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Aus zwei wird eins
Reformierte in Stäfa und Hombrechtikon stimmen der Fusion zu

Eine Liebeshochzeit ist die Fusion der Kirchgemeinden Hombrechtikon und Stäfa nicht, aber das Ja fiel doch deutlich aus. 
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Der Abstimmungskampf zur Fusion der Kirchgemeinden Stäfa und Hombrechtikon wurde emotional geführt. Vor allem aus Stäfa waren viele skeptische Stimmen zu vernehmen. Das Resultat fällt vor diesem Hintergrund überraschend klar aus: In Stäfa sagten 1262 Kirchenmitglieder Ja, während 977 den Zusammenschluss ablehnten. In Hombrechtikon wiederum sprachen sich am Sonntag 790 Stimmberechtigte für die Fusion und 379 dagegen aus. Die Zustimmung für das Projekt «HoSt22» lag bei 56 beziehungsweise 67 Prozent. Hätte eine der beiden Kirchgemeinden die Vorlage abgelehnt, wäre das Projekt als solches gescheitert.

«Potenzial und Manpower»

Für die reformierte Kirchgemeinde Hombrechtikon entspricht der Ausgang der Abstimmung dem Wunschergebnis. «Wir sind erfreut», sagt Andreas Dürr, Präsident der reformierten Kirchenpflege Hombrechtikon. Aus Sicht der Gläubigen ändert sich laut Dürr erst einmal nichts. Kirche, Pfarrer, Gottesdienste – alles bleibt wie gehabt. Jetzt müssten beide Kirchgemeinden in einem nächsten Schritt über die neue Kirchgemeindeordnung entscheiden. Danach kann die Zusammenführung der Stäfner und der Hombrechtiker Kirchgemeinde beginnen.

Diese Entwicklung haben Vertreter beider Gemeinden während rund fünf Jahren vorbereitet. «Nun setzen wir es konkret um», sagt Dürr. Dabei geht es nicht um finanzielle Einsparungen, wie Dürr betont. Vielmehr werden in einem ersten Schritt sogar Investitionen nötig sein, um eine gemeinsame Kirchgemeinde zu schaffen. «Durch den Zusammenschluss entsteht Potenzial und Manpower», sagt er. Stäfa und Hombrechtikon könnten profitieren, wenn etwa Cevi- und Konfirmandenlager gemeinsam durchgeführt würden.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Zusammenlegung der Pfarrstellen. Hombrechtikon als kleine Gemeinde war stets von einem Abbau der Stellenprozente bedroht. «Doch der Auftrag blieb derselbe», sagt der Kirchenpflegepräsident. Durch einen gemeinsamen Pool an Pfarrpersonen können diese laut Dürr die Aufgaben in Stäfa und Hombrechtikon besser wahrnehmen.

«Aggressive Leserbriefe»

Arnold Egli, Präsident der Kirchenpflege Stäfa, sagt, er sei «plus/minus zufrieden» mit dem Abstimmungsergebnis. Er habe sich im Hinblick auf den Prozess der Kirchgemeindefusion eine Zustimmung von «etwas über 60 Prozent» gewünscht. Doch er sagt: «Unter den Voraussetzungen, wie wir sie hatten, sind die 56 Prozent ein gutes Resultat.»

Damit spielt Egli unter anderem auf die vielen Leserbriefe aus dem Nein-Lager an. «Ich war nicht überrascht über die Anzahl, sondern über die Tonalität», sagt er. Viele der Briefe seien aggressiv formuliert gewesen oder es wurden falsche Dinge behauptet. «Da waren wir mitten im Trumpismus», kritisiert Egli. Ein anderer Aspekt sei, dass auch manche Pfarrer nicht am selben Strang gezogen hätten wie die Kirchenpflege.

Angesichts einer Kirchgemeinde, die sich in zwei Lager teilt, hätte sich die Kirchenpflege Unterstützung von der reformierten Landeskirche des Kantons Zürich gewünscht. Aber: «Wir sind allein dagestanden», sagt Egli.

Erschwert diese Vorgeschichte und die in Stäfa knappere Zustimmung nun den anstehenden Prozess der Fusion? Der Kirchenpflegepräsident ist zuversichtlich, dass ein Neuanfang nach der Abstimmung möglich ist. In einer gemeinsamen Kirchgemeinde Stäfa-Hombrechtikon sieht er grosses Potenzial. Er sagt: «Das wird eine zukunftsträchtige Geschichte.»

«Gemeinsam weitergehen»

«Wir sind enttäuscht», kommentiert Brigitta Meier-Leuenberger vom Kontra-Komitee das Resultat. Überrascht ist sie allerdings nicht. Das Pro-Komitee sei sehr gross und aggressiv gewesen. «Wir sind aber sehr stolz über die vielen Nein-Stimmen», sagt die Stäfnerin. Zum Abschluss wird Meier-Leuenberger versöhnlich. Es sei ein tiefer Graben entstanden: Die Aufgabe der Kirchenpflege sei es, diesen Graben jetzt aktiv wieder zuzudecken. «Der Wunsch besteht, dass wir, obwohl wir heftig gegeneinander gekämpft haben, den Weg gemeinsam weitergehen können.»

Mit der Fusion von Stäfa und Hombrechtikon ist nun der Entscheid zu einem ersten Zusammenschluss der Reformierten im Bezirk Meilen gefallen. Die nächste Fusion steht mit Zumikon und Zollikon bereits in den Startlöchern: Diese Kirchgemeinden haben aber noch einen weiten Weg vor sich.