Blick ins ZeitungsarchivSturm um Stürmer, in Rage wegen Rasen
Während im März 1964 ein Herrliberger die Fussball-Schweiz eroberte, kämpfte der FC Wädenswil mit der Rasenpflege.

Neben der Europameisterschaft 1964 beschäftigte die Schweizer Fussballbegeisterten wohl vor allem der Einzug des FC Zürich in den Halbfinal des Europapokals der Landesmeister. Als Aushängeschild des Erfolgs galt der in Herrliberg wohnende Klaus Stürmer, seines Zeichens Stürmer.
Das fast schon euphorische Porträt über den Hamburger ist in einem Vorläufer der «Zürichsee-Zeitung», dem «Allgemeinen Anzeiger vom Zürichsee», zu finden. Es verrät uns, dass Stürmer «seit etlichen Jahren zu den deutschen Fussballern der absoluten Sonderklasse zählt» und «an der Fussballerbörse zu den am höchsten notierten Stars Europas gerechnet wurde und eigentlich heute noch gerechnet wird».
Auch wenn der bereits 1971 an Hodenkrebs verstorbene Klaus Stürmer als «Spitzenfussballer» angepriesen wird, war er Vertragsspieler. «Er geht reglementsgemäss einer geregelten Arbeit als Kaufmann nach, darf sich jedoch für seine fussballerischen Leistungen mit sogenannten Prämien honorieren lassen.» Man stelle sich vor, Manuel Akanji würde an der Kasse der Migros arbeiten.
Ein kleiner Seitenhieb konnte sich der Autor des Artikels nicht verkneifen: «Nun, wir haben solcher Vertragsspieler in der Schweiz sicher etliche Dutzend und wünschten nur, wir hätten noch mehr von der Arbeitsmoral eines Klaus Stürmer.»
Wie es hingegen um die fussballerische Arbeitsmoral auf der anderen Seeseite stand, ist nicht bekannt. Denn spielen konnten die Fussballer des FC Wädenswil im Gegensatz zu Stürmer nur wenig. In einem Bericht zu den Spielen des FC Wädenswil wird vor allem eines klar: Schlechte Fussballrasen in den Schweizer Amateurligen waren ein grassierendes Problem.
So musste die erste Mannschaft auf einem «schwer spielbaren, kleinen Platz» spielen, was den Autor des Berichts rasend machte: «Warum man auf dem gut spielbaren Hauptplatz nicht spielen durfte, war nicht verständlich.» Der dritten Mannschaft stellte sich ein ähnlich rasantes Problem: «Weil der Schiedsrichter aus unerklärlichen Gründen das Spielfeld für unspielbar hielt», wurde die Partie abgesagt.
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