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Umstrittener Fondsriese Blackrock
Der neue Boss des Finanzsystems

Larry Fink ist Gründer und Chef des US-Fondsriesen Blackrock, der auch bei vielen Schweizer Konzernen zu den grössten Aktionären zählt.
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Blackrock ist der grösste Vermögensverwalter der Welt und dennoch ausserhalb der Finanzindustrie kaum bekannt. Langsam beginnt sich dies zu ändern. Denn der Fondsriese hat sich einen dicken Auftrag der US-Notenbank gesichert: Blackrock soll für die Notenbank ein Anleihekaufprogramm managen. Das Mandat ist ein politischer Coup, der hohe Kommissionen und Beziehungen bis ins Weisse Haus garantiert. Doch der Deal weckt auch Befürchtungen über Interessenkonflikte.

Der Aufstieg von Blackrock markiert zudem das Ende der Ära Goldman Sachs. Die Investmentbank konnte in den letzten 25 Jahren Dutzende ihrer Topmanager an zentrale Positionen der US-Regierung hieven, darunter drei Finanzminister, wie zuletzt Steven Mnuchin, der Finanzminister in der Regierung Trump ist.

Blackrock-Gründer Larry Fink dagegen zog bisher die Fäden lieber im Hintergrund. Er konnte zum Beispiel mit geschicktem Lobbying verhindern, dass der Kongress Vermögensverwalter wie Blackrock oder Fidelity und Vanguard zusammen mit den Wallstreet-Banken als «systemrelevante Finanzinstitute» einstufte. Damit entzog sich Blackrock einer strengeren Regulierung, obwohl auch Aufsehern zum Teil die schiere Grösse des Unternehmens langsam unheimlich wird.

Beste Kontakte zu Entscheidungsträgern

Blackrock verwaltete zuletzt rund 6500 Milliarden Dollar Vermögen. Zu den Kunden zählen die öffentlichen Pensionskassen der Bundesstaaten New York und Kalifornien. Das Unternehmen hält mit seiner Software-Plattform rund 200 Finanzinstitute mit Vermögen von 20’000 Milliarden Dollar auf Kurs, inklusive der Anlagen der US-Notenbank und der EZB. Zudem berät Blackrock die Regierungen und Notenbanken in Spanien, Frankreich, Irland, Holland und Israel. In Europa sichert Ex-SNB-Chef Philipp Hildebrand den guten Draht zu Entscheidungsträgern, in Deutschland war bis Anfang Februar der CDU-Politiker Friedrich Merz Aufsichtsratschef von Blackrock Deutschland. Der Mann will bekanntlich Angela Merkel beerben.

Kurz: Blackrock hat sich unbemerkt von der Öffentlichkeit in allen Winkeln und Ecken der globalen Finanzmärkte eingenistet. Das Scheinwerferlicht, das Goldman Sachs verfolgte und der Bank das Image des «geldgierigen Kraken» eintrug, blieb Fink und seinem Institut bis anhin erspart.

Guter Draht zu politischen Entscheidungsträgern: Philipp Hildebrand, früherer Präsident der Schweizerischen Nationalbank, ist heute Vice Chairman bei Blackrock.

Die gigantischen Finanzspritzen der US-Regierung zur Krisenbekämpfung könnten dies ändern. Im Auftrag der US-Notenbank kauft Blackrocks Beratungssparte Unternehmensanleihen und Hypothekenpapiere auf. Faktisch stehen die Blackrock-Händler damit auf der gleichen Stufe wie die Händler der Notenbank in New York.

Offenbar erhielt Fink den Vorzug vor den Wallstreet-Banken, um Interessenkonflikte zu minimieren. Beiseite geräumt sind sie aber nicht. «Blackrock kann gemäss dem Mandat im Auftrag der Notenbank auch eigene Fonds kaufen», fasst die Wirtschaftsagentur Bloomberg zusammen. Für Wirtschaftsprofessor Nouriel Roubini, der seinerzeit vor dem Finanzkollaps von 2008 warnte, ist das ein Unding: «Wenn ein Vermögensverwalter für die Notenbank arbeitet, müssten dessen Fonds zwingend von Transaktionen ausgeschlossen sein.»

Fink empfindet solche Bedenken als Zumutung. «Dies ist beleidigend. Alles, was wir mit Regierungen tun, ist mit den besten Praktiken der Finanzindustrie vereinbar», sagte er Mitte April einem Analysten, der wissen wollte, ob die Zusammenarbeit mit der Notenbank ein verstecktes Bail-out sei, nachdem Kunden wegen der Corona-Krise mehr als 900 Milliarden Dollar aus Blackrock-Fonds abgezogen hatten.

Umweltmandat für die EZB

Neben dem Mandat beim Fed sicherte sich Fink ein Anleihekaufprogramm der Bank of Canada sowie den Auftrag der Europäischen Kommission, Umweltaspekte in die Bankenregulierung einzupacken. Diese Wahl wiederum weckte den Zorn der Umweltverbände: Blackrock sei einer der weltweit grössten Investoren in Öl- und Gasunternehmen, kritisiert der Sierra Club, die grösste Umweltschutzorganisation der USA.

Das «Wall Street Journal», kein Freund von Fink, stellte trocken fest, dass Blackrock in allen Aktionärstreffen zu 80 Prozent gegen Klimaanträge von aktivistischen Investoren gestimmt habe. Fink selbst kündigte dagegen Anfang Jahr in einem Brief an, dass «Nachhaltigkeit der neue Investmentstandard» Blackrocks werde.

Beobachter vermuten dahinter auch politische Absichten. So zirkuliert der Name Finks nach Informationen des Onlinemagazins «The Intercept» auf der Kandidatenliste für den Finanzminister einer möglichen Regierung des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden. «Der Blackrock-Chef bewirbt sich als nächster Finanzminister», stimmt das «Wall Street Journal» zu. «Das plötzliche Bekenntnis von Herrn Fink zu Anliegen wie Klimaschutz von liberalen Politikern und Interessengruppen» könne nur als eine Ambition für eine politische Karriere gedeutet werden.