonderermittler Bruno Gehrig zur Genossenschaftsbank hielt fest, dass «die unabhängige Untersuchung ergeben hat, dass für Raiffeisen Schweiz bei einigen untersuchten Beteiligungen rückblickend ein finanzieller Nachteil entstanden ist.» Daher schreibt die die Bank 300 Millionen Franken auf das Beteilungsportfolio ab. Aber trotz dubiosem Geschäftsgebahren fand der Ermittler keine Hinweise über neues, straftrechtliches Verhalten des Hauptbeschuldigten Pierin Vincenz. Auch liessen sich keine Belege für eine persönliche Bereicherung finden.

Angesichts der Fülle an zweifelhaften Deals und der Art und Weise, wie Vincenz sie intern durchdrückte, überraschte das Ergebnis die Öffentlichkeit und Brancheninsider dennoch. «Verwaltungsrat und Geschäftsleitung haben die Diversifikationsstrategie schlichtweg unprofessionell gemanagt», erklärte Raiffeisens neuer Verwaltungsratspräsident Guy Lachappelle unmittelbar nach der Veröffentlichung des Berichts von Gehrig.

Aduno macht Druck

Die Frage steht nun im Raum, ob es wegen der Verzögerungstaktik überhaupt zu einer Anklage gegen Vincenz (sowie dessen langjähriger Geschäftspartner Beat Stocker) wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung kommen wird.

In der Zwischenzeit scheint sich der Fall auszuweiten. Die Kreditkartenfirma Aduno, an der Raiffeisen beteiligt ist, prüft laut der «NZZ am Sonntag», ob es zu Unregelmässigkeiten bei den Bezügen der Chefetage gekommen ist. Pikant ist, dass Aduno mit einer ersten internen Untersuchung den Fall 2017 ins Rollen gebracht hatte.

Dabei soll Aduno sämtliche Bezüge der Manager, also Löhne, Spesen, Kreditkartenabrechnungen beleuchten. «Das ist insofern relevant, als Vincenz stets sehr grosszügig zu sich selbst war, wie es ein mit dem Dossier Vertrauter ausdrückt», meint die Zeitung. Im Zentrum stehe die Frage, ob die Aduno-Spitze Boni einstrich, ohne die vertraglichen Leistungsziele erfüllt zu haben.

Geschäftliches und Privates bei der Bank

Die Finma wird den Bericht von Gehrig studieren. Lachappelle indessen will den Kulturwandel bei Raiffeisen vorantreiben. Zwei Mitglieder der Geschäftsleitung wurden inzwischen entlassen, zwei weitere traten von sich aus zurück. Darunter sei auch der ehemalige Rechtschef Roland Schaub. Bei ihm handelt es sich um den früheren Lebenspartner und ehemaligen Vorgesetzten von Nadja Ceregato, die spätere Ehefrau von Vincenz.

Dass Geschäftliches und Privates ineinander übergehe, falle bei Raiffeisen mehrfach auf, hält die «NZZ am Sonntag» fest.