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Bidens Pressesprecherin Jen Psaki
Sie will den Ton im Weissen Haus ändern

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«Uh-huh-huh», stösst Jen Psaki aus, als würde sie gerade aus einem Eisbad auftauchen. Sie schüttelt sich gut durch, bevor es losgeht. Zwei Schiebetüren trennen Psaki noch vom James S. Brady Press Briefing Room im Weissen Haus. Gerade ging die Zwei-Minuten-Warnung an die wartenden Journalisten raus. Noch schnell ein auflockerndes Tänzchen mit ihrer Stellvertreterin Karine Jean-Pierre. Dann öffnet Psaki die Türen. Jean-Pierre nimmt auf einem der Stühle an der Seite Platz. Psaki, 42, tritt an das hölzerne Pult mit dem Schriftzug «The White House, Washington». So zeigt es ein Video der Sendung «The Circus» des Senders Showtime.

Es ist der 20. Januar. Etwas mehr als sieben Stunden zuvor ist Joe Biden als 46. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt worden. Am selben Abend hält die neue Pressesprecherin des Weissen Hauses ihre erste Pressekonferenz.

Psaki ist kein neues Gesicht in Washington. Sie war Kommunikationschefin im Weissen Haus unter Barack Obama und Sprecherin seines Aussenministers John Kerry. Damals konnte sie noch unerkannt durch Washington spazieren. Jetzt ist sie das Gesicht der Biden-Harris-Regierung.

«Das ist okay», sagt Jen Psaki. Der Satz könnte ihr Markenzeichen werden.

So erging es auch ihren drei Vorgängerinnen und dem einen Vorgänger, die unter Donald Trump das Amt des Press Secretary innehatten. Angefangen mit Sean Spicer über Sarah Huckabee-Sanders und Stephanie Grisham bis zu Kayleigh McEnany. Deren Pressebriefings waren Zumutungen für jeden Journalisten. Da wurde gebrüllt, geschimpft, beleidigt – und gelogen.

Den Ton dafür hatte Sean Spicer mit seiner ersten Pressekonferenz am Tag nach Trumps Amtseinführung 2017 gesetzt. Einziges Thema: die Zahl der Menschen, die Trumps Inaugurations-Zeremonie verfolgt haben. Ein aufgebrachter Spicer erklärte, das sei die grösste je zu diesem Anlass gemessene Menschenansammlung gewesen. «Punkt!» Fotos belegen das Gegenteil.

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Psaki sagt: «Das ist okay». Unter Trump war die Presse noch der «Feind des Volkes». Die Pressebriefings wurden mit der Zeit zu einem Ereignis, weil sie so selten stattfanden. Es kam vor, dass die Sprecher nach einem kurzen Statement das Podium verliessen, ohne Fragen zuzulassen. Manch gestandene Reporter wurden von Pressekonferenzen ausgeschlossen – wegen «unangemessener» Fragen. Normal war das nicht. Wie fast alles an der Trump-Präsidentschaft nicht normal war.

Jen Psaki macht schon mit ihren ersten Worten im neuen Amt klar, dass das Vergangenheit ist: «Als der Präsident mich bat, ihm in dieser Rolle zu dienen, sprachen wir darüber, wie wichtig es ist, Wahrheit und Transparenz zurück in den Presseraum zu bringen», sagt sie. Ohne jede Aufregung, ohne Pathos. Aber mit stählerner Selbstverständlichkeit.

Und für jene, die sich an das Chaos der vergangenen vier Jahre womöglich zu sehr gewöhnt haben, erklärt sie: «Es wird Zeiten geben, in denen wir die Dinge in diesem Raum unterschiedlich sehen. Das ist okay. Das ist Teil unserer Demokratie.»

«Das ist okay» - der Satz könnte Psakis Markenzeichen werden. Politische Meinungsverschiedenheiten sind kein Grund für verbalen Krieg. Sondern okay. Harte Fragen sind kein persönlicher Angriff auf irgendwen, sondern erstmal okay.

«Das ist okay», sagt sie auch, als sie zwei Tage später gefragt wird, wie sicher sich die Regierung sei, im Kongress die nötigen Stimmen für ihr 1,9 Billionen Dollar schweres Corona-Hilfspaket zu bekommen. Psaki erklärt den demokratischen Prozess, als müsse sie verlorengegangenes Wissen auffrischen. Die Regierung lege einen Vorschlag vor. Im Kongress schauen sich die Parteien den dann an. «Sie mögen einige Teile, sie mögen andere Teile nicht.» Der Kompromiss am Ende mag dann nicht exakt so aussehen wie der erste Vorschlag. Aber, sagt Psaki: «Das ist okay.»

Im Presseraum macht sie – anders als zu Trump-Zeiten – keinen Unterschied, ob die Frage von CNN, Washington Post, New York Times oder Fox News kommt. Wobei manche bei Fox News nur darauf zu warten scheinen, dass Psaki einen Fehler macht. Dessen Korrespondenten im Weissen Haus, Peter Doocy, nannte sie einmal versehentlich Steve. Steve Doocy ist der Vater von Peter Doocy und Moderator von Trumps Lieblingsshow «Fox and Friends». Psakis Fauxpas wurde dort breit auseinandergenommen.

Peter Doocy hat es allerdings schon geschafft, Psaki in Verlegenheit zu bringen. Etwa mit der nicht ganz zu Unrecht gestellten Frage, warum Biden in seiner Rede am Lincoln Memorial am Abend der Amtseinführung eigentlich keine Maske getragen habe. Und zwar kurz nachdem Biden eine allgemeine Maskenpflicht auf föderalem Grund verfügt hatte. Psaki war auf die Frage nicht vorbereitet. Biden habe eben gefeiert, sagte sie. Und dass es doch wohl gerade «grössere Probleme» im Land gebe. Sicher nicht die eleganteste Antwort. Aber so frisch im Amt, da ist das schon okay.

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