Berufswechsel und NeuanfangDie Chefredaktorin geht zur Flughafenpolizei
Die Journalistin Nicole Meier wird dafür sorgen, dass keine Waffen in Flugzeuge gelangen. Sie gibt ihre Chefposition bei der nationalen Nachrichtenagentur auf und wechselt die Branche – zumindest in Teilzeit.
Viele Medienschaffende haben kurvenreiche Biografien, und Nicole Meier ist keine Ausnahme. Seit 15 Jahren ist die Journalistin bei der nationalen Nachrichtenagentur tätig. Jetzt teilt die 52-Jährige mit: «Es ist Zeit für etwas Neues!» Per Ende Mai gibt sie ihre Chefposition ab und geht zur Flughafenpolizei. Dies in einem 50-Prozent-Pensum.
Sie möchte sich als «Aviatikbegeisterte beruflich neuen Horizonten öffnen». Letztes Jahr hat sie die Privatpilotenlizenz erhalten – die Ausbildung hatte sie bereits Ende 2020 angefangen. «Ich fühle mich wohl in der Welt der Fliegerei.» Bei all ihren Hobbys – sei es Joggen, Reiten oder Langlaufen – sei sie immer wieder an Flugplätzen vorbeigekommen. «Ich habe das als Zeichen gedeutet», sagt sie augenzwinkernd.
Meier hatte ursprünglich nach der Kantonsschule eine Lehre als Landwirtin gemacht, bevor sie bei einem Landwirtschaftsmagazin und einem Pferdeheft in den Journalismus einstieg. Danach war sie Lokaljournalistin beim Winterthurer «Stadtblatt», wo sie über Gemeinderatssitzungen berichtete. «Ich habe den Beruf von der Pike auf gelernt», sagt sie. Es folgten Stationen bei der «SonntagsZeitung» und im indonesischen Teil von Papua bei einer Friedens- und Menschenrechtsorganisation.
«Ich bin keine Schönwetterangestellte»
Im Jahr 2009 kam sie zur Schweizerischen Depeschenagentur (SDA), die die meisten Schweizer Medien mit einem Grundangebot an News beliefert und vom Bund als systemrelevant eingestuft wurde. Nach vier Jahren wurde Meier Inlandchefin und Anfang 2020 dann Chefredaktorin des deutschsprachigen Dienstes. Kurz darauf, im Jahr 2021, kürte sie ein Branchenmagazin zur Chefredaktorin des Jahres.
Die Arbeit gefalle ihr nach wie vor, es seien aber nicht nur einfache Zeiten gewesen. Sie hat auch Sparrunden, Streiks und Proteste erlebt. «Ich habe immer versucht, im Alltag möglichst konkret für alle Mitarbeitenden eine hohe Lebensqualität sicherzustellen und gleichzeitig einen guten Dienst zu leisten – das war manchmal fordernd, aber ich bin sowieso keine Schönwetterangestellte», so Meier.
Ihr neuer Job am Flughafen: Sicherheitskontrollen durchführen und schauen, dass keine Waffen und Sprengstoffe an Bord gelangen. «Mir gefällt das internationale Umfeld am Flughafen, das Lebhafte, die täglich neue Arbeit in anders zusammengesetzten Teams, die verschiedenen Sprachen und Menschen.» Meier möchte mit dem Schritt eine nähere Verbindung zum Flugbetrieb herstellen.
Allerdings bleibt sie in einem 50-Prozent-Pensum weiterhin für Keystone-SDA tätig, und zwar zunächst als Redaktorin am Newsdesk. Dieser Entscheid sei ihr nicht leichtgefallen, aber die Funktion als Chefredaktorin lasse sich nicht in einem kleinen Pensum und neben einer weiteren Anstellung auf eine seriöse Art ausfüllen.
Sie freut sich, dass sie nicht endgültig Abschied nehmen muss. Einerseits, weil sie ihr Team in Bern nicht gänzlich verlassen wolle. Andererseits, weil sie überzeugt ist: Agenturjournalismus braucht es weiterhin. «Damit sich Medienschaffende auf ihre Recherchen und Geschichten konzentrieren können, braucht es ein Grundangebot von seriösen und verifizierten Nachrichten für alle Medien.» Der Journalismus sei der rote Faden in ihrer Laufbahn, und er solle es bleiben.
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