Biden, der sicherste Garant für einen Sieg gegen Trump
Wieder gab es eine demokratische TV-Diskussion, wieder stand Joe Biden im Mittelpunkt. In Detroit wahrte er seine Chance auf die Präsidentschaftskandidatur.
Die zwei TV-Debatten sind vorbei und mit ihr die beiden Abende in Detroit am Dienstag und Mittwoch mit 20 demokratischen Präsidentschaftsbewerbern, die allesamt Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl 2020 besiegen wollen. Nur einer von ihnen wird diese Chance erhalten. Und keiner rechnet sich mehr aus als Joe Robinette Biden. Er ist der Oldtimer, ein gestandener Politico, der in Washington eine lange Spur hinterlassen hat, die bis in die siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurückreicht. Um es nach den zwei Abenden in der einstigen Welthauptstadt des Autos vorweg zu sagen: Mindestens zehn der 20 demokratischen Bewerber auf der Bühne gäben einen besseren amerikanischen Präsidenten ab als Donald Trump. Und nach wie vor Favorit unter ihnen ist Biden, obschon er bei der ersten TV-Debatte im Juni in Miami keine sonderlich gute Figur machte. Gestern Abend war er besser, ohne freilich wirklich zu überzeugen. Es gelte, «die Seele Amerikas» wiederherzustellen, sagte der ehemalige Vizepräsident in Detroit. Das ist sein Programm: Zurück zum Status quo ante und hin zu einer politischen Kultur, die Donald Trump zerschmettert hat. Biden dagegen mochte diese Kultur: Sie war im Grossen und Ganzen berechenbar und bildete sich ein, anständig zu sein. In Detroit trug Joe Biden deshalb die Präsidentschaft Barack Obamas, an der er ja mitwirkte, wie eine Monstranz vor sich her und verwies auf diese und auf jene Errungenschaft der Obama-Administration. Gewiss, Joe Biden schaut auch nach vorne, er offeriert Pläne und Ideen, doch er bleibt Verfechter eines zurückhaltenden Reformierens. Biden hat im demokratischen Rennen laut den Umfragen bislang die Nase vorn, weil er am wenigsten riskant erscheint. Er bietet sich als sicherster Garant an für einen Sieg über den in demokratischen Augen beschämenden, ja katastrophalen Präsidenten. Und war Bidens Auftritt im Miami derart, dass es plötzlich riskanter schien, sich auf ihn als Bezwinger Donald Trumps zu verlassen, so dürfte diese Befürchtung nach der Debatte in Detroit wieder geringer geworden sein. Ihn zum demokratischen Präsidentschaftskandidaten zu küren, könnte trotzdem ein Wagnis sein. Denn Aufbruchsstimmung verbreitet Joe Biden nicht.
Die anderen setzen auf Experimente
Sein Angebot unterscheidet sich von dem der progressiven Senatorin Elizabeth Warren oder von anderen Konkurrenten wie New Jerseys Senator Cory Booker oder Kaliforniens Senatorin Kamala Harris, weil es vornehmlich aus einem einzigen Punkt besteht: Dass er, Joe Biden, nämlich am besten dazu geeignet sei, Donald Trump aus dem Weissen Haus zu befördern. Wie der deutsche Kanzler Konrad Adenauer beim Bundestagswahlkampf 1957 verspricht Biden, mit ihm werde es keine Experimente geben. Warren, Harris, Booker und der linke Flügelmann Bernie Sanders hingegen wollen Experimente, sie bieten zuweilen sogar Visionen an, die sie womöglich nicht einlösen können. Biden dagegen ist grundsolide, ein Mann ohne politische Extravaganzen. Ein verstaatlichtes Gesundheitswesen wird es unter ihm nicht geben. Das Studieren an den Unis wird nicht kostenlos sein. Und beim Klimaschutz geht es Schritt um kleinen Schritt in eine Zukunft ohne Treibhausemissionen. Bidens Konkurrenten ist das zu wenig, dem erstarkten linken Flügel der Demokratischen Partei gleichfalls. Aber die Basis wird sich wegen der Aussicht, Trump weitere vier Jahre zähneknirschend beim Demolieren von Staat und Gesellschaft zuschauen zu müssen, vielleicht Träume verkneifen – vielleicht. Darin liegt Joe Bidens Chance. Und gestern Abend in Detroit wahrte er sie.
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