1.-April-ScherzBei der Zürichsee-Fähre sind keine Algen im Tank
Die Zürichsee-Fähren fahren definitiv nicht mit Biodiesel aus Algen: Es handelte sich um einen Aprilscherz. Doch ganz aus der Luft gegriffen ist dieser nicht.
Die Fähre fahre neu mit Algenkraftstoff, titelte diese Zeitung am Samstag. So ganz richtig ist das natürlich nicht, wir haben uns einen 1.-April-Scherz erlaubt. Testfahrten, um die Geruchsbelastung zu beurteilen, gab es entsprechend auch nicht.
Lunte gerochen, dass hinter der «Superidee», wie er sagt, mehr stecken könnte, hat Philipp Mahler aus Wädenswil. Reingefallen ist er nicht, nutzt aber den Samstag für einen Ausflug zum Horgner Fährensteg und konnte sich über Fähren-Modellbögen für seine Söhne Frederik und Oskar (drei- bzw. einjährig) freuen.
Elektrifizierte Fähre wird geprüft
Ganz falsch ist die Meldung aber auch nicht. Denn die Zürichsee-Fähre Horgen-Meilen AG beobachtet schon länger die Entwicklung alternativer Antriebsformen und Treibstoffe. Dies geschehe auch im Hinblick auf den Ersatz der 54 Jahre alten Fähre Schwan, der in den nächsten Jahren geplant sei, sagt Martin Zemp, Geschäftsführer der Zürichsee-Fähren AG.
Und eine Idee, in welcher Form dies geschehen könnte, gibt es auch schon: «Zurzeit wird eine elektrifizierte Fähre geprüft», sagt Zemp. Doch eine Lösung zu finden, ist nicht einfach und braucht Zeit. «Die grössten Herausforderungen sind dabei die landseitige Stromversorgung und technisch die benötigte Strommenge in kurzer Zeit auf die Fähre zu bekommen», erklärt Zemp. «Dabei sind auch für die Technik an Land grosse Investitionen notwendig, die wir finanzieren können müssen.»
Zu beachten sei zudem, dass die Nutzungsdauer einer Fähre circa 40 Jahre betrage und die gewählte Lösung auch entsprechend langfristig funktionieren müsse. Mit einem Schmunzeln fügt Zemp an: «Dank uns muss man mit dem Auto nicht immer um den See fahren, so tragen wir indirekt schon lange zur Reduktion des CO2-Ausstosses bei.»
Forschungsobjekt an der ZHAW
Ganz aus der Luft gegriffen ist auch die Idee mit dem Algenkraftstoff nicht. Denn aus Algen lässt sich tatsächlich Dieselöl produzieren. «Doch die Herstellung ist bislang viel zu aufwendig und zu teuer, als dass es im grossen Stil produziert und verwendet werden könnte», sagt Dominik Refardt, der an der ZHAW Wädenswil im Bereich Ökotechnologien und Energiesysteme forscht. Das liege auch daran, dass die Algen in immens grossen Anlagen gezüchtet werden müssten. Dafür wäre Platz nötig, der heute von der Landwirtschaft beansprucht wird. «Da besteht ein Interessenskonflikt.»
Laut Refardt ist es auch unrealistisch, dass dereinst natürlich vorkommende Algen in den Seen genutzt werden. «Das sind viel zu wenige», sagt der Forscher, «man müsste die Seen massiv überdüngen.»
Trotzdem sieht der Forscher Potenzial: Denn aus Algen kann auch Bioplastik hergestellt werden. Das Öl seinerseits wird teils in hochwertigen Futtermitteln für die Fischzucht eingesetzt. Dominik Refardt und sein Institut erforschen derweil beispielsweise, ob und wie Abwasser zur Züchtung von Algen genutzt werden können. Stinken würden die Algen übrigens nicht, sagt er, «sondern sie riechen eher wie frisch gemähtes Gras».
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