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Englands Pubs sind wieder offen
Biertrinker Farage handelt sich Ärger ein

Angeblich Quarantänepflicht verletzt: Nigel Farage, Chef der Brexit-Partei, hat die Wiedereröffnung der Pubs mit einem Pint begangen.
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So hätten Polizei und Politiker es gern gesehen – wie bei diesem hübsch allein im Pubgarten sitzenden Trinker, der sein Glas artig zum Wohle des Landes hob. Ein Zufall war es freilich nicht, dass Prinz William kein Gedränge bei seinem ersten Kneipengang dieses Sommers zu gewärtigen hatte. Das «Rose and Crown» in Snettisham in der Grafschaft Norfolk hatte ihn zur Besichtigung der dortigen Vorbereitungen für die Wiedereröffnung eingeladen. Sein Glas Cider trank der Prinz unbehelligt von anderer Kundschaft. Seine Chips verzehrte er problemlos sozial distanziert.

Ganz so sah es in Londons Stadtteil Soho nicht aus, als dann an diesem Wochenende erstmals seit März die Kneipen Englands wieder öffnen durften. Dichtes Gedränge herrschte in den Strassen des Viertels. Abstandhalten gehörte nicht dazu. Es sei ja wohl «glasklar, dass Betrunkene keine soziale Distanzierung wahren können oder wollen», brummte der Vorsitzende des britischen Polizeibundes, John Apter. Dabei hielten sich andernorts Pubgänger durchaus vorsichtig an die neuen Bestimmungen.

Es sei Zeit, dass seine Landsleute wieder «Spass» hätten, meinte Regierungschef Boris Johnson.

Viele angerückte Gruppen wahrten mehr oder weniger Distanz. Überall wurden, wie vorgeschrieben, Namen und Telefonnummern notiert an den Türen. Plastiktrennscheiben und Pubbedienstete mit Schutzvisieren machten den Besuch im vertrauten Local zu einem leicht spukhaften Geschehen. Nur gelegentlich meldete die Polizei besorgniserregendes Gedränge oder sogar örtliche Krawalle. Das wenig sommerliche Wetter dämpfte offenbar die Feierlaune hier und da.

Mit einigem Bangen hatte Premierminister Boris Johnson bei diesem «bisher grössten Schritt» zur Lockerung des Lockdown den Folgen der erneuten Betriebserlaubnis für 35’000 englische Pubs und Bars entgegengesehen. Zugleich durften Restaurants, Vergnügungsparks, Museen, Frisöre und Kinos wieder einladen zum Besuch. Es sei Zeit, dass seine Landsleute wieder «Spass» hätten, fand der Regierungschef. Und dass sie «ein bisschen Mumm» zeigten bei der Unterstützung der Not leidenden englischen Gastronomiebetriebe. «Wir dürfen sie nicht im Stich lassen», sagte Johnson.

Fröhliches Trinken: Feiernde junge Männer auf dem Londoner Borough Market.

Etliche Kinoketten sind allerdings noch geschlossen und wollen erst «nach und nach» ihre Türen wieder öffnen. Und auch manche Pubs nehmen sich lieber etwas Zeit. Martin Whelan, Geschäftsführer von acht Pubs in London, erklärte dazu, er könne seine Kneipen «nicht guten Gewissens» wieder öffnen, solange das Coronavirus noch auf relativ hohem Niveau in Grossbritannien umgehe und kein befriedigendes Testsystem zur Verfügung stehe. Mehrere seiner Mitarbeiter seien bereits am Virus erkrankt und in Lebensgefahr gewesen: «Das ernüchtert einen doch sehr.»

In der Tat liegt die Zahl der täglichen Ansteckungen im Vereinigten Königreich noch immer bei über 3000. Die offizielle Zahl der positiv Getesteten ist exakt so hoch wie am 20. März – dem Tag der Schliessung der Pubs. Der medizinische Chefberater der britischen Regierung, Professor Chris Whitty, hat denn auch gewarnt, dass man «das Virus noch lange nicht los» sei in Grossbritannien. Man befinde sich auf «einer Gratwanderung» zwischen wirtschaftlichen und gesundheitlichen Interessen. In Wales und Schottland sind die Pubs fürs Erste noch zu.

Farage war bei Trump in Oklahoma

Ärger hat sich unterdessen der Führer der Brexit-Partei, Nigel Farage, eingehandelt, der am Samstag stolz ein Foto von sich als dem «ersten Gast» in seinem Pub – mit dem oligatorischen Pint-Glas in der Hand – ins Netz stellte. Farage war jüngst mit Sondergenehmigung der Trump-Administration nach Oklahoma gereist, um dort an der inzwischen berühmt-berüchtigten Wahlkampfrally des US-Präsidenten in Tulsa teilzunehmen.

Farage war noch keine vollen 14 Tage zurück und wäre nach britischem Recht eigentlich verpflichtet gewesen, bei sich zu Hause in Quarantäne zu bleiben, statt ins Pub zu spazieren. Die Polizei ist inzwischen aufgefordert worden, diesem Verstoss nachzugehen.