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Bei Lonza geht der Chef – nun muss der Präsident ran

Funk wurde erst im Januar 2019 zum neuen Chef des Pharmazulieferers und Feinchemikalienherstellers ernannt. Foto: Dominic Steinmann/Keystone
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Nein, der Abgang des Konzernleiters von Lonza habe nichts mit dessen Präsident Albert Baehny zu tun, wird im Umfeld des Basler Hauptsitzes versichert. Dass Marc Funk nach weniger als neun Monaten im Amt den Chefsessel räume, habe tatsächlich «private Gründe». Das mag bei oberflächlicher Betrachtung gar stimmen. Auffallend ist jedoch, wie rasch einflussreiche Akteure von Lonza übereinstimmend betonen, was für eine gute Sache es sei, dass Baehny neben dem Präsidium im Verwaltungsrat interimistisch zusätzlich operativ das Ruder bei Lonza übernimmt.

Baehny macht nun, was er vermutlich bereits Anfang Jahr hätte tun sollen: sich viel Zeit für die Suche eines neuen Chefs von Lonza lassen und in dieser Phase beim Basler Pharma-und ­Chemiekonzern die Neuausrichtung vorantreiben. Stattdessen hatte Baehny im Januar den längjährigen Chef Richard Ridinger zum Rückzug bewegt und Marc Funk, der die Division Pharma leitete, per 1. März zum Konzernleiter befördert.

Umbau trotz Erfolg

Ob Funk die beste Wahl war, darüber gab es bei Grossaktionären vereinzelt Zweifel. Funk sei 15 Jahre lang Firmenanwalt gewesen – zuerst in einem Start-up, dann beim Genfer Pharmakonzern Merck Serono und zuletzt bei Lonza –, bevor Ridinger ihm im 2014 die operative Leitung der grössten Division mit den Geschäftsfeldern Pharma, Biotech und Ernährung übertrug.

Die Fäden habe jedoch Ridinger in der Hand gehabt. So auch beim Zukauf der US-Gruppe Capsugel, die Kapseln und andere Produkte zur Verabreichung von Medikamenten herstellt, für 5,5 Milliarden Dollar. Capsugel ergänze die eigene Produktion von Wirkstoffen für Pharmafirmen, begründete Lonza damals die grösste Übernahme ihrer Firmengeschichte.

Dass bei Lonza, obwohl seit Jahren auf Erfolgskurs, weiterhin Handlungsbedarf bestand, war Baehny schon länger klar. Er wurde 2017 Verwaltungsrat von Lonza, ein Jahr später übernahm er das Präsidium. Der Verkauf des niedermargigen und zyklischen Geschäfts Wasserbehandlung trieb unter seiner Führung der Verwaltungsrat voran, nicht Ridinger als Chef. Und kaum war Ridinger Ende Januar als Chef von Lonza abgesetzt, verordnete Baehny dem Konzern eine Überprüfung der Strategie.

Anleger erwarten Grosses

Die Börse reagierte ungnädig auf den Umstand, dass nach Ridinger jetzt mit seinem Nachfolger Funk im selben Jahr zum zweiten Mal der Chef geht – die Aktien von Lonza verloren zeitweise bis zu 7 Prozent ihres Werts und schlossen am Abend mit einem Minus von 4,5 Prozent bei 329,3 Franken. Jetzt ist Baehny gefordert, als Präsident und interimistischer Chef von Lonza die grossen Erwartungen vorab der Grossaktionäre zu erfüllen. Im Aktionariat geben Finanz­investoren wie der weltgrösste Vermögensverwalter Blackrock, der 9,7 Prozent an Lonza hält, den Ton an – aber auch der aktivistische Anlagefonds Artisan Partners mit 3 Prozent Anteil an Lonza, der nebenbei auch bei ABB mitmischt.

Lonza, ein globaler Konzern mit 5,5 Milliarden Franken Umsatz im Jahr 2018 und 15'500 Mitarbeitenden, hat an der Börse dieses Jahr ein Drittel zugelegt. Liefert Baehny nicht, könnte sich das allerdings rasch ändern. Seine Chancen sind indes intakt. ­Baehny ist wenig bekannt, aber einer der erfolgreichsten Schweizer Manager, und er hat den Sanitärkonzern Geberit seit 2005 als Chef nachhaltig zur Renditeperle aufgewertet.

Aufwendiges Aufpäppeln

Die Lonza-Division Pharma läuft wie geschmiert. Weniger gut läuft der Bereich Spezialingredienzen, der rund ein Viertel zum Umsatz beiträgt: Die Verkäufe sinken, das Geschäft wird ausgegliedert. Gelingt es Baehny, das Problemkind aufzupäppeln und an die Börse zu bringen oder wenigstens abzustossen, gewinnt er Freiraum, um das lukrative Pharmageschäft mittels Zukäufen auszubauen. Das ist aufwendig und kann Jahre dauern.

Manchem Aktionär, der darauf hofft, dass Baehny nach Geberit auch Lonza zu noch mehr Erfolg verhilft, dürfte es recht sein, wenn dieser noch einige Zeit im Doppelamt den Umbau vorantreibt. Dass ihm Macht­fülle behagt, zeigte Baehny bei Geberit: Dort übernahm er 2011 das frei werdende Präsidium, blieb aber noch bis 2014 Chef des ­Sanitärkonzerns.