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Signa-Gründer
U-Haft für René Benko

René Benko bei den Insolvenzverfahren von Signa in Innsbruck, Österreich, am 24. April 2024.
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Der österreichische Unternehmer René Benko wurde am Donnerstagmorgen in seiner Villa in Innsbruck festgenommen. Der insolvente Signa-Gründer soll Vermögenswerte verschleiert und diese so den Behörden und Gläubigern entzogen haben, schreibt die österreichische Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft  (WKStA) in einer Mitteilung. Weil Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr bestehe, hat sie nun die Verhaftung des 47-Jährigen angeordnet. Benko wurde bereits vernommen. Laut der «Kronen Zeitung» hat er dabei geschwiegen. Die WKStA hat Untersuchungshaft beantragt. 

Das Landgericht in Wien hat am Freitag entscheiden, dem Antrag stattzugeben. Untersuchungshaft wird in Wien grundsätzlich für 14 Tage verhängt und kann auf bis zu zwei Monate verlängert werden. Der Signa-Gründer könnte sich dieser auch nicht durch Hinterlegung einer Kaution entziehen. Zur Beweissicherung wurden am Donnerstag mehrere Hausdurchsuchungen in Benkos Büroräumen, in seinem Ferienhaus Chalet N in Lech sowie in Benkos Wiener Wohnsitz durchgeführt. Für René Benko gilt die Unschuldsvermutung. Sein Anwalt liess eine Anfrage dieser Redaktion unbeantwortet. 

Es geht um 30 Milliarden Euro

Gegen Benko wird in Österreich unter anderem wegen Betrugs und Insolvenzdelikten im Zusammenhang mit seinem Unternehmen Signa ermittelt. Der österreichische Unternehmer hatte ein komplexes Konstrukt aus rund tausend  Firmen und Stiftungen geschaffen. Mit seiner Signa-Gruppe baute er ein grosses Immobilienportfolio auf, zu dem auch die Schweizer Globus-Warenhäuser gehörten.

Benko hat mit rund 150 Gesellschaften im In- und Ausland, die bis in die arabische Welt reichen, insgesamt rund 30 Milliarden Euro Schulden angehäuft, wie der österreichische «Kurier» meldet. Wegen der Insolvenz der Signa-Gruppe wird zurzeit in vier Ländern ermittelt: neben Österreich auch in Deutschland, Italien und Liechtenstein.

Abgehörte Telefonate brachten neue Erkenntnisse

Zur Verhaftung geführt haben neue Erkenntnisse der Ermittler, insbesondere zu Benkos Rolle in der Familienstiftung Laura. In dieser  soll ein grosser Teil von Benkos Vermögen liegen. Die Laura Privatstiftung wurde von Benko und seiner Mutter gegründet. Offiziell kontrolliert Benko sie nicht und er ist auch kein Begünstigter. Damit wäre die Stiftung nicht von Benkos Privatinsolvenz betroffen.  

Intensive Ermittlungen der WKStA inklusive Telefonüberwachung hätten nun jedoch ergeben, dass Benko «faktischer Machthaber und wirtschaftlich Berechtigter der Laura Privatstiftung» sei. Österreichische Medien veröffentlichten Mailauszüge, in denen Benko dem Geschäftsführer der Stiftung Anweisungen erteilt und diesen als «geisteskrank» zusammenstaucht. 

Laut den österreichischen Behörden hat Benko sich auch nachträglich Rechnungen ausgestellt und damit Beweismittel gefälscht. Damit bestehe Verdunkelungsgefahr. Konkret geht es dabei um «drei hochpreisige Schusswaffen», die er dem Zugriff der Behörden und Gläubiger entzogen haben soll. Benkos Waffensammlung war immer wieder Gegenstand der Ermittlungen. Die Signa Holding besass unter anderem einzelne Jagdgewehre für über 80’000 Euro

Kapitalerhöhung durch ein «Geldkarussell»

Gegen Benko hat die Staatsanwaltschaft Trient in Italien bereits im Dezember einen Haftbefehl erlassen. Mehrere mit ihm in Verbindung stehende Personen wurden unter Hausarrest gestellt. Die jetzige Festnahme Benkos geschah jedoch mutmasslich unabhängig vom italienischen Haftbefehl. 

Benko wird eine ganze Reihe von Finanzdelikten vorgeworfen, dazu gehört auch eine «Kapitalerhöhung durch ein Geldkarussell». So soll der Österreicher Investoren dazu verleitet haben, weitere Gelder in die Signa Holding einzuschiessen, unter dem Vorwand, dass er selbst über seine Familie-Benko-Privatstiftung ebenfalls investiere.

Dabei soll er die Kapitalanlagen der getäuschten Investoren durch Überweisungen über mehrere Unternehmen hinweg schliesslich als seinen eigenen Zuschuss zur Kapitalerhöhung ausgegeben haben.

Gegen den Österreicher wird auch wegen mutmasslichen Betrugs im Zusammenhang mit staatlichen Corona-Geldern juristisch vorgegangen. Dabei geht es um Hilfsgelder für das luxuriöse Chalet N im Skiort Lech am Arlberg. Untersucht wird, ob die Corona-Gelder als wirtschaftliche Unterstützung während der Pandemie genutzt oder für andere Zwecke missbraucht wurden.

Benko selbst wird von seinen Gläubigern auf zwei Milliarden verklagt

Allein von Benko persönlich verlangen die Gläubiger 2,4 Milliarden Euro. Zu Geld gemacht wurden aus seinem Privatvermögen bisher aber gerade mal Wertgegenstände für gut eine Million Euro, darunter Benkos Garderobe.

Daran hing der Tiroler Aufsteiger offenbar besonders. Vergeblich verweigerte er zunächst den Behörden den Zugang, bis schliesslich doch alles versteigert wurde: Anzüge, Hemden, Krawatten. Gesamtwert: knapp 78’000 Euro. Und wer trägt jetzt die alten Designerklamotten des «Wunderwuzzis»? Nun ja, er selbst. Seine Mutter hat sie aus der Insolvenzmasse herausgekauft – offenbar mit Geld aus den Stiftungen.