Besucherzentrum am BundesplatzParlament will Credit-Suisse-Filiale übernehmen
Im Bankgebäude gegenüber dem Bundeshaus sollen künftig Besuchergruppen empfangen werden. Doch aus der SVP kommt Widerstand gegen die Expansionspläne.

- Das Credit-Suisse-Gebäude in Bern soll als Besucherzentrum genutzt werden.
- SVP-Nationalrat Erich Hess will die Pläne mit einer Motion stoppen.
- Die Parlamentsdienste betonen, es entstehe kein Abgeordnetenhaus.
Noch prangt an der Fassade am Bundesplatz 2 der Schriftzug der Credit Suisse. Im Parterre der durch die UBS übernommenen Bank befinden sich nach wie vor Schalter und Bancomaten. Doch bald könnten in diesen Räumen Besucherinnen und Besucher des Bundeshauses empfangen werden. Entsprechende Pläne wälzt die sechsköpfige Verwaltungsdelegation des Parlaments, die aus dem Nationalratspräsidenten, der Ständeratspräsidentin und den Vizepräsidien beider Räte besteht.
Allerdings stossen die Expansionsgelüste nicht überall auf Begeisterung. SVP-Nationalrat Erich Hess befürchtet, dass in der Schweiz bald deutsche oder französische Verhältnisse herrschen. Es wäre der erste Schritt zu einem Abgeordnetenhaus, wie es der Deutsche Bundestag mit dem Jakob-Kaiser-Haus oder die französische Nationalversammlung mit einem siebenstöckigen Bürokomplex kennten, warnt Hess. Er will die Ausbaupläne mit einer Motion stoppen, die am Montag im Nationalrat zur Abstimmung gelangt. Hess beruft sich dabei auf Medienberichte über den Kauf eines Abgeordnetenhauses.
100’000 Besucher pro Jahr im Bundeshaus
Allerdings sind im stattlichen Gebäude gegenüber dem Bundeshaus keine Arbeitsplätze für Ratsmitglieder geplant, wie die Parlamentsdienste auf Anfrage festhalten. Entstehen soll ein Informations- und Besucherzentrum. Anlass für die Pläne sei der grosse Andrang im Bundeshaus. Jährlich besuchten gegen 100’000 Personen das Parlamentsgebäude, und die Nachfrage wäre noch bedeutend höher. Vorgesehen ist deshalb «ein komplementäres Angebot» zum bereits bestehenden Besucherzentrum im Parlamentsgebäude.
Am neuen Ort könnten etwa Schulklassen empfangen werden und die theoretische Vorbereitung auf den Parlamentsbesuch erhalten. Im Bundeshaus selbst sei es nicht möglich, der hohen Nachfrage nach Besuchs- und Bildungsangeboten für Schulklassen gerecht zu werden. Die engen räumlichen Verhältnisse beim heutigen Besuchereingang, die Sicherheitsanforderungen mit erheblichen Wartezeiten und die zeitgemässe Vermittlung staatspolitischer Inhalte seien gewichtige Gründe, um Verbesserungen und Alternativen zu prüfen.

Die Pläne sehen vor, das Erdgeschoss und den ersten Stock des heutigen Bankgebäudes vis-à-vis dem Bundeshaus zu mieten. Keine Option sei zurzeit ein Kauf des Gebäudes. Aktuell bezahlt die UBS für die entsprechende Fläche von 1400 Quadratmetern 1,1 Millionen Franken Miete pro Jahr, wie die Parlamentsdienste mitteilen. Besitzerin des Gebäudes ist die Immobilienfirma Igimo aus Zürich, die zur Schroder & Co. Bank AG gehört.
Die Verwaltungsdelegation hat die UBS sowie die Besitzerin des Gebäudes formell über das Interesse an den Räumlichkeiten informiert. Das Bundesamt für Bauten und Logistik wurde beauftragt, die konkreten vertraglichen Bedingungen festzulegen.
Hess will auch kein Besucherzentrum
Bevor jedoch mit dem Umbau der Bankfiliale zu einem Besucherzentrum begonnen werden kann, braucht es noch einige Abklärungen. Zudem muss die UBS als Besitzerin der CS entscheiden, ob sie die CS-Filiale aufgibt. Die Parlamentsdienste selbst haben für 150’000 Franken eine Machbarkeitsstudie bestellt, die im nächsten Jahr vorliegen soll. Die Einrichtung des neuen Besucherzentrums würde dem Parlament mit der Immobilienbotschaft 2026 vorgelegt. Die Räte entscheiden also definitiv 2026 über die Realisierung, ausser Erich Hess setzt sich mit seiner Motion in beiden Räten durch.
Auch wenn das Parlament kein Abgeordnetenhaus plant, sondern ein Besucherzentrum, hält Hess an seiner Opposition fest. Der Berner SVP-Nationalrat verweist auf die «tiefroten Zahlen» des Bundes. In der aktuellen Finanzlage dürften keine unnötigen Millionenausgaben getätigt werden. Auch stört sich Hess am steigenden Personalbestand der Parlamentsdienste. Diese hätten 1990 noch 66 Mitarbeitende beschäftigt, Ende 2023 seien es bereits 235 gewesen. Das Besucherzentrum werde weiteres Personal benötigen. Zudem befürchtet Hess, dass das Besucherzentrum dazu dienen wird, den Andrang im Bundeshaus selbst zu reduzieren. Damit gehe der direkte Kontakt zur Politik verloren, kritisiert Hess.
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