Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Veranstaltungen für Behindertenrechte
«Es ist bitter, dass es die Aktionstage braucht»

Die Zürcher Aktivistin Saphir Ben Dakon sagt, sie sensibilisiere jeden Tag für die Anliegen von Behinderten.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

In eigener Sache: Während eines Monats machen Menschen mit Behinderungen im ganzen Land auf ihre Anliegen und die Behindertenrechte aufmerksam. Evelin Meierhofer schreibt für Reporter:innen ohne Barrieren, eine Plattform für inklusive Medienarbeit.

Was muss ein junger Hund mitbringen, um Assistenzhund zu werden? Welche Hürden erleben Rollstuhlfahrende, wenn sie in einer Schweizer Altstadt unterwegs sind? Wie sage ich «Danke schön» in Gebärdensprache?

Antworten auf diese und viele weitere Fragen gibt es während der Aktionstage Behindertenrechte. In diesem Rahmen sind landesweit von Mitte Mai bis Mitte Juni landesweit 1000 Aktionen geplant. Der Zürcher Regierungsrat Mario Fehr und Matyas Sagi-Kiss, Vizepräsident der Behindertenkonferenz Kanton Zürich (BKZ), eröffneten den Aktionsmonat am Mittwoch in Zürich. Im Verlauf des Monats finden in Zürich etwa eine Dinosaurier-Führung statt, die alle Sinne anspricht, werden Mittagsmenüs gekocht von gehörlosen Menschen, und das Festival Inkluvision findet im Bistro Karl der Grosse statt.

Konvention bekannt machen

Anja Reichenbach, Fachmitarbeiterin Projekte BKZ und Co-Leiterin «Zukunft Inklusion», war bei der Organisation involviert. «Es geht vor allem darum, die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) bekannt zu machen und ein Netzwerk aufzubauen», sagt sie.

Reichenbach hat auch schon an den kantonalen Aktionstagen 2022 mitgewirkt. Und diese waren ein Erfolg: Die Mehrheit der Aktionspartnerinnen und -partner hat sich für weitere Aktionstage ausgesprochen, sodass diese nun nicht nur im Kanton Zürich, sondern schweizweit durchgeführt werden.

Von den vergangenen Aktionstagen nimmt Reichenbach wichtige Erfahrungen mit und sagt: «Der Fokus hat sich geändert. Statt konkrete Strukturen verändern zu wollen, zielen wir mehr darauf hin, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren.» Die Lebensrealitäten von Menschen mit Behinderungen liessen sich durch diese Aktionstage nicht unmittelbar verändern. «Diese Erwartungen oder Hoffnungen können wir nicht erfüllen.» Dafür brauche es mehr.

Warum Inklusion legitimieren müssen?

Das sieht auch die 30-jährige Saphir Ben Dakon, Kommunikations- und Inklusionsexpertin aus Zürich, so. «Inklusion ist Arbeit», stellt sie klar, «es ärgert mich, dass wir Investitionen in die Inklusion immer wieder legitimieren müssen.» Es seien nicht einfach die Menschen mit Behinderungen, die Inklusion wollten, weil ihnen danach sei. «Es gibt einen rechtlich bindenden Anspruch, da die Schweiz die UN-BRK vor 10 Jahren ratifiziert hat.» Zudem habe die Schweiz seit 20 Jahren ein Behindertengleichstellungsgesetz, das zumindest den Abbau von Diskriminierung und Hindernissen fordere. 

«Ich sensibilisiere jeden Tag – wie viele andere Menschen mit Behinderungen auch», sagt Ben Dakon. Es gehe gar nicht anders. «Es ist bitter, dass es die Aktionstage braucht – aber es braucht sie.»

Für die junge Zürcherin benötigt ein struktureller Wandel klar mehr Zeit. Diese müsse man sich nehmen und mit dem Veränderungsprozess ernsthaft beginnen. Denn Inklusion dürfe kein Konsum sein, keine Veranstaltung, an der Menschen sich berieseln lassen und dann mit einem guten Gefühl nach Hause gehen. Für Ben Dakon ist Inklusion auch Aktion. Menschen mit und ohne Behinderungen müssten sich mit der Thematik auseinandersetzen und von sich aus aktiv werden. 

Erst der Anfang

Auch die Projektleiterin Reichenbach ist von der Ausrichtung des Veranstaltungsmonats überzeugt. «Die Aktionstage ermöglichen es allen, die bisher keine oder wenige Berührungspunkte mit Menschen mit Behinderungen hatten, sich mit Inklusion zu befassen.»

Dieses Jahr hofft Reichenbach insbesondere, dass die Aktionstage vermehrt in der breiten Öffentlichkeit und den Medien wahrgenommen werden. Damit Menschen mit Behinderungen sichtbarer werden. Dies sei bei der Durchführung 2022 leider noch nicht gelungen. «Die Aktionstage sind ein erster Schritt in diese Richtung.»

Saphir Ben Dakon ergänzt: «Sie sind ein positives Signal. Ein Startpunkt, von dem aus wir weitermachen können.» Schliesslich seien Behindertenrechte auch Menschenrechte. «Und diese will wohl niemand infrage stellen.»

Aktionstage Behindertenrechte, 15. Mai bis 15. Juni, ganze Schweiz. Festival Inkluvision: 23. bis 25. Mai, Karl der Grosse, Zürich.