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1.-April-Scherz
Die Fähre fährt neu mit Kraftstoff aus Algen

ZHAW-Forscher Dominik Refardt (links) und Fähren-Geschäftsführer Martin Zemp haben für das Projekt zusammengespannt.
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Hinweis: Bei diesem Artikel handelte es sich um einen 1.-April-Scherz. 

Eigentlich merkt man keinen Unterschied, als die Fähre «Meilen» an diesem grauen Frühlingsmittag an der Fährenstation in Horgen anlegt. Und doch ist an dieser Fähre etwas grundlegend anders: Sie wird nicht mehr mit herkömmlichem Diesel betrieben, sondern bewegt sich mit Treibstoff aus Algen.

Dieser sogenannte Biodiesel ist zwar noch nicht ganz CO₂-neutral. Aber er ist deutlich besser für die Klimabilanz als fossile Brennstoffe. «Wir haben uns schon lange mit dem Gedanken getragen, wie wir unsere Fähren klimafreundlicher betreiben könnten», sagt Martin Zemp, Geschäftsführer der Zürichsee-Fähre Horgen-Meilen AG. Die Freude über den Coup mit dem neuen Treibstoff ist ihm anzusehen.

Für die ZHAW ein Glücksfall

Möglich geworden ist dieser dank eines Forschungsprojekts des Instituts für Umwelt und Natürliche Ressourcen an der ZHAW in Wädenswil. Dort werden Algen in zwei grossen Wasserbecken gezüchtet. Institutsleiter Dominik Refardt erklärt: «Diese Algen enthalten ausserordentlich viel Öl, welches wir in einem Raffinerie-ähnlichen Verfahren herauslösen.» Wie wirksam das so gewonnene Dieselöl in der Praxis ist, konnte die ZHAW nun zusammen mit der Fähre erfolgreich erproben. «Die Fähre als lokalen Partner in diesem Projekt zu haben, ist für uns ein Glücksfall», sagt der Wissenschaftler.

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In diesen Becken am Campus Grüental der ZHAW Wädenswil werden die Algen gezüchtet.
Der Biokraftstoff wird per Lastwagen direkt auf die Fähre geliefert und dort in den Tank eingefüllt.
In diesen Becken am Campus Grüental der ZHAW Wädenswil werden die Algen gezüchtet.

Zurzeit wird das Öl noch aus einer Algenart gewonnen, die nicht einheimisch ist. Doch die Hochschule und das Fährunternehmen haben bereits eine Idee, wie der Biokraftstoff noch regionaler und somit nachhaltiger werden könnte: «Wir fänden es toll, wenn sich der Kraftstoff auch aus Seegras aus dem Zürichsee produzieren liesse», sagt Martin Zemp.

Seekuh als Lieferantin

Er spienzelt dabei auf die Ernte der sogenannten Seekuh, einer Seegrasmähmaschine. «Es wäre eine echte Win-win-Situation, wenn wir diese Pflanzen sinnvoll nutzen könnten und die Schwimmerinnen und Schwimmer sich nicht mehr über den Bewuchs stören müssten.»

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Im Volksmund werden diese Laichkrautgewächse als Seegras bezeichnet. Künftig soll aus dem Seegras Biodiesel gewonnen werden.
Das als Seekuh bekannte Mähboot «frisst» im Sommer jeweils tonnenweise Gräser aus dem See, wie hier im Hafen Männedorf.
Im Volksmund werden diese Laichkrautgewächse als Seegras bezeichnet. Künftig soll aus dem Seegras Biodiesel gewonnen werden.

Das ist allerdings noch Zukunftsmusik. Nun geht es zuerst einmal darum, die mit Algen betriebenen Fähren «Meilen» und «Schwan» stets störungsfrei einsetzen zu können. Die ersten Tests fanden schon Anfang Jahr statt. «In den ersten Wochen blieben die Fähren noch regelmässig einige Minuten liegen», erinnert sich Zemp. Mittlerweile passiere das aber fast gar nicht mehr. Er bittet Passagiere indes um Geduld in solchen Fällen. Läuft alles nach Plan, werden die übrigen drei Fähren «Horgen», «Burg» und «Zürisee» bis Ende 2024 ebenfalls umgerüstet sein.

«Ein kleiner Minuspunkt»

Mittlerweile legt die «Meilen» mit Autos und Fahrgästen beladen wieder ab und steuert das rechte Seeufer an. Ein leicht modriger Geruch bleibt in der Frühlingsluft hängen. «Die Geruchsemissionen durch den Treibstoff sind leider ein kleiner Minuspunkt», gibt Zemp denn auch unumwunden zu. Da suche man noch nach Verbesserungsmöglichkeiten. 

Um zu eruieren, ob der Geruch als erträglich empfunden wird, findet heute Samstag eine Fahrt mit Testpassagieren statt: Interessierte können gratis auf der Fähre mitfahren und erhalten exklusiven Einblick in den Motorenraum. Ihr geruchliches Empfinden tragen sie anschliessend in Beurteilungsbögen ein.