Pop-BriefingBig Zis singt die etwas andere Ode an Zürich
Die Limmatstadt ist nicht immer nur schön – kein Grund, sie nicht trotzdem zu ehren. Ausserdem: Zwei von Radiohead gehen fremd, Kae Tempest ist wie gewohnt wortgewaltig.
Weitgehend losgelöst von physischen Veröffentlichungen, entfällt zunehmend die Flaute an neuer Musik zwischen Weihnachten und Ende Januar. Das Jahr beginnt mit Hörenswertem von Burial, David Bowie und Kae Tempest.
Das muss man hören
Burial – «Antidawn»
Eigentlich dürfte das, woraus Burial eine Karriere gemacht hat, gar nicht funktionieren: Musikalische, ach was, Ton-Versatzstücke, scheinbar zufällig vermengt mit Sprachfetzen auf Platte zu bannen … was ist das eigentlich? Ist es Musik? Postmodernes Hörspiel? Dystopische (Alb-)Träumereien? Aber doch, es verhebt, seit über fünfzehn Jahren. Auch auf seiner neuen EP «Antidawn» erzeugt das Flüchtige, nicht zu Greifende, dieser Soundtrack der Nacht Gänsehaut. Diesmal kommt der Brite, der nicht live auftritt und über den man so wenig weiss, fast gänzlich ohne Dancefloor-Avancen aus: Nur hier und da deutet sich ein Beat an, zum Tanzen ist das nicht. William Emmanuel Bevan gräbt sich weiter in seine Nische ein, die er sich in den Tiefen von Dub- und Twostep geschaffen hat und die sich doch mittlerweile so weit davon entfernt hat.
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FKA Twigs – «Tears in the Club»
R&B-Sängerin FKA Twigs kündigt für diesen Freitag ein Mixtape mit Namen «Caprisongs» an – eine Reise zurück zu ihr selbst, wie sie verkündet. Als Vorgeschmack gibt es eine geschmeidige Nummer namens «Tears in the Club», in der es, natürlich, um Verlust geht und das Wegtanzen der Trauer darüber. Mit dabei ist The Weeknd, der selbst den Jahresbeginn mit einem neuen Album voller rundgeschliffener Pop-Nummern begangen hat.
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Widowspeak – «Everything Is Simple»
Die New Yorker Indieband Widowspeak liefern mit «Everything Is Simple» eine wunderschön reduzierte Single, die die eingängige Stimme von Sängerin Molly Hamilton ins Zentrum stellt. Ihre Message: «Everything is simple until it’s not.» Das stimmungsvolle Video vom nächtlichen Rodeo tut sein Übriges – das sechste Album, «The Jacket», erscheint im März.
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Soichi Terada – «Asakusa Lights»
Einer der Altmeister (bei allem Respekt) der elektronischen Musik aus Japan, Soichi Terada, hat sich in den letzten Jahrzehnten hauptsächlich mit Videospiel-Soundtracks befasst. Mit «Asakusa Lights» frönt er seiner Liebe zur House Music. Fast ein wenig aus der Zeit gefallen klingen die elf Stücke, mit Synthesizer-Versatzstücken aus den Neunzigern und federleichten Pianosequenzen. Musik wie eine wärmende Decke.
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Kae Tempest – «More Pressure»
Ebenfalls ein neues Album im Köcher hat Kae Tempest, «The Line Is a Curve» heisst es und soll im April erscheinen. Die Vorab-Single «More Pressure» ist, wie könnte es anders sein bei Tempest: beeindruckend und wortgewaltig.
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The Smile – «You Will Never Work in Television Again»
Thom Yorke und Jonny Greenwood von Radiohead haben mit Tom Skinner, dem Schlagzeuger der Sons of Kemet, eine Art Super-Grüppli gegründet, The Smile heisst diese. Ihre erste Nummer, «You Will Never Work in Television Again», trägt durchaus Radiohead-esque Züge, mit einem Quäntchen Eigenständigkeit natürlich. Das Album sei fast fertig, sagt Greenwood. Starproduzent Nigel Godrich, der seit «OK Computer» 1997 für jedes Radiohead-Album verantwortlich zeichnet, sitzt auch hier im Chefsessel. Ende Januar gibt es drei virtuelle Record-Release-Konzerte.
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The Hellacopters – «Reap a Hurricane»
Bereits Mitte Dezember haben die schwedischen Rocker The Hellacopters eine neue Single veröffentlicht, eine Ankündigung des ersten Albums seit 2008 begleitete die neue Nummer. Zu hören gibt es gewohnte Kost, die zwar erfreut, aber nur verhaltenen Optimismus verbreitet. Ob die Band an alte Meisterwerke wie «High Visibility» oder «By the Grace of God» anknüpfen kann, muss sich zeigen.
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Ryuichi Sakamoto – «Playing the Piano 1212020»
Ryuichi Sakamoto, der in seiner Karriere an über einhundert Alben mitgewirkt hat und für Soundtracks zu Filmen wie «Der letzte Kaiser» oder «The Revenant» verantwortlich zeichnet, hat noch im Dezember den Mitschnitt eines Hauskonzerts aus dem Jahr 2020 veröffentlicht. Dabei sind auch «Hits» wie der Titeltrack von «The Last Emperor» oder «Merry Christmas Mr. Lawrence». Sanfte, leise Pianomusik, wie sie auch noch in die ersten Januarwochen passt.
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David Bowie – «Toy»Am vergangenen Samstag wäre David Bowie 75 geworden – am Montag vor sechs Jahren ist er verstorben. Somit ist die Veröffentlichung von «Toy», diplomatisch gesprochen, günstig gelegt. Die Geschichte des Albums, welches als Teil der Box «Brilliant Adventure» im vergangenen Herbst etwas untergegangen war, beginnt in den Sechzigerjahren. Ein grosser Teil der Stücke, die wir heute auf «Toy» hören, wurden damals schon aufgenommen und als Singles oder B-Seiten veröffentlicht. Im Jahr 2000 hatte Bowie diese Lieder noch einmal eingespielt und wollte sie eigentlich im Frühjahr 2001 veröffentlichen. Aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten legte das Label EMI/Virgin den Release auf Eis. Jetzt liegt das zeitlich und Bowie-historisch schwer zu fassende Album vor, neben zwölf «originalen» Nummern gibt es zwei Alben mit Alternativ-Mixen und Akustikversionen.
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Das Schweizer Fenster
Big Zis & Marton di Katz – «H.O.N.I.G.»
Auch noch aus dem Dezember, aber gerne ins neue Jahr mitgenommen: Big Zis’ und Marton di Katz’ Ode an Zürich, «H.O.N.I.G.». Wenn das Video ein Ausblick auf dieses Jahr ist, noch so gerne: Skaten durch die Stadt im Sommer, Schampus auf der Dachterrasse. Wohltuendere Bilder gibt es im Januar kaum, vom Sound ganz zu schweigen.
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Lo & Leduc – «Taxi Taxi»
Das Rap-Pop-Duo Lo & Leduc veröffentlicht die dritte Single (wenn ich mich nicht verzählt habe) vor seinem neuen Album «Mercato» und plant die Stadtflucht, standesgemäss natürlich per Taxi. Das ist nicht spektakulär, aber solides Radiomaterial.
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Die gute Nachricht
Der Song «1-800-273-8255» des Rappers Logic hat dazu geführt, dass deutlich mehr Menschen das Nottelefon der US-amerikanischen National Suicide Prevention Lifeline in Anspruch genommen haben. Eine Studie hat das über den Song von 2017 herausgefunden, der auf Spotify über eine Milliarde Mal gespielt wurde und auf Youtube fast eine halbe Milliarde Mal lief. Der Schluss liegt nahe, dass die Bekanntheit durch den Song dazu geführt habe, dass Menschen dort auch Hilfe gefunden haben. Der britische «Guardian» hat mehr zum Thema.
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Die Erkenntnis
Hören wir immer mehr Musik aus der Konserve? Zahlen von MRC Data, einem Dienstleister im Musikbusiness, legen dies nahe. Denen zufolge wird immer mehr Musik aus dem Bereich «Catalog» gehört, also Musik, deren Veröffentlichung länger als 18 Monate zurückliegt. Im vergangenen Jahr war das in den USA mit 74,5% fast drei Viertel aller gehörten Musik, ein Jahr davor waren es nur fast zwei Drittel. Werden wir in der Pandemie also konservativer im Hören? Liegt es daran, dass mittlerweile auch die Beatles und Neil Young bei Spotify sind? Oder liegt es einfach in der Natur der Dinge, dass je mehr Zeit vergeht, auch die Musik älter wird? Laut Digital Music News sind die Babyboomer schuld.
Das Fundstück der Woche
Pophistorisch Interessierte dürften dies spannend finden: Wie das Beatles-Logo, das eigentlich nie eines war, entstand und wie es durch einen ganz einfachen Kniff ikonisch wurde.
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Die Wochen-Tonspur
Auch im neuen Jahr bietet die Wochen-Tonspur bewährte Orientierung: die völlig subjektiv besten Stücke der hier besprochenen Neuerscheinungen, plus etwas mehr. Diese Woche mit Neuem von Father John Misty und Palace sowie einer tollen Elton-John-Coverversion von Leo Nocentelli, dem Gitarristen der Meters, schlappe fünfzig Jahre alt.
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