Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Blausee-Affäre
140 Lastwagenladungen illegal in Steinbruch gekippt

Blick auf einen Steinbruch mit einem Geländewagen im Vordergrund und einem Lastwagen im Hintergrund, umgeben von Bäumen, im Steinbruch und Hartschotterwerk Blausee Mitholz AG in Mitholz, Kandertal.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk
In Kürze:
  • Ein Transporteur soll illegal Abfall im Steinbruch beim Blausee entsorgt haben.
  • Er wird beschuldigt, Belege gefälscht und Auftraggeber getäuscht zu haben.
  • Das entsorgte Material soll gemäss Anklageschrift gefährliche Schadstoffe enthalten haben.
  • Es ist unklar, ob der giftige Aushub zum Fischsterben führte.

Im Blausee im Kandertal verendeten immer wieder Forellen in der dortigen Fischzucht. Immer mehr geriet der Steinbruch oberhalb des Sees in den Fokus. Er liegt im sensiblen Gewässerschutzbereich, weshalb eigentlich nur sauberer Aushub zum Aufschütten verwendet werden darf.

Doch stattdessen wurde dort im grossen Stil illegal Abfall entsorgt, wie sich nun herausstellt. Die Staatsanwaltschaft wirft einem Berner Transporteur «arglistige Täuschung» vor, wie die «NZZ am Sonntag» aus der Anklageschrift zitiert.

Abfall für andere Firmen entsorgt und Belege gefälscht

Er soll für mehrere Unternehmen Abfälle entsorgt haben. Diese hätten ihn für die korrekte Entsorgung bezahlt, wie es in der Anklageschrift weiter heisst. Statt das Material wie abgemacht zu offiziellen Deponien zu fahren, soll er es in den Steinbruch Mitholz gekippt haben. Damit sparte er viel Geld. Während ihn die korrekte Entsorgung 30 Franken pro Tonne gekostet hätte, waren es beim Steinbruch gerade mal 8 Franken.

Die Belege aus der Deponie habe er gefälscht und den Auftraggebern so die korrekte Entsorgung vorgetäuscht, heisst es weiter. 140 Lastwagenladungen mit insgesamt 4000 Tonnen Material sollen so illegal im Kandertal entsorgt worden sein. Einen Teil der Fahrten führte der Mann dem Bericht zufolge selbst durch. Einen Teil erledigten aber auch seine Mitarbeitenden. Diese soll er erst während der Fahrt auf der Autobahn angerufen und sie angewiesen haben, die Ladung nicht auf eine offizielle Deponie zu bringen.

Verschneite Landschaft spiegelt sich im Blausee beim Blausee Schwimmen am 3. Dezember 2023 in Kandergrund, Berner Oberland.

Heikle Schadstoffe im entsorgten Material

Der Grossteil des entsorgten Materials soll harmloser Schutt gewesen sein. Doch das Material war in Einzelfällen mit heiklen Schadstoffen belastet, wie die Behörden schreiben. Darunter etwa Ammonium, Arsen, Antimon, Chrom IV, Kohlenwasserstoffe, PAK, Kupfer und Benzpyren. Diese hätten «in relevantem Umfang ins Erdreich und später ins Grundwasser» gelangen können, heisst es in der Anklageschrift weiter. Der Transporteur habe damit «wissentlich und willentlich» die Gefahr einer Gewässerverunreinigung in Kauf genommen.

Der Fall kommt in den kommenden Monaten vor Gericht. Bis dahin gilt für den Mann die Unschuldsvermutung. Eines ist aber schon mal sicher: Sein mutmassliches Vergehen bleibt nicht ohne Folgen: Er hat seine Firma verloren, und die illegal entsorgten Abfälle mussten für über 835’000 Franken ausgehoben und korrekt entsorgt werden.

Der See ist Privateigentum und gehört dem Swiss-Economic-Forum-Mitgründer Stefan Linder, dem ehemaligen Nationalbankpräsidenten Philipp Hildebrand und dem Reiseunternehmer André Lüthi. Sie hatten mit eigenen Recherchen versucht, die Ursachen für das mysteriöse Fischsterben zu finden. Ob die illegalen Entsorgungen in einem Zusammenhang mit dem Fischsterben stehen, ist noch unklar. Es laufen derzeit mehrere Strafverfahren gegen andere Personen.