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Langzeittest
Bist du zu faul, ist er zu durstig

Ein bisschen Avantgarde und viel Komfort: Mit dem C5 X knüpft Citroën an die Tradition der grossen Reiseautos an.
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Es war nicht die grosse Liebe auf den ersten Blick, als der Citroën C5 X Plug-in-Hybrid im vergangenen Dezember bei uns zum Langzeittest antrat. Der eigensinnige Karosseriemix aus Kombi, Limousine und SUV sorgte für gemischte Gefühle, und mit seinen 4,81 Metern verhiess das Auto neben feudalen Platzverhältnissen auch schweisstreibende Rangiermanöver in engen Gassen und klägliche Parkierversuche in seitliche Lücken vor lachendem Strassencafépublikum. Nicht zu erwarten war wiederum, dass sich der 225 PS starke 1,8-Tonner entsprechend seiner offiziellen Werksangabe mit 1,6 Litern auf 100 Kilometer bescheiden würde – typisch Plug-in-Hybrid, eben. Nur: Der Hauptgrund für die Mehrverbräuche entpuppte sich letztlich als anderer als erwartet. Und überhaupt belehrte uns der C5 X über gut 3300 Fahrkilometer hinweg eines Besseren.   

Alles, nur nicht langweilig

Das Design kann man schräg finden. Oder dafür schätzen, dass es den Platz eines Kombis (bis zu 1580 Ladeliter!) mit der Eleganz einer Limousine und der erhöhten Sitzposition eines SUV vereint. Oder man findet es irgendwie doch schön. Oder zumindest avantgardistisch. Je nach Tagesform, Lichtverhältnissen und Blickwinkel. Selbst nach Monaten sind wir nicht müde geworden, darüber nachzudenken, wie uns der C5 X eigentlich gefällt. Schwer vorzustellen, dass ein VW Passat oder Audi A6 seine Fahrer ähnlich gut unterhält.

Zurück zu den Wurzeln

Nichts gegen kompakte Alltagswagen mit knatterndem 3-Zylinder, wie sie Citroën Schweiz am meisten verkauft. Doch wer direkt von einem C3 oder C4 auf das Flaggschiff C5 X umsteigt, wähnt sich nicht bloss in einer anderen Fahrzeugklasse, sondern in einer anderen Welt. Die Materialauswahl ist feiner, das Gestühl weicher, die Geräuschdämmung besser, der Antrieb geschmeidiger, die Ausstattung gehobener – wie anno dazumal, als die französische Marke mit mondänen Reisegleitern wie dem DS, CX und XM von sich reden liess. Wo andere nur als Marketingkniff auf ihre Historie verweisen, knüpft Citroën mit dem C5 X tatsächlich an seine Tradition an.

Das Cockpit wirkt elegant und gibt bei der Bedienung keine Rätsel auf.

Sportlichkeit wird überbewertet

Die Momente, in denen wir im letzten Halbjahr über eine schöne, verkehrsfreie Passstrasse gefahren respektive gewankt sind und uns nach einem Auto mit besserer Kurvenlage gesehnt haben, lassen sich an einer Hand abzählen. Die restliche Zeit waren wir wunschlos glücklich damit, einen souveränen Hybridantrieb mit genügend Leistungsreserven zu haben und dank Advanced-Comfort-Federung unbeirrt jeglicher Strassenunebenheiten durch den Alltag zu gleiten.

Nicht ohne meine 360-Grad-Kamera

Die Befürchtung, mit dem Rangieren dieses recht grossen, unübersichtlichen Autos überfordert zu sein, erwies sich als unbegründet. Im Gegenteil: Wir haben Parkiermanöver hingelegt, für die wir von Strassencafégästen eigentlich Standing Ovations erwartet hätten. Geschuldet war das aber weniger unseren Fahrkünsten als dem präzisen Bild, das die hochauflösende 360-Grad-Kamera auf dem zentralen Display wiedergibt. Umso schlimmer war es, als diese im Frühling gemeinsam mit der elektrischen Heckklappe zu streiken begann. Das Auto musste darauf in die Werkstatt.

Bist du zu faul, ist er zu durstig

Wer die Akkus nach jeder Fahrt an der Steckdose lädt, stromert realistischerweise zwischen 35 und 45 Kilometer weit (für die meisten Alltagsfahrten genug!) und drückt den Langstreckenkonsum auf anständige, wenngleich nicht sensationelle 5,6 Liter Benzin je 100 Kilometer. Wer aber weder zu Hause noch bei der Arbeit eine Lademöglichkeit hat, von und zur nächstgelegenen Steckdose mehrere Gehminuten auf sich nehmen muss und eine fast zweistündige Ladepause per 7,4-kW-Lader an der Raststätte fast ein bisschen lang findet, ringt gerade während der kalten Monate mit dem inneren Schweinehund. Diesen gewinnen zu lassen, schlägt mit über 10 Litern zu Buche – genug, um die Wohnungs- und Arbeitsortwahl zu überdenken. Oder sich Elektrifizierungshype hin oder her dann doch eher für den konventionellen 130-PS-Benziner mit realitätsnäheren 6,8 Litern Normverbrauch zu entscheiden.

Fazit

Wenn man auf Individualität Wert legt (bislang sind erst etwa 300 Exemplare des Citroën-Flaggschiffs auf Schweizer Strassen unterwegs) und ein so komfortables wie geräumiges und durchwegs unkompliziert bedienbares Autos wünscht, spricht wenig gegen den grossen Franzosen. Selbst der Preis ab 40’690 Franken für den Benziner bzw. ab 48’190 Franken für den Plug-in-Hybrid geht in Ordnung. Bei Letzterem aber bitte das Laden nicht versäumen!